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Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft 27. Dezember 2014 Tibeter, die sich in grosser Zahl an der Stelle der Selbstverbrennung einfanden, forderten die Polizei auf, den Leichnam herauszugeben, damit er in Würde kremiert werden kann. Stattdessen sahen sie, wie der noch brennende Körper auf die Ladefläche eines Fahrzeugs geworfen und hastig weggefahren wurde. Die Polizei versuchte, die Tibeter mit Sirenengeheul und Schüssen in die Luft zu vertreiben. Später wurde scheinbar auch gezielt in die Menge geschossen, wobei mehrere Tibeter Schussverletzungen erlitten. Der Leichnam von Kelsang Yeshi wurde unter Aufsicht der Polizei kremiert. Zwei Angehörige von ihm seien danach mit vorgehaltener Schusswaffe gezwungen worden, seine Asche in einen Fluss zu werfen. Kelsang Yeshi war 1997 in das indische Exil geflohen und hatte seine buddhistischen Studien am Kloster Ganden Jhangtse in Südindien absolviert. Später kehrte er freiwillig in seine tibetische Heimatregion Tawu zurück. Dort unterrichtete er inkarnierte Mönche und Klosteräbte. Hohes Ansehen genoss er auch wegen seines Engagements zur Bekämpfung des Analphabetentums und der Gründung einer lokalen Wohlfahrtsorganisation mit angeblich 100 Mitgliedern. Tawu war Ort eines Zwischenfalls im Juli 2013, als Tibeter, die den Geburtstag des Dalai Lama feiern wollten, mit Tränengas und Schüssen auseinandergetrieben wurden. Dabei erlitten mehrere der Feiernden Schussverletzungen und Knochenbrüche [vergl.Tibet-Information vom 11. Juli 2013; UM]. Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
23. Dezember 2014 Tsepey Kyi ist eines von sieben Kindern einer Nomadenfamilie und hat angeblich selbst nie eine Schulbildung erhalten. Nach der Selbstverbrennung wurden sowohl ihre Eltern, die um die 60 Jahre alt sind, und einer ihrer älteren Brüder von der Polizei mitgenommen. Es ist nicht bekannt, wo sie sich befinden. Auch der Leichnam sei noch in Gewahrsam der Behörden. Schweigegeld für Eltern eines getöteten Tibeters In Darlag wollten Behördenvertreter einen Tibeter als Kandidaten ihrer Wahl durchsetzen, obwohl sich die Dorfbewohner für einen anderen Tibeter aussprachen und diesen wählen wollten. Während des Wahlvorgangs kam es deswegen zu Beschimpfungen und Tätlichkeiten. Erst jetzt wurde infolge der unmittelbar danach verhängten Nachrichtensperre bekannt, dass der 22-jährige Tibeter namens Karmey während der Auseinandersetzungen verhaftet wurde, angeblich weil er gerade sein Telefon benutzte. Einen Tag nach dem Vorfall wurde sein Leichnam der Familie übergeben. Laut einem Informanten von RFA soll er in Haft schwer misshandelt worden sein und erlag seinen Verletzungen noch am 7. Dezember. Die Eltern von Karmey erhielten nach Angaben von RFA eine Geldsumme von Yuan 10‘000 (umgerechnet etwa Fr. 1‘500) als „Entschädigung“. Würden sie über den Vorfall schweigen, seien ihnen nochmals eine Zahlung von Yuan 70‘000 (Fr. 10‘500), eine monatliche Rente und sogar ein neues Haus versprochen worden. Geldzahlungen an Angehörige von Opfern, um sie zum Schweigen zu bewegen, sind in Tibet nicht neu. Der Familie von Sangay Gyatso, der sich am 6. Oktober 2012 verbrannte, wurden umgerechnet Fr. 140‘000 angeboten, wenn sie schwieg; die Familie schlug jedoch das Geld aus [vergl. Tibet-Information vom 17. Oktober und 8. November 2012; UM]. Dolma Kyab wurde im August 2013 wegen angeblichen Mordes an seiner Frau zum Tode verurteilt, nachdem sich diese am 13. März selbst verbrannt hatte. Dolma Kyab wurde schon direkt nach ihrer Selbstverbrennung bedrängt, einen Ehestreit als Grund anzugeben, weigerte sich aber [vergl. Tibet-Information vom 25. März und 19. August 2013; UM]. Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA; International Campaign for Tibet; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
