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Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft
zusammengestellt von Dr. Uwe Meya
6. Dezember 2005
Neue Repressionswelle gegen buddhistische Lehrer in Tibet
Ein
prominenter und hochgeschätzter buddhistischer Lehrer, Oser Lama,
darf nach einem Aufenthalt in Indien nicht mehr in sein Stammkloster in Ost-Tibet
zurückkehren. Dort wurde offenbar mit einer neuen, verschärften Kampagne
der „Patriotischen Umerziehung“ begonnen [siehe auch Tibet-Information
vom 19. Oktober 2005; UM]. Am 26. Oktober wurde nach offiziellen Ankündigungen
chinesischer Offizieller in der Provinz Marham in Ost-Tibet mit einer neuen,
verschärften Kampagne zur „Umerziehung“ begonnen, deren erstes
Ziel Oser Lama wurde. Das lokale Büro für Religiöse Angelegenheiten
teilte mit, dass im Zuge der Kampagne über 100 Klöster besucht wurden.
Diesen wurde mitgeteilt, dass kein vom Dalai Lama anerkannter Lehrer, darunter
Oser Lama, in ihre Klöster zurückkehren könne und niemand mit
ihnen Kontakt haben dürfe, da diese nicht von der Zentralregierung anerkannt
seien.
Oser Lama, der sich zurzeit in der exil-tibetischen Siedlung Bylakuppe
in Südindien aufhält, ist Oberhaupt des gleichnamigen Klosters im ost-tibetischen
Kham, das ausserdem 22 andere Klöster unter seiner Supervision hat. Diese
Region ist sehr reich an Klöstern; die Präfektur Chamdo zählt
536 Klöster, darunter allein 22 in der Provinz Markham.
Ein ungenannter
Mönch erklärte gegenüber Radio Free Asia: „Die
Kampagne ist in vollem Gange. Wir werden in kleine Gruppen von 20 Mönchen
eingeteilt. Manchmal müssen wir Formulare ausfüllen, manchmal Fragebögen
komplettieren. Dazu müssen wir sechs Bücher über ‚Patriotische
Umerziehung’ studieren.“
Massenprotest gegen „Patriotische Umerziehung“ im
Kloster Drepung
Im
Verlauf der verschärften Kampagne zur “Patriotischen Umerziehung” ereignete
sich im Kloster Drepung, einem der grössten tibetischen Klöster nahe
Lhasa, ein gewaltsam niedergeschlagener Massenprotest. Am 23. November wurde
den Mönchen befohlen, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie den Dalai
Lama als “Separatisten” denunzieren und Tibet als Teil von China
anerkennen. Die Mönche weigerten sich, das Dokument zu unterschreiben.
Fünf Mönche leisteten besonders heftigen Widerstand und wurden auf
der Stelle des Klosters verwiesen und den Haftzentren des Public Security Bureau
in ihren jeweiligen Herkunftsorten übergeben.
Auf die Festnahmen am 25.
November hin führten über 400 Mönche
einen friedlichen Solidaritätsprotest durch, indem sie einfach schweigend
dasassen. Sie verlangten auch die Freilassung der fünf festgenommenen
Mönche, oder falls dies nicht geschehe, dass man sie ebenfalls des Klosters
verweise. Die Regierung gab Befehl, gewaltsam gegen die Mönche vorzugehen.
Ein grosses Kontingent von Soldaten, bewaffneten Volkspolizisten und Kräften
des Public Security Bureau traf im Kloster ein und schlug den Protest nieder.
Dabei wurden die widerstrebenden Mönche schwer geschlagen und in ihre
Unterkünfte zurückgetrieben.
Seit dieser Razzia darf niemand mehr
das Klostergelände betreten noch
verlassen. Sicherheitskräfte bewachen nun das Kloster und die Aktivitäten
der Mönche rund um die Uhr.
Ein junger tibetischer Mönch, Ngawang Jangchub, 28, war bereits in der
ersten Oktoberwoche unter mysteriösen Umständen auf eine “Umerziehungssitzung” im
Kloster Drepung hin gestorben.
Bei dem jetzigen gewaltlosen Massenprotest der
Mönche des Klosters Drepung
in Lhasa handelt es sich vielleicht um den grössten seit einem Jahrzehnt
Die gewaltsame Auflösung des friedlichen Protests der Mönche erfolgte
einige Tage, nachdem der chinesische Präsident Hu Jintao während
des Chinabesuchs von Präsident Bush eine Verbesserung der Menschenrechtslage
zugesichert hatte.
Quellen: Radio Free Asia; Tibetan Center for Human
Rights and Democracy (TCHRD), teilweise geänderte und gekürzte Uebersetzung aus dem Englischen
von IGFM München
14. November 2005
Forscher werfen China Folter und Mord vor
Wissenschaftler erheben schwere Vorwürfe gegen die chinesische Regierung.
Untersuchungen von mehreren hundert Flüchtlingen aus Tibet hätten
ergeben, dass Hinrichtungen, Folter und psychische Gewalt noch häufiger
vorkommen als bisher vermutet.
Seit die chinesische Volksarmee 1949 in Tibet
einmarschierte, gibt es immer wieder Berichte von Übergriffen gegen die Bevölkerung. Doch präzise
Informationen über Menschenrechtsverletzungen sind wegen der Zensur durch
die chinesischen Behörden Mangelware. Forscher aus Kanada und den USA
haben nun mehrere Studien über den Gesundheitszustand tibetischer Flüchtlinge
ausgewertet. Die Ergebnisse seien erschreckend, berichtet das Team um Edward
Mills von der kanadischen McMaster University im Fachblatt "BMC International
Health and Human Rights". Die Anzeichen für Folter und psychische
Krankheiten seien wesentlich häufiger zu beobachten als bisher vermutet,
heisst es in dem Artikel (http://www.biomedcentral.com/1472-698X/5/7/abstract).
Das
Team um Mills hat bereits früher die Berichte von Menschen studiert,
die in den vergangenen Jahren aus Tibet geflohen waren, und eine hohe Zahl
an Berichten über Kindesmisshandlungen, Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen
gefunden. Für ihre aktuelle Untersuchung haben die Wissenschaftler nach
eigenen Angaben alle veröffentlichten Berichte über psychische Störungen
unter tibetischen Flüchtlingen ausgewertet. Die Studien bezogen sich auf
insgesamt 410 Menschen.
Mills und seine Kollegen kamen zu dem Ergebnis, dass
23 Prozent aller Flüchtlinge
unter der sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) litten.
Zu den Symptomen gehören Alpträume, Angstzustände, Teilnahmslosigkeit
und das Wiedererleben traumatischer Erlebnisse. 57 Prozent der Flüchtlinge
litten dem Bericht zufolge unter schweren Depressionen.
Die Wissenschaftler
fanden zudem eine "inakzeptabel hohe" Zahl von
Berichten über Folter und andere Menschenrechtsverletzungen. Zu den Methoden
gehörten Schläge, Stromstösse und erzwungene Blutabnahmen. Zudem
hätten viele Flüchtlinge Ermordungen und Verschleppungen von Freunden
und Angehörigen beobachten müssen.
"Die Untersuchung liefert verlässliche Hinweise darauf, dass Menschenrechtsverletzungen
in Tibet inakzeptabel oft vorkommen", so die Forscher. Sie riefen die
Regierungen der USA, Kanada, Grossbritanniens und anderer Nationen auf, bei
Verhandlungen mit China den Menschenrechten höchste Priorität einzuräumen.
Protest gegen Wahl der Tibet-Antilope als Olympia-Maskottchen
China präsentierte kürzlich fünf Tiere, darunter die Tibet-Antilope,
als Olympia-Maskottchen, die, wie es offiziell heisst, China als „multi-ethnische
Nation“ für die Olympischen Spiele 2008 portraitieren sollen. Tibet-Gruppen
wiesen darauf hin, dass die Tibet-Antilope nicht zuletzt aufgrund der chinesischen
Wilderei zur bedrohten Tierart geworden ist. Durch die geschickte Wahl einer
tibetischen Spezies wird auch die Besetzung Tibets in der öffentlichen
Wahrnehmung legitimiert, wenn das Tier dazu herhalten muss, als eines unter
mehreren aus einer „multi-ethnische“ Nation dargestellt zu werden.
Tausende
der Tibet-Antilopen wurden seit der chinesischen Invasion von ihren Soldaten
teils grundlos hingemetzelt, manchmal nicht einmal zur Fleischgewinnung, sondern
aus Langeweile oder als „lebende Zielscheiben“ für
Schiessübungen. Eine andere Quelle der Bedrohung ist die Wilderei: die
weiche Wolle dieser Tiere, Shatoosh genannt, ist international sehr gesucht.
Die Tibet-Antilope wurde 1975 als bedrohte Tierart anerkannt, und der Handel
mit den Fellen ist seit 1979 verboten.
Quellen: Der Spiegel; BioMed Central;
Reuters
25. Oktober 2005
Microsoft beugt sich chinesischem Druck
Microsoft hat auf chinesischen Druck den offiziellen Ausdruck für
bhutanesische Sprache, “Dzongkha”, aus seinen Software-Produkten
verbannt. China hatte Bedenken angemeldet, dass dieser Ausdruck Assoziationen
zum Dalai Lama wecken könnte. Staatsreligion in Bhutan ist Drukpa
Kagyu, eine tibetische Schulrichtung, und Landessprache ist der tibetische
Dialekt “Dzongkha”.
Microsoft verfasste eine interne Anweisung, dass diese Bezeichnung in
keiner Software-Version, keiner Länderliste und keinen Werbematerialien
für ihre Produkte verwendet werden darf. Begründet wurde dieser
Anweisung damit, dass der Gebrauch von “Dzongkha” “…
eine Assoziation zum Dalai Lama herstellt, die für die Regierung
der Volksrepublik China nicht akzeptabel ist”.
Anstatt “Dzongkha” soll künftig der Ausdruck “Tibetisch
– Bhutan” verwendet werden. Der beanstandete Ausdruck wurde
in die höchste Klasse von Produktfehlern eingeordnet. Nach der internen
Rangordnung werden Produkte mit derartigen “Fehlern” nicht
freigegeben, bis diese nicht behoben sind.
Bereits im Juni 2005 hatten Bürgerrechtsgruppen kritisiert, dass
Microsoft China half., Software zum Blockieren unliebsamer Internet-Inhalte
zu entwickeln. Die Software entfernt automatisch Einträge aus Internet-Seiten
wie “Freiheit”, “Demokratie”, “Menschenrechte”,
“Tibet” und “Dalai Lama”.
Erst Anfang 2005 hatte Microsoft-Präsident Bill Gates der chinesischen
Führung Komlimente für das Modell einer Marktwirtschaft mit
strikter politischer Kontrolle gemacht. Er wird mit den Worten zitiert:
“Das ist eine brandneue Form des Kapitalismus, und aus Konsumentensicht
ist es die beste Sache, die es je gab.”
Blockiert Nepal den Transit tibetischer Flüchtlinge?
Eine nepalische Nachrichtenagentur berichtet, dass die Regierung beschlossen
hat, keine Reisedokumente mehr für Flüchtling auszustellen.
Angeblich sei kürzlich eine entsprechende Weisung des Aussenministeriums
ergangen. Auch seien bereits die lokalen Verwaltungen in jenen Distrikten
verständigt worden, in denen Flüchtling aus Tibet in Lagern
wohnen.
Damit würde der Transit von tibetischen Flüchtlingen nach Indien
nahezu unmöglich. In Nepal stellte bisher das Aussenministerium solche
Reisedokumente für Flüchtlinge nach Überprüfung der
Fälle durch das Innenministerium aus. Diese Reisedokumente stellen
ein Äquivalent für Reisepässe dar.
In Nepal leben etwa 20’000 tibetische Flüchtlinge in mehreren
Lagern. Jährlich flüchten schätzungsweise 2’500 bis
3’000 Tibeter nach Nepal.
Nach Einschätzungen von Beobachtern spielt König Gyanendra damit
wieder die “chinesische Karte”. China hatte den Staatsstreich
vom 1. Februar, in dem Parlament und Regierung de facto abgeschafft wurden,
als “interne Angelegenheit Nepals” bezeichnet. Die internationale
Gemeinschaft hatte dieses Manöver einhellig kritisiert. Nun könnte
sich Nepal mit den Hindernissen für tibetische Flüchtlinge für
die chinesische Haltung erkenntlich zeigen.
Eine offizielle Bestätigung seitens der Regierung Nepals über
diesen Beschluss steht noch aus.
Quellen: Save Tibet; Nepalnews Exclusive
19. Oktober 2005
“Patriotische Umerziehung” in Klöstern
intensiviert
Im Verlauf des Jahres 2005 hat China seine Kampagne der “Patriotischen
Umerziehung” in Klöstern wieder verschärft. Wie geflüchtete
Tibeter berichten, werden Mönche und Nonnen unter der Drohung der
Wegweisung aus ihren Klöstern gezwungen, schriftlich den Dalai Lama
zu verurteilen. Ausserdem wird ihnen “patriotische” Pflichtlektüre
auferlegt, die später in Examina abgefragt wird. Einige neue “Mönche”
erhielten auffallend schnell von der Regierung die Aufenthaltsgenehmigung
für ein Kloster – und erschienen dann dort mit Mobiltelefonen
ausgerüstet, um unliebsame Aktivitäten direkt an die Sicherheitsbehörden
zu melden.
Aus mehreren Klöstern liegen Berichte vor, dass Mönche und Nonnen
im Verlaufe dieses Jahres zunehmend gezwungen wurden, Dokumente zu unterzeichnen,
die den Dalai Lama verurteilen. Andernfalls wurde ihnen mit Wegweisung
aus dem Kloster gedroht. In mindestens zwei Klöstern – darunter
in Sera (nahe Lhasa), einem der grössten Klöster Tibets - wurde
seit April d.J. zusätzlich eine dreimonatige Kampagne mit politischer
Pflichtlektüre für die Mönche abgehalten. In vier Sitzungen
pro Woche mussten diese Bücher mit der offiziellen Sicht über
Recht, Politik, Geschichte und “Ethik für die Massen”
studieren. Danach wurden sie über den gelernten Stoff geprüft.
Nichtbestehen oder sonstige “Verfehlungen” führten bei
18 Mönchen in Sera zur Wegweisung aus dem Kloster, und 8 von ihnen
wurden im Büro für Öffentliche Sicherheit festgesetzt.
In einem Nonnenkloster wurden alle 50 Nonnen gezwungen, sich zum Zeichen
der Unterstützung für diese Kampagne individuell fotografieren
zu lassen. Nachdem sich nur 6 von ihnen dazu bereit erklärten, wurden
die anderen weggewiesen.
Flüchtlinge berichten auch von der auffallend schnellen Erteilung
von Aufenthaltsgenehmigungen der Behörden an neue Mönche. Alle
Mönche in Tibet benötigen eine offizielle Genehmigung des “Büros
für Religiöse Angelegenheiten”, um in ein Kloster aufgenommen
zu werden; für jedes Kloster werden vorab Maximalzahlen an Mönchen
festgelegt, die nicht überschritten werden dürfen. Einige der
so schnell zugelassenen Mönche erschienen mit Mobiltelefonen ausgerüstet
in ihren Klöstern. Sie sollten unliebsame Aktivitäten (welches
allein schon die Erwähnung des Dalai Lama in Gebeten oder Zeremonien
sein kann) sofort melden. Ein Flüchtling berichtete, dass in einem
Fall eine Durchsuchung des Klosters schon begann, als die betreffende
Zeremonie noch gar nicht beendet war.
Das TCHRD hat seit Begin der Kampgane im Januar 1996 insgesamt 11’383
Wegweisungen aus Klöstern dokumentiert.
Mehr Analphabeten und weniger höhere Schulabschlüsse
in Tibet
Die jüngsten für die Autonome Region Tibet (TAR) veröffentlichten
regierungsoffiziellen Statistiken (siehe China Statistical Yearbook) zeigen,
dass sich der Anteil der tibetischen Bevölkerung, der nicht lesen
und schreiben kann, von 43,8% im Jahr 2002 auf 54,9% im Jahr 2003 erhöht
hat. Damit ist der Trend in der TAR dem in allen anderen westlichen Provinzen
der VR China genau entgegengesetzt, wo der Analphabetismus 2003 ebenso
wie in den Vorjahren abnahm. Auffallend ist der Anstieg bei der Analphabetenrate
speziell bei Personen über 15 Jahren Mit 55% liegt diese näher
an den Raten, die Ende der Neunziger (1998 z.B. 60%) ermittelt wurden;
2002 lag die Rate bei nur 44%.
Der Anteil von Personen mit Grundschul-Bildung fiel von 62% im Jahr 2002
auf nur 55% im Jahr 2003. Der Anteil der Bevölkerung mit Sekundärbildung
(Mittel- und höhere bzw. Berufsschulen) und darüber hinaus fiel
von 15,4% in 2002 auf 14,2% in 2003.
Möglicherweise wurden die höheren Bildungsausgaben im Rahmen
der Kampagne zur “Entwicklung der Westlichen Regionen” seit
2001 im wesentlichen durch ansteigende Lehrer-Gehälter absorbiert.
Quellen: Tibetan Center for Human Rights and
Democracy TCHRD; Radio Free Asia; Tibet InfoNet (überarbeitete dt.
Übersetzung durch IGFM München)
11. Oktober 2005
Feiern zum 40. Jahrestag der “Autonomen Region
Tibet” – wie Lhasa von potenziellen Störenfrieden gesäubert
wurde
China liess im September das 40. Gründungsjubiläum der
Autonomen Region Tibet (TAR) – welche das historische Tibet als
Resultat der Annexion politisch neu aufteilte - unter strengster Wachsamkeit
und Kontrollen in Lhasa und anderen Teilen Tibets begehen. Die Feierlichkeiten
gingen mit Repression und Razzien, verstärkter Überwachung und
vorbeugenden Massnahmen einher, um einen störungsfreien Ablauf zu
garantieren und das Bild eines "glücklichen, modernen und erfolgreichen
Tibets" zu vermitteln.
Die chinesischen Behörden legten hinsichtlich der “Aufrechterhaltung
der Stabilität” in der Region ein geradezu paranoides Verhalten
an den Tag. Um während grösserer Feierlichkeiten einem etwaigen
Aufbegehren der Tibeter zuvorzukommen, ergriffen sie diverse Vorsichtsmassnahmen,
wie die verstärkte Überwachung verdächtiger Personen und
ehemaliger politischer Gefangener, wobei sie auch nicht vor willkürlichen
Verhaftungen zurückschreckten. Tibeter, zu deren Vorgeschichte politische
Aktivitäten gehören, wurden aus der Stadt entfernt und einem
Verhör unterzogen. Ihre Angehörigen mussten dafür bürgen,
dass sie keine “unerwünschten Aktivitäten” ausführen.
Am 31. Juli entfernte die Volksverwaltung von Lhasa gewaltsam die Bettler
von den Strassen und schickte sie an ihre Heimatorte zurück, um die
Stadt von “unerwünschten Elementen” zu säubern.
Ab der ersten Juliwoche mussten sich auch Touristen und auswärtige
Besucher zusammen mit ihren Gastgebern beim Sicherheitsbüro melden.
Letztere mussten für das Wohlverhalten ihrer Gäste bürgen.
Tibetern wurde das morgendliche und abendliche Umschreiten der heiligen
Stätten untersagt. Im Kloster Sera traf in der ersten Juliwoche ein
zusätzliches Kontingent an chinesischen Kadern ein, um die Mönche
der "patriotischen Umerziehung" zu unterziehen.
Am 14. August gab es in Lhasa eine grosse Militärübung unter
der Bezeichnung "Task Force 05", um für einen allfälligen
Ausbruch von Unruhen gut vorbereitet zu sein. An der Militärübung
nahmen die Polizei des Sicherheitsbüros von Lhasa, die bewaffnete
Volkspolizei und die Abteilung für nationale Sicherheit teil. Hohe
Funktionäre wie Yang Chuantang, Parteisekretär der TAR, und
der Vorsitzende des Komitees für "Sicherheit und Stabilität"
hielten Ansprachen. Sie ermahnten die Bevölkerung, grössere
Anstrengungen zu unternehmen, um eine lange Periode des "Friedens
und der Stabilität" in Tibet zu erreichen.
Am 18. August fand ein "Motivations-Meeting" des Sicherheitsbüros
von Lhasa statt, bei dem das Sicherheitspersonal ermahnt wurde, alles
zu tun, um politische Vorfälle während der Feierlichkeiten im
Keim zu ersticken. Die Vorgesetzten instruierten die Sicherheitskräfte,
dass sie bei dieser Feierlichkeit eine wichtige politische Verantwortung
trügen, ginge es doch um weit mehr als die blosse Aufrechterhaltung
von Stabilität und Sicherheit.
Am 28. August nahmen chinesische Sicherheitskräfte Sonam Gyalpo,
einen ehemaligen politischen Gefangenen, in seiner Wohnung in Lhasa fest.
Über den Ort seiner Inhaftierung ist nichts bekannt. Der 43-jährige
Sonam Gyalpo war einer der 21 Mönche des Klosters Drepung, die am
27. September 1987 friedlich für die Befreiung Tibets demonstriert
hatten. Sonam verbrachte danach drei Jahre im Gutsa-Haftzentrum und im
Drapchi-Gefängnis.
In Lhasa selbst hielten Sicherheitskräfte und Soldaten der bewaffneten
Volkspolizei rund um die Uhr Wache und patrouillierten auf den Straßen.
Alle Einfallsstrassen wurden kontrolliert und die Checkpoints waren Tag
und Nacht besetzt. Tibetern aus der umliegenden Gegend war es am Tag der
Feierlichkeiten verboten, nach Lhasa zu gehen.
Quellen: Tibetan Center for Human Rights and
Democracy TCHRD (überarbeitete dt. Übersetzung durch IGFM München)
6. September 2005
Studie: Wirtschaftswachstum fördert soziale Ausgrenzung
in Tibet
In seinem neuen Buch mit dem Titel "State Growth and Social
Exclusion in Tibet: Challenges of Recent Economic Growth" (University
of Hawaii Press, zu beziehen über amazon.com) entlarvt der auf Entwicklungsfragen
spezialisierte Wirtschaftswissenschaftler Andrew Fischer den Mythos, dass
die Armut bei wirtschaftlichem Wachstum automatisch zurückgehe. In
seiner Studie über Statistiken und die Lebensumstände in Tibet,
die auf einer gründlichen Analyse offizieller chinesischer Daten
beruht, zeigt Fischer auf, wie mit dem Wirtschaftsboom in Tibet zugleich
Armut und Ausgrenzung der einheimischen Bevölkerung zunehmen. Fischer
vertritt die These, dass die Entwicklungspolitik, die China in seinen
westlichen Regionen betreibt, ihrem Wesen nach eine Politik des Ausschlusses
vom Wirtschaftswachstum ist. Zu diesem Schluss kommt er mittels einer
sorgfältigen Auswertung statistischer Daten sowie durch Interviews
mit Bauern, Nomaden, städtischen Unternehmern, Regierungsbediensteten,
Lehrern, Schülern und Studenten wie auch mit Repräsentanten
internationaler, in Tibet tätiger NGOs.
Fischer stellte fest, dass Strategien, die sonst zur Förderung lokaler
Beteiligung und Eigentumsbildung im Rahmen des Entwicklungsprozesses in
China Verwendung finden, in Tibet komplett ignoriert werden. Subventionen
werden derart eingesetzt, dass sie den städtischen Zentren, in denen
sich fast alle chinesischen Migranten niederlassen, Vorteile verschaffen,
was auf Kosten sowohl der ortsansässigen wie der vom Land zugewanderten
Tibeter geschieht. Die Einkommen in den ländlichen Gebieten sinken
und die von der WTO geforderten Reformmassnahmen zum Nachteil der tibetischen
Bauern werden manipuliert, obwohl diese kaum Berufschancen ausserhalb
der Landwirtschaft haben. In Tibet werdem viel weniger an sozialen Leistungen
wie Gesundheitsversorgung und Bildung als im übrigen China zur Verfügung
gestellt, obwohl die Einkommen sinken.
Bericht: Situation in Nepal macht Flucht aus Tibet riskanter
Ein Bericht der International Campaign for Tibet (Washington) zeigt,
wie die instabile politische Situation in Nepal die Gefahren für
Flüchtlinge aus Tibet erhöht. China wusste den Aufstand der
Maoisten geschickt auszunützen, um mehr Einfluss auf das politische
Geschehen in Nepal zu nehmen. Dazu zählen auch Massnahmen gegen unliebsame
exil-tibetische Aktivitäten, wie zum Beispiel die mit zweifelhaften
formaljuristischen Begründungen vollzogene Schliessung des tibetischen
Flüchtlingszentrums in Kathmandu [vergl. Tibet-Information vom 27.
Januar 2005; UM].
Immer mehr Tibeter versuchen jetzt die Flucht und den Transit nach Indien
unter Umgehung des offiziell geschlossenen Flüchtlingszentrums in
Kathmandu, dessen Status nach wie vor unklar ist. Damit entgeht den Flüchtlingen
aber auch die Hilfe vom UNHCR, welches bisher den Transit nach Indien
logistisch unterstützte.
Ein anderer Faktor ist die Tatsache, dass sich die Grenzpolizei von Nepal
aus Furcht vor Attacken der Maoisten immer weniger aus ihren Stützpunkten
traut. Die nach dem früheren “Gentleman’s Agreement”
vorgesehene Eskortierung von Flüchtlingen nach Kathmandu wird damit
zu einer riskanten Variante, und viele Grenzpolizisten gehen lieber den
bequemeren Weg und liefern statt dessen die Flüchtlinge umgehend
wieder an ihre chinesischen Kollegen aus. Nicht selten sind hier sogenannte
“kooperative Beziehungen” entstanden, das heisst, die chinesische
Seite “belohnt” solches Handeln mit “Kopfgeldern”.
Etwa ein Drittel der 2’500 Flüchtlinge des letzten Jahres waren
Kinder unter 14 Jahren.
Quellen: Tibet Justice Center (überarbeitete
dt. Übersetzung durch IGFM München); International Campaign
for Tibet (Washington)
12. August 2005
Umfangreiche Bespitzelung der “Giftigen Fünf”
Den Enthüllungen eines ehemaligen chinesischen Diplomaten zufolge
zählt die Regierung der VR China tibetische "Separatisten"
zu den sogenannten "fünf giftigen Gruppen". Der im Mai
d.J. geflüchtete erste Sekretär des chinesischen Generalkonsulats
in Sydney, Chen Yonglin, beschrieb im Juli vor amerikanischen Abgeordneten,
wie Peking seine ausländischen Gesandtschaften benutzt, um von dort
aus einen "Krieg" (Originalzitat) gegen bestimmte Zielgruppen,
vor allem die Meditationsbewegung Falun Gong, zu führen.
Falun-Gong-Anhänger, die taiwanesische Unabhängigkeitsbewegung,
uighurische Separatisten und Demokratie-Aktivisten sind die anderen vier
verfolgten Gruppen. Chen legte ein Dokument aus dem Jahr 1999 vor, in
dem die von den "Giftigen Fünf" während des Australienbesuchs
des damaligen Präsidenten Jiang Zemin verursachten Proteste und Unruhen
beklagt werden. Von CNS-News wurde Chen so zitiert: "Die Konsulatsmitarbeiter
hatten die Aufgabe, anhand der zur Verfügung stehenden Daten gegen
Falun Gong gerichtetes Propagandamaterial zu erstellen und dieses an diverse
Regierungsabteilungen, Ministerien, NGOs, Bibliotheken und Schulen zu
verteilen".
Chen erklärte den amerikanischen Abgeordneten, daß die VR China
ein Netz von mehr als 1.000 "Geheimagenten und Informanten"
in Australien und eine noch wesentlich größere Anzahl in den
USA unterhalte. In jeder ausländischen chinesischen Mission sei mindestens
ein Kader für Falun Gong zuständig, fügte er hinzu, wobei
der jeweilige Chef und Vizechef der diplomatischen Vertretung rechenschaftspflichtig
seien.
Widerstand gegen Referat des Dalai Lama an einem wissenschaftlichen
Kongress
Seit langem versucht die VR China, dem Dalai Lama oder anderen Tibetern
jede Möglichkeit zu öffentlichen Auftritten zu entziehen. Gehört
es schon zum Ritual, dass der Dalai Lama nicht von Politikern empfangen
werden darf, so protestierte Bejing auch gegen die Teilnahme der “Miss
Tibet” an einem Schönheitwettbewerb in Zimbabwe [vergl. Tibet-Information
vom 25. Februar 2005;UM] oder drohte es mit Sanktionen gegen den Crevetten-Import
gegen Grönland, als ein inoffizielles Fussball-Länderspiel Grönland
gegen Tibet in Kopenhagen durchgeführt wurde [vergl. Tibet-Information
vom 7. Mai 2001; UM].
Nun erreicht diese Kampagne offenbar auch die wissenschaftliche Welt.
Die Zeitschrift “Nature”, eines der zwei weltweit renommiertesten
wissenschaftlichen Journale, meldet Protest gegen die Teilnamhe des Dalai
Lama am Jahreskongress der ebenfalls sehr renommierten amerikanischen
Fachgesellschaft “Society of Neuroscience” im November d.J.
Der Dalai Lama sollte dort aus seiner Sicht Stellung nehmen zu den den
in “Nature” veröffentlichten Resultaten des US-Wissenschaftlers
Richard Davidson über die Veränderungen, die tiefe Meditation
in der elektrischen Aktivität des Gehirns erzeugen kann. Seit langem
fördert der Dalai Lama wisschenschaftliche Untersuchungen, ob es
nachweisbare physiologische Korrelate dafür gibt, wie Meditation
die Funktion des Gehirns verändern und Wohlbefinden erzeugen kann.
Die “Nature”-Publikation war die erste ihrer Art und erregte
weltweit grosses Aufsehen.
Etwa 50 Mitglieder der “Society of Neuroscience”, die meisten
von ihnen mit chinesischen Namen, protestieren gegen das Referat des Dalai
Lama und drohten damit, nicht am Jahrestreffen teilzunehmen und ihre eigenen
Vorträge zurückzuziehen. Sie betonen rein wissenschaftliche
Gründe für ihren Protest. Einer von ihnen nannte die Forschung
über Meditation ein Gebiet mit “hyperbolen Ansprüchen”
und “begrenzter wissenschaftlicher Sorgfalt”.
Die Veranstalter wollen an der Einladung des Dalai Lama festhalten. Die
Veranstaltung der “Society of Neuroscience” ist die zweite
in der Serie “Neurowissenschaft und Gesellschaft”.
Quellen: Phayul (überarbeitete dt. Übersetzung durch IGFM München);
Nature
7 Juli 2005
Vierte Gesprächsrunde zwischen Gesandten des Dalai
Lama und China
Am 30. Juni und 1. Juli trafen sich eine fünfköpfige Delegation
mit Gesandten des Dalai Lama und hochrangigen chinesischen Offiziellen
zur vierten Gesprächsrunde seit Wiederaufnahme des Dialogs vor zwei
Jahren. Im Gegensatz zu den früheren Gesprächsrunden reisten
die Gesandten nicht nach China, sondern die Gespräche fanden in der
chinesischen Botschaft in Bern statt. Details über Gesprächsthemen
oder allfällige Resultate liegen noch nicht vor.
Die Delegation der Tibeter war sehr hochrangig besetzt: Kelsang Gyaltsen
und Lodi Gyari als spezielle Gesandte, die auch bei den vorigen Runden
dabei waren, dazu Tsegyam Ngaba, der Gesandte des Dalai Lama in Taiwan;
Bhuchung Tsering, Mitglied einer speziellen Task Force aus Dharamsala,
und Samdhong Rinpoche, der gegenwärtige Ministerpräsident der
Regierung im Exil. Eine Namensliste der chinesischen Gesprächspartner,
die ebenfalls als hochrangig beschrieben wird, liegt nicht vor.
Es liegt lediglich ein kurzer Kommentar von Samdhong Rinpoche vor, den
er am Rande der Feiern zum 70. Geburtstag des Dalai Lama am 6. Juli abgab.
Hier sind Auszüge: „Erst jetzt realisieren die Chinesen, dass
der Dalai Lama nicht das Problem ist, sondern der Schlüssel zur Lösung
des Problems…Er hat jetzt sein 71. Lebensjahr begonnen, und er kann
noch lange leben. Er hat bestimmt noch 20 Jahre zu leben, und während
dieser Zeit wird eine Lösung gefunden werden.“ Zu den Gesprächsrunden
sagte Samdhong Rinpoche: „Der erste Kontakt war dazu da, „hallo“
zu sagen, die zweite Runde war halb touristisch, aber in der dritten Runde
wurde viel Zeit in Diskussionen investiert, um Befürchtungen der
Chinesen zu zerstreuen… Die [gerade beendete] vierte Runde diente
dazu, Fragen zu beantworten, die in der vorigen Runde aufgeworfen wurden…
Diese Gepräche kann man nicht als Verhandlungen bezeichnen, sondern
als einen Dialog über bestimmte Auffassungen, um eine gemeinsame
Basis zu finden, und weil unser Meinungsaustausch so intensiv war, hoffen
wir, dass nun Verhandlungen mit den Chinesen in der näheren Zukunft
stattfinden werden. Wir reden bisher nicht über die grundlegenden
Dinge selbst, sondern über Gesprächsthemen, die sicherstellen,
dass dann wirklich die grundlegenden Fragen zum Gesprächsgegenstand
werden.“ Samdhong Rinpoche verneinte die Frage, ob externe Vermittler,
wie etwa die Norweger, die zur Zeit in Sri Lanka vermitteln, involviert
werden. „Wir glauben, dass solche Vermittler bein internationalen
Konflikten benötigt werden, aber weil wir die chinesische Souveränität
akzeptieren, ist das eine interne Angelegenheit und wir werden sie untereinander
lösen.“
Offizielle Stellungnahmen aus Bejing waren hingegen unverändert.
Ein Regierungssprecher teilte den Medien mit, der Dalai Lama „muss
klar und in aller Öffentlichkeit anerkennen, dass Tibet untrennbarer
Bestandteil Tibets ist. Nur unter dieser Bedingung kann die Regierung
Diskussionen über seine Zukunft beginnen.“
In Tibet selbst wurden die Sicherheitsmassnahmen in den Tagen um den 70.
Geburtstag des Dalai Lama verstärkt. Laut einem Dekret von 2001 ist
es verboten, „Gebete zu sprechen, Segnungen zu geben, und seine
Verdienste zu preisen… Es ist strikt verboten, in der Öffentlichkeit
oder privat illegale Aktivitäten auszuführen, wie sich zu versammeln,
Weihrauch zu verbrennen oder Tsampa in die Luft zu werfen [Das Werfen
von Gerstenmehl, Tsampa, ist eine häufig verwendete Handlung bei
erfreulichen Ereignissen. Dieses fand z.B.auch statt, als die Verleihung
des Friedensnobelpreises an den Dalai Lama bekannt wurde; damals beteiligten
sich die Chinesen noch nichts ahnend daran; UM].“
Quellen: AFP
23. Mai 2005
Ein neuer Fall von Internet-Zensur in Tibet –
Herausgeber verschwunden
Mehr und mehr zensiert die chinesische Regierung Inhalte, die über
das Internet verbreitet werden [vergl. auch Tibet-Information vom 17.
Mai 2004; UM]. Im März d.J. wurde, wie jetzt bekannt wurde, die "Website
Tibetische Kultur" geschlossen. Diese Website wird von der Xueyu
Zangren Cultural Exchange Co Ltd aus der nordwestchinesischen Provinz
Gansu ins Netz gestellt und wurde am 25. März von der Internet-Verwaltungsabteilung
des PSB [Public Security Bureau = Büro für Öffentliche
Sicherheit] der Provinzhauptstadt Lanzhou geschlossen. Es wird spekuliert,
von Internetsurfern platzierte Texte über "heikle Themen"
könnten zu der Schliesung geführt haben. Der Chefredakteur und
verantwortliche Herausgeber der Website, Tsewang Norbu, ist seitdem spurlos
verschwunden. Nach massiven Protesten verschiedener internationaler Organisationen
wurde die Schliessung rückgängig gemacht. Über den Verbleib
von Tsewang Norbu ist indessen nichts bekannt geworden.
Die chinesische Regierung hat bereits mehrere Millionen Dollar für
ein landesweites Internet-Überwachungssystem ausgegeben und konnte
Websites mit mutmasslich gegen die Regierung gerichteten Inhalten erfolgreich
blockieren.Die Organisation "Reporter ohne Grenzen” kritisierte
bereits Ende 2003 die Pläne der chinesischen Behörden zur Errichtung
eines landesweiten Überwachungssystems mittels streng kontrollierter
Internetcafe-Ketten. Es wurde Überwachungs- und Kontrollsoftware
in den Internetcafes installiert, womit sich die Behörden über
die übermittelten Informationen auf dem Laufenden halten können.
Im April 2004 führte die Abteilung des PSB in Lhasa für Internetsicherheit
eine Pflicht-Registrierungskarte für Internetbenutzer ein. Alle Surfer
müssen auf einem Formular ihre Ausweis- oder Bürger-Identifikationsnummer
(chin. shen fen zheng) eintragen, bevor sie ins World Wide Web gehen dürfen.
Gesinnungskontrolle in einem von der Schweiz unterstützten
Kloster in Lhasa
Bei seinem überraschenden Tibet-Besuch im Ramoche-Kloster in Lhasa
im Oktober letzten Jahres hatte Bundesrat Couchepin eine Summe von Fr.
200’000 zur Dachrenovation zugesagt. Jetzt erreichen uns Nachrichten
über Gesinnungskontrolle und den Verweis zweier Mönche aus diesem
Kloster. Hier die Schilderung zweier inzwischen nach Nepal geflohener
Mönche aus dem Ramoche-Kloster:
"Im Kloster Ramoche in Lhasa haben auf Anordnung des Religionsbüros
Lhasa zwei Kader auf Dauer Quartier bezogen. … Die von der Regierung
eingesetzten Kader berufen Versammlungen ein und halten im Rahmen der
Kampagne "Liebe Dein Land, Liebe Deine Religion" politische
Schulungen ab.
Neue Mönche werden nur nach einer Prüfung zugelassen. Statt
sie jedoch nach ihrem spirituellen Wissen zu befragen, wird ihre politische
Einstellung überprüft. … Wer bei diesem Loyalitätstest
durchfällt, wird nicht als Mönch zugelassen. Im Jahre 2004 haben
sich 70 Bewerber angemeldet. Bei der Prüfung wurden ihnen folgende
Fragen vorgelegt: Stimmen Sie zu, dass gegen "separatistische"
Gruppierungen hart vorgegangen werden muss? Wie kann Ihrer Meinung nach
die Solidarität mit dem Mutterland erreicht werden? Was halten Sie
von der Aussage, dass sich das Kloster selbst tragen soll, anstatt auf
die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen zu sein? ... Bis
auf 24 Anwärter verweigerten alle die Beantwortung dieser Fragen
und wurden damit automatisch von der Zulassung ausgeschlossen.
Um den abgewiesenen Kandidaten trotzdem die Zulassung zu ermöglichen,
baten die gewählten Vorsteher des Klosters, Yeshi Lodoe und Drakpa
Gyaltsen, die Regierungskader darum, deren Aufnahme dennoch zuzustimmen.
... Die Kader wurden sehr wütend, als sie das hörten, und es
entspann sich ein hitziges Streitgespräch.
Am nächsten Tag wurden die 115 Mönche des Klosters zusammengerufen.
Die Kader behaupteten, die von den Mönchen gewählten Vorsteher
würden die Verwaltungsarbeit behindern und verwiesen sie des Klosters.
Yeshi Lodoe und Drakpa Gyaltsen, beide ca. 30 Jahre alt, gehörten
dem Kloster Ramoche schon lange an."
Quellen: China Information Center; Tibetan
Center for Human Rights and Democracy (überarbeitete dt. Übersetzung
durch IGFM München)
4. Mai 2005
Bundesrat Couchepin trifft Dalai Lama
Bundesrat Pascal Couchepin wird mit dem Dalai Lama zusammentreffen, wenn
dieser vom 5. bis 12. August in Zürich weilt. Aussenministerin Micheline
Calmy-Rey habe aus Termingründen von einem Treffen absehen müssen.
Letztmals hatte sich im Jahr 2001 mit Ruth Dreifuss ein Bundesratsmitglied
mit dem Dalai Lama getroffen.
Nach längeren Beratungen hat der Bundesrat diesen Entscheid im April
gefasst. Laut diversen Presseberichten wurden verschiedene Szenarien im
Bundesrat erörtert. Ein Treffen mit Bundespräsident Samuel Schmid
wurde verworfen, da es protokollarisch so hoch “aufgehängt”
wäre, dass es China erzürnt hätte. Danach kamen Frau Calmy-Rey
als Aussenministerin oder Pascal Couchepin in Frage, dessen Ressort auch
Religionsangelegenheiten umfasst.
«Wir sind dagegen, dass Länder, die mit China diplomatische
Beziehungen pflegen, Kontakte jeder Art mit dem Dalai Lama herstellen.»
So undiplomatisch direkt gab die chinesische Botschaft im Voraus dem Nachrichtenmagazin
«Facts» zu verstehen, was sie von einer bundesrätlichen
Begegnung mit dem Dalai Lama hält.
Der Dalai Lama wird im renovierten Hallenstadion religiöse Belehrungen
geben. An der Universität und an der ETH sind separate Treffen des
Dalai Lama im Dialog mit Wissenschaftlern geplant. Ob der Entscheid den
Wirtschaftsbeziehungen mit China schaden könnte, wollte Economiesuisse-Chef
Rudolf Ramsauer auf Anfrage nicht beurteilen. FDP-Präsident Fulvio
Pelli bezeichnete es unumwunden als «richtig», dass ein Bundesrat
den Dalai Lama trotz chinesischem Druck empfängt. Für SVP-Präsident
Ueli Maurer ist es korrekt und «ein Stück weit eine Frage des
Anstandes». Die neutrale Schweiz mit ihrer grossen Tibetergemeinschaft
dürfe den Dalai Lama ruhig empfangen - auch wenn er «eine Mischung
aus Staats- und Kirchenoberhaupt» sei und die Chinesen keine Freude
daran hätten.
Österreich zieht Zusage für Dalai-Lama-Briefmarke
zurück
Offenbar nach massiven Interventionen aus China hat Österreich die
bereits gegebene Zusage zu einer Briefmarke mit einem Portrait des Dalai
Lama zurückgezogen und unterläuft damit eine Initiative zur
Ausgabe dieser Briefmarke in privater Regie. Bereits im letzten Jahr hatte
die österreichische Post den Plan für die offizielle Ausgabe
einer Sondermarke anlässlich des
70. Geburtstages des Dalai Lama am 6. Juli aufgegeben. Sollte eine "Gedenkmarke
für einen Feind des chinesischen Volkes" in Umlauf kommen, hatte
Botschafter Lu Yonghua das österreichische Kanzleramt wissen lassen,
drohe "erheblicher Schaden für die wirtschaftlichen Beziehungen
beider Länder".
Der frühere Wiener städtische Angestellte Heinz Stoff wollte
nun die Briefmarke in privater Regie herausgeben und bezog sich auf eine
spezielle Verordnung der Post. Danach muss der staatliche Briefbeförderer
auch Wertzeichen privater Auftraggeber drucken, wenn diese dafür
selbst zahlen. Pensionär Stoff teilte als Grund für seine Initiative
mit, "Österreich kuscht nicht vor China". Es lagen bereits
ein Design und genügend Bestellungen für die kostengünstige
Produktion dieser Briefmarke in einer geplanten Auflage von 20’000
Stück aus dem In- und Ausland vor. Auch die GSTF hatte sich an der
Aktion beteiligt.
Vor wenigen Tagen zog die österreichische Post ihre schriftlich gegebene
Zusage zurück und lehnte in einem lapidaren E-Mail an Heinz Stoff
die Bestellung ohne Angabe von Gründen ab. Inoffiziell liessen Mitarbeiter
Heinz Stoff wissen, dass diese Ablehnung durch erneute massive Intervention
von China veranlasst wurde.
Quellen: Tages-Anzeiger; Der Spiegel
18. März 2005
Gehen Gespräche mit China in entscheidende Runde?
Samdhong Rinpoche, Kalon Tripa (Vorsitzender der Tibetischen Regierung
im Exil), teilte der indischen Presse mit, dass noch in diesem Jahr eine
weitere Delegation nach China reisen sollte. Diese Gespräche hätten
erstmals eine “spezifische Agenda” und würden dann in
eine “entscheidende Phase” treten.
Wie die indische Presse erfahren haben will, habe die tibetische Seite
mit Nicholas Haysom und Professor Yash Ghai zwei erfahrene Vermittler
um Hilfe kontaktiert. Nicholas Haysom war Berater von Nelson Mandela und
spielte eine führende Rolle in den Friedensverhandlungen für
Burundi im Jahre 2000 und für den Sudan im vergangenen Jahr. Professor
Yash Ghai von der Universität Hong Kong war in die Verhandlungen
zwischen England und China über die Rückgabe der ehemaligen
Kronkolonie im Jahre 1997 involviert.
Nach Angaben von Samdhong Rinpoche habe China bei der vorigen Gesprächsrunde
mit Gesandten des Dalai Lama um Klärung gebeten, was die tibetische
Seite wirklich wolle. Es habe hier ein “Kommunikationsproblem”
gegeben, das in den neuen Gesprächen gelöst werden solle. Er
bemerkte dieses in Bezug auf chinesische Befürchtungen, die Tibeter
wollten eine administrative Konsolidierung aller tibetischen Regionen
in ihren Autonomieverhandlungen durchsetzen, um danach die volle Unabhängigkeit
anzustreben.
Gibt der Dalai Lama das Prinzip der “genuinen
Autonomie” für Tibet auf?
Einige Äusserungen des Dalai Lama gegenüber Medien nach seiner
Botschaft zum 10. März, dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes,
gaben Anlass zu Spekulationen, er könne von seiner jahrelangen Forderung
nach „genuiner Autonomie“ für Tibet Abstand nehmen.
So sagte er gegenüber der South China Morning Post: „Ich möchte
China die folgende Botschaft übermitteln. Ich will keine Separation.
Tibet ist Teil der Volksrepublik China, es ist eine autonome Region in
der Volksrepublik China. Die tibetische Kultur und der Buddhismus sind
Teil der chinesischen Kultur. Viele junge Chinesen schätzen die tibetische
Kultur als eine Tradition von China.“
Er hiess auch den technischen Fortschritt gut, der – einschliesslich
der im Bau befindlichen, sehr kontroversen Eisenbahnlinie nach Lhasa –
Tibet von Nutzen sein könnte. Auf der anderen Seite seien viele Chinesen
an einer spirituellen Bereicherung gelegen, welche die Tibeter nach China
bringen könnten.
Politische Beobachter waren von einigen Aspekten des Interviews überrascht,
besonders über die Passage, wo der Dalai Lama erstmals von einer
von China regierten „autonomen Region“ sprach. Sie deuteten
diese Wortwahl als Anzeichen dafür, dass der Dalai Lama die Autonomieforderung
neu definieren könnte. Bisher hatte er China nur die Verteidigungs-
und Aussenpolitik für Tibet zugestehen wollen, darüber hinaus
sollte sich Tibet selbst regieren. Nun sagte er im Interview: „Wir
wollen ein Teil von China sein, das uns regiert [sic] und uns die Erhaltung
der tibetischen Kultur, Spirtualität und Umwelt garantiert.“
Damit würde sich Tibet kaum mehr von anderen chinesischen Provinzen
unterscheiden.
Auch könnte er mit der Wortwahl „autonome Region“ davon
abrücken, die anderen tibetischen Landesteile – immerhin ungefähr
die Hälfte des historischen tibetischen Territoriums – die
chinesischen Provinzen einverleibt wurden, noch für Tibet zu fordern.
Beobachter deuteten diese Äusserungen als Anzeichen von Avancen für
die kommenden Gesprächsrunden mit Beijing (siehe oben). Hier könnte
der Dalai Lama ein „Tauschgeschäft“ vorschlagen, wonach
China den technischen Fortschritt nach Tibet bringt, die Tibeter hingegen
die Spiritualität nach China. Eine zentrale Forderung Beijings hat
der Dalai Lama indessen noch nicht erfüllt: anzuerkennen dass Tibet
„schon seit immer“ Bestandteil Chinas sei.
Quellen: The Telegraph (India); South China
Morning Post (Hong Kong)
9. März 2005
Neue Hacker-Attacke gegen Tibetische Regierung im Exil
Verschiedene Stellen der Tibetischen Regierung im Exil haben kürzlich
Mails erhalten, die als Absender Namen der eigenen Mitarbeiter vorgeben
und angeblich einen Entwurf der traditionellen Botschaft des Dalai Lama
zum 10. März, dem Jahrestag des tibetischen Volksaustandes 1959,
enthalten. Jedoch stellt der angebliche Entwurf in Wirklichkeit ein Virus
dar, das, einmal installiert, die Computer für Aussenstehende frei
zugänglich macht.
Die Mails trugen als Absender den Namen von Sonam N. Dagpo, einem (tatsächlich
existierenden) Sekretär im Department of Information and International
Relations im indischen Exil. Im Mail war er als “Zusätzlicher
Sekretär” (sic) tituliert. Wer die Dateianlage mit der vorgeblichen
Botschaft des Dalai Lama öffnete, installierte ein “Trojanisches
Pferd”, das die Datenspeicher für Aussenstehende zugänglich
macht.
Der Ursprung dieser Attacke konnte zurück verfolgt warden auf ein
“China Railway Telecommunications Center” im Xicheng-Distrikt,
nahe Beijing. Diese Attacke stellt bereits die dritte Welle von Angriffen
auf Computer der Tibeter im Exil oder Unterstützer dar [vergl. Tibet-Informationen
vom 8. Oktober 2002, 13. November 2003 und 26. Juni 2004; UM].
Anmerkung: Auch der Autor dieser Tibet-Information [UM] hat bereits mit
solchen Attacken Bekanntschaft gemacht. Im August letzten Jahres erhielt
ich ein Mail von einer unbekannten Adresse in Indien, das angeblich im
Dateianhang die Liste der chinesischen Kader enthielt, die die Gesandten
des Dalai Lama bei ihrer China-Reise im September 2004 treffen sollten.
Der Anhang entpuppte sich als “Trojaner”, der nicht vom Viren-Schutzprogramm
erkannt wurde. Auch danach trafen noch dubiose Mails ein, z.B. angeblich
mit Reise-Offerten für Ziele in Tibet.
Ausbeutung der tibetischen Medizin
China hat neue Richtlinien erlassen, die hauptsächlich der Erleichterung
der Kommerzialisierung von tibetischen Heilmitteln dienen, sich aber als
nachteilig für diejenigen auswirken, welche die buddhistische Heiltradition
ausüben.
Den neuen Regierungsvorschriften zufolge müssen sich alle tibetischen
Heilkundigen einem mühseligen Registrierungsverfahren unterziehen.
Nachdem sie ihre Zulassung erhalten haben, dürfen sie Arzneien verkaufen,
allerdings ausschliesslich an selbstzahlende Patienten. Ansonsten liegt
der Vertrieb bei chinesischen Firmen, die Patente auf tibetische Heilmittel
erworben haben und diese nun geltend machen. Rinchen-Tsotru-Dashel, ein
Medikament, das normalerweise 20 Yuan kostet, wird nun von den pharmazeutischen
Unternehmen für 50 Yuan verkauft.
Die Kommerzialisierung der tibetischen Medizin hat die Nachfrage nach
Heilpflanzen dramatisch in die Höhe getrieben, was zu einem weit
verbreiteten Raubbau an bestimmten Spezies geführt hat. Eine dieser
seltenen Pflanzenarten ist der blaue Mohn (meconopsis sp., tib. utpal
ngonpo), der von chinesischen Unternehmen zur Behandlung von Hepatitis
B vermarktet wird. Tibetische Heiler befürchten, dass die Spezies
aussterben wird, falls sie weiter in diesen Mengen gesammelt wird.
Quellen: International Campaign for Tibet
(USA); Tibet’s Environment and Development Digest, Vol. 2 (6) in
adaptierter deutscher Übersetzung durch IGFM München
25. Februar 2005
Ungewöhnliche Offenheit in der Information über
politische Gefangene
Der in San Francisco ansässigen Dui Hua Foundation zufolge haben
chinesische Regierungsvertreter Angaben über eine beachtliche Anzahl
von politischen Gefangenen in China gemacht, unter denen sich auch 13
Tibeter befinden. Bis auf einen wurden alle genannten Tibeter wegen "konterrevolutionärer"
Straftaten (falls noch unter dem alten Strafgesetz verhandelt wurde) bzw.
wegen "Gefährdung der Staatssicherheit" (nach dem 1997
überarbeiteten Strafgesetz) verurteilt.
John Kamm, der Vorsitzende von Dui Hua, bezeichnete diese Angaben als
etwas "noch nie Dagewesenes". China hat nicht nur formelle Anfragen
von diversen Regierungen beantwortet und Informationen über die explizit
benannten Gefangenen zur Verfügung gestellt, sondern auch über
solche, von denen man bisher gar nichts wusste. Die Angaben sind allerdings
vage und enthalten eine Mischung aus neuen, aber auch bisher vertraulich
behandelten Informationen. Meist werden die Verfahren mit dem Verweis
auf „Staatsgeheimnisse“ geheim gehalten. Der Hintergrund dieser
überraschenden Offenheit ist unklar.
Umstrittenes Staudamm-Projekt in Yunnan reaktiviert
Amtliche chinesische Nachrichtenagenturen berichten, dass das im vorigen
Jahr auf Eis gelegte Grossprojekt der 13 Staudämme am Salween-Fluß
(tib: Gyalmo Nyulchu, chin: Nu Juiang) in der Provinz Yunnan wieder aufgenommen
wird. Mit dem Bau des ersten Staudamms soll dieses Jahr begonnen werden.
Im vergangenen Jahr hatte Premierminister Wen Jiabao solange einen Baustop
für das Projekt angeordnet [vergl. Tibet-Information vom 21. April
2004; UM], bis mehr "wissenschaftlich fundierte Studien vorhanden”
seien, anhand derer sich die voraussichtlichen Umweltschäden einschätzen
ließen. Unbestätigten Berichten zufolge wurden chinesische
Wissenschaftler von der "Southwest Nationalities Study Association"
und anderen Organisationen bestochen, damit sie der Regierung Gutachten
vorlegten, die zur Fortsetzung des Projekts rieten. Die Gutachten wurden
angeblich ohne die erforderlichen Forschungsarbeiten erstellt.
Die Region, in der die Staudämme gebaut werden sollen, weist alte
Waldbestände auf und ist die Heimat von ungefähr 7’000
verschiedenen Pflanzenarten und 80 seltenen oder gefährdeten Tierarten.
Darüber hinaus wird der Bau der Staudämme die Zwangsumsiedlung
von mindestens 50’000 Menschen in Yunnan notwendig machen, darunter
viele Tibeter und Angehörige anderer Nationalitäten wie der
Lisu, Nu und Drung. Vor zwei Jahren wurde das Projekt sowohl von der Staatlichen
Chinesischen Umweltschutzbehörde als auch von der Chinesischen Akademie
der Wissenschaften öffentlich kritisiert. Die regierungsunabhängige
chinesische Umweltorganisation "Grüne Freiwilligen-Union"
hatte 15.000 Unterschriften für eine Petition gegen das Staudammprojekt
gesammelt.
Miss Tibet in Zimbabwe unerwünscht
Massiver Druck aus der chinesischen Botschaft in Harare hat dazu geführt,
dass die im tibetischen Exil zur „Miss Tibet“ gekürte
Tashi Yangchen nicht an den Wahlen zur „Miss Tourism“ teilnehmen
kann. Ihr wurde bei der Einreise nach Zimbabwe am 13. Februar eröffnet,
dass ihre Teilnahme unerwünscht sei und sie wieder auszureisen habe.
An der seit 20 Jahren stattfindenden Veranstaltung nehmen 72 Länder
teil. Darunter befinden sich auch eine Kandidatin aus Hong Kong und eine
Kandidatin aus Taiwan, die unter dem Namen „Chinese Taipei“
antritt.
Quellen: Office of Tibet (New York); Tibet
Information Network (beide in überarbeiteter Übersetzung von
IGFM München); Independent On-line (Zimbabwe)
28. Januar 2005
Aufhebung des Todesurteils gegen Tenzin Delek Rinpoche
Genau zwei Jahre nach seiner Verurteilung zum Tode wurde das Urteil gegen
Tenzin Delek Rinpoche aufgehoben und seine Strafe in lebenslängliche
Haft umgewandelt. Damit findet vorerst eine grosse internationale Kampagne
ihr Ende, die sich für die Aufhebung des Todesurteils eingesetzt
hatte. Das Gericht begründete laut offizieller chinesischer Nachrichtenagentur
Xinhua die Umwandlung damit, dass Tenzin Delek Rinpoche in den vergangenen
2 Jahren keine weiteren Vergehen begangen habe.
Tenzin Delek Rinpoche war in einem Gerichtsverfahren, das im Ausland allgemein
als unrechtmässig bezeichnet wurde, wegen angeblicher Verwicklung
in Bombenanschläge zum Tode verurteilt worden, jedoch wurde entsprechend
einer Klausel im chinesischen Recht die Vollstreckung auf 2 Jahre ausgesetzt.
Erst vor kurzem war einer der Vertrauten von Tenzin Delek namens Tashi
Phuntsog nach über 3 Jahren aus der Haft entlassen worden. Tashi
Phuntsog, der sich gegen Abholzungen in seiner Heimatregion eingesetzt
hatte, soll durch Misshandlungen während der Haft gesundheitlich
schwer beeinträchtigt sein. Er könne nach Angaben nahe stehender
Personen weder aufrecht gehen noch klar sprechen.
Religiöse Würdenträger sollen “gehorsamer”
werden
Kader der kommunistischen Partei haben bei einem Treffen in Xining tibetische
religiöse Würdenträger gemahnt, mehr “Gehorsamkeit“
zu zeigen. Dieses Treffen fand bereits im November letzten Jahres statt,
zwei Monate nach dem China-Besuch der Gesandten des Dalai Lama. Speziell
wurden die ca. 20 anwesenden Tibeter gedrängt, den von China eingesetzten
Panchen Lama engagierter zu unterstützen und seine Akzeptanz unter
der tibetischen Bevölkerung zu erhöhen. Die kommunisitischen
Kader hätten sich vor allem über den lauwarmen Empfang des Panchen
Lama bei seiner Tibet-Reise im Jahre 2003 beschwert. Die religiösen
Würdenträger sollten die kommunisitische Parteilinie so überzeugend
nach aussen vertreten, als wären es ihre eigenen Ideen. Allerdings
wurde ihnen untersagt, Aussenstehenden von diesen Instruktionen zu berichten.
Ihnen wurden nicht näher spezifizierte Strafen angedroht, wenn sie
sich nicht stärker für die von China diktierte politische Linie
einsetzen würden. Würden sie sich jedoch daran halten, so wurden
ihnen Verbesserungen ihrer „ökonomischen Situation“ in
Aussicht gestellt.
Nepal schliesst Tibet-Büros in Kathmandu
Nach Angaben von in Nepal lebenden Tibetern hat das dortige Innenministerium
zwei für die Tibeter wichtige Niederlassungen geschlossen: das Büro
des Repräsentanten des Dalai Lama und das tibetische Flüchtlingszentrum.
Das Flüchtlingszentrum betreute ca. 20'000 tibetische Flüchtlinge,
die sich in Nepal niedergelassen hatten. Zur Zeit der Schliessung am 21.
Januar lebten im Durchgangslager in Kathmandu, das vom Flüchtlingszentrum
in Zusammenarbeit mit dem UNHCR betreut wird, etwa 1’000 Flüchtlinge.
Der Monat Januar ist gewöhnlich der Monat mit den höchsten Zahlen
von tibetischen Flüchtlingen. Jährlich fliehen etwas 2’500
Tibeter nach Nepal.
Beide Einrichtungen waren der chinesischen Regierung ein Dorn im Auge.
In der Vergangenheit hatte Beijing wiederholt bei der Regierung Nepals
interveniert, alle politischen Tätigkeiten der Exiltiber zu unterbinden
[vergl. Tibet-Information vom 4. Juni 2004; UM]. Ein Regierungsbeamter
gab als offiziellen Grund für die Schliessung an, beide Büros
hätten sich nicht gesetzeskonform beim Innenministerium registriert.
Quellen: BBC; Associated Press; Agence France
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