18. Dezember 2014 Der Zeitpunkt der Selbstverbrennung fällt auf den Todestag des Gelehrten und Heiligen Tsongkapa, der die Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus begründete, der auch der Dalai Lama angehört. Der Gedenktag, bei dem traditionell Butterlampen entzündet werden, wurde unterdessen von einer grossen Menschenmenge in Lhasa vor dem Jokhang-Tempel begangen. Die Feiern der Gläubigen waren von einem grossen Aufmarsch an Sicherheitskräften und auch Feuerwehrmännern begleitet. Fotos von Sangye Khar, der Menschenmenge in Lhasa und des Aufmarsches der Sicherheitskräfte sind zu sehen bei ICT: http://www.savetibet.org/self-immolation-in-eastern-tibet-and-major-troop-deployments-in-lhasa-as-tibetans-mark-religious-anniversary/. Von Sangye Khar ist nur bekannt, dass er aus der gleichen Region stammt. Die meisten Familien leben dort vom Ackerbau. Nach der Selbstverbrennung wurden alle Kommunikationsleitungen nach Amchok blockiert, und es seien Sicherheitskräfte in grosser Zahl aufmarschiert. Damit steigt die Zahl der Selbstverbrennungen auf 134. Angesehener Dorfvorsteher stirbt in Haft Bachen Gyalwa war früher Mönch in einem lokalen Kloster gewesen. Fest steht, dass er in seinem Dorf Ushung wegen seines sozialen Engagements sehr hohes Ansehen genoss. Während seiner Amtszeit wurde im Dorf eine grosse Versammlungshalle gebaut, in der religiöse Belehrungen und Feiern abgehalten wurden und kulturelle Anlässe stattfanden. Auch habe er dafür gesorgt, dass Tibeter Schreib- und Leseunterricht bekamen und so die Probleme durch Alkohol, Glücksspiel und Diebstahl unter den ungebildeten und oft arbeitslosen Jugendlichen vermindert wurden. Als Grund für seine Verhaftung sehen viele Tibeter, dass er den lokalen Behörden mit seinem Engagement und Ansehen ein Dorn im Auge war. Inzwischen wurde ein neuer Dorfvorsteher eingesetzt. Mit Bachen Gyalwa wurden mindestens vier weitere Tibeter verhaftet, die ihm verbunden waren, deren Schicksal aber unbekannt ist. Nach Bekanntwerden seines Todes mussten sich alle Dorfbewohner mit Unterschrift oder Fingerabdruck unter ein Dokument verpflichten, darüber Stillschweigen zu bewahren. Andernfalls wurden Strafen angedroht. Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia; International Campaign for Tibet ICT
10. Dezember 2014 Tenchoe floh als neunjähriger Junge nach Indien und besuchte dort die Schule im Tibetan Children‘s Village in Dharamsala, bevor er 2005 aus freien Stücken nach Lhasa zurückkehrte. Er arbeitete für eine mit dem Roten Kreuz assozierte NGO sowie in Umweltprojekten in Lhasa und Shigatse. Seine Festnahme erfolgte im Jahre 2008 unter dem Vorwurf, einer der Anführer der Unruhen in Lhasa vom März gewesen zu sein, und wurde nach Angaben von Verwandten und Zeugen schwer gefoltert. Während der Verhöre konzentrierten sich die Ermittler auf die Verbindung zu seinem Vater Khedup, der 1993 ins indische Exil geflohen war, und angeblich Tenchoe zu seinen Taten angestiftet habe. Nachdem er zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zunehmend. Mehrfach sei er, jeweils in Hand- und Fussfesseln, schon in Spitäler eingeliefert worden. Die vorzeitige Entlassung aus der Haft soll erfolgt sein, weil ihn die behandelnden Ärzte aufgaben. Vorzeitige Haftentlassungen, wenn sich der Gesundheitszustand so verschlechtert, dass mit dem Tod gerechnet werden muss, sind in Tibet nichts Neues. Noch im März 2014 war der 43-jährige Tibeter Goshul Lobsang ebenfalls nach schweren Misshandlungen entlassen worden und starb kurz darauf [vergl. Tibet-Information vom 1. April 2014; UM]. Bei ihm wurde erstmals auch über den Einsatz schmerz erzeugender Injektionen als Foltermethode berichtet. Vor einem Jahr hatte eine Expertengruppe, die für die Vereinten Nationen Minimalstandards für die Behandlung von Gefangenen ausarbeitet, eine Empfehlung gegeben, dass auch Todesfälle unmittelbar nach Haftentlassung untersucht werden müssten. China hatte sich heftig gegen diese Regeländerung gesträubt. Das Treffen der Expertengruppe in Brasilien, auf dem diese Änderungen besprochen werden sollten, wurde angesichts der dortigen Unruhen im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft auf unbestimmte Zeit verschoben. Zusammenstoss mit Offiziellen nach erzwungener Wahl Die Wahlberechtigten in Darlag verweigerten sich der Wahl des von der Bezirksregierung vorgeschlagenen Kandidaten namens Tenkyab und favorisierten ihren Kandidaten, Lokar, der angeblich die grössere Regierungserfahrung aufwies. Dieses Verhalten erzürnte den Präsidenten des Bezirks, Rinchen Tso, so sehr, dass er die Wähler beschimpfte. Zwei von ihnen wurden von Rinchen Tso and den Haaren gezogen und geschlagen. Die Rauferei endete damit, dass Rinchen Tso kurzerhand einen grossen Teil der schon abgegebenen Stimmen einzog; gewählt wurde Tenkyab mit den übrig gebliebenen Stimmen. Darlag war im Juli d.J. Schauplatz eines tödlichen Unfalls, als ein Tibeter auf seinem Motorrad von einem chinesischen Lastwagenfahrer überrollt wurde [vergl. Tibet-Information vom 1. April 2014; UM]. Danach kam es zu Unruhen, weil der Lastwagenfahrer nur einen Bruchteil seiner Geldstrafe abzahlen musste. Seitdem waren die Sicherheitsmassnahmen in Darlag erheblich verstärkt worden. Quellen: Radio Free Asia RFA; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
27. November 2014 Nach Ablauf der zweimonatigen Frist hätten einige Nonnen versucht, wieder in das Kloster aufgenommen zu werden, aber es ist nicht bekannt, ob sie eine offizielle Bewilligung erhielten. Andere hielten sich in den umliegenden Wäldern versteckt. Da es dem Kloster nicht erlaubt war, neue Unterkünfte zu bauen, hätten sich schon vor der Wegweisung fünf oder sechs nicht registrierte Nonnen in ein Zimmer zwängen müssen. Die Nonnen, die sich dort mit offizieller Bewilligung aufhielten, haben hingegen ein komfortables Zimmer mit Fernseher. Erzwungene Beinamputation nach versuchter Selbstverbrennung Die Eltern waren schon vorher vom Spital informiert worden, dass ihm wegen der Schwere der Brandverletzungen beide Beine amputiert werden müssten. Gleichzeitig wurde es ihnen aber nicht erlaubt, ihren Sohn zu besuchen und sich über seinen Zustand zu informieren, so dass sie die Zustimmung zur Amputation verweigerten. Auch spätere Versuche Anfang diesen Jahres, ihn im Spital zu besuchen, um ihm Essen und Bettzeug zu bringen, blieben erfolglos. Den Eltern wurde mitgeteilt, dass Sungdue Kyab in eine Haftanstalt eingliefert worden sei und er keinen Besuch empfangen dürfe. Falls sie irgendwelche Informationen an Dritte weitergeben würden, drohten ihnen „Konsequenzen“. Erst jetzt, bei der Ankunft in seinem Elternhaus, erfuhren die Eltern dann, dass die Amputation erfolgt war. Das Haus ist seitdem unter Polizeibewachung, so dass diese Informationen erst jetzt RFA erreichten. Über Sungdue Kyab gibt es widersprüchliche Informationen; laut der damaligen Nachricht von TCHRD sei er bei der versuchten Selbstverbrennung 29 Jahre alt gewesen und Vater eines Kindes. Die jetzige Meldung von RFA nennt ein Alter von unter 20 Jahren. „Verbesserungskampagne“ in Driru Die Bestimmungen und Strafandrohungen der neuen Kampagne sind wohl bewusst mehrdeutig formuliert, um den Behörden je nach Situation grossen Spielraum bei ihren Massnahmen zu geben. So wird Mönchen und Nonnen mit Ausweisung aus ihren Klöstern und einer sechsmonatigen „Erziehungsmassnahme“ gedroht, wenn sie sich in jegliche „Regierungsangelegenheiten einmischen“. Das gleiche gilt für „Einmischung in soziale Auseinandersetzungen“. Diese Bestimmung könnte alle Tibeter treffen, die sich bisher erfolgreich als Schlichter bei Disputen über Land oder die Rechte zum Sammeln des teuren Raupenkeulenpilzes betätigten [vergl. Tibet-Information vom 30. Juni 2014; UM], aber auch solche, die einfach nur privaten tibetischen Unterricht anbieten. Die gleiche Strafe droht Mönchen und Nonnen, die Bilder des Dalai Lama besitzen. Laien, die solche Bilder besitzen, droht dazu noch der Entzug der Bewilligung zum Sammeln des Raupenkeulenpilzes, was besonders umgesiedelte und verarmte Nomaden trifft, die sich damit einen Lebensunterhalt verdienen wollen. Selbst Regierungskadern werden Strafen angedroht, wenn sie die Einhaltung dieser Bestimmungen nicht konsequent durchsetzen. Eine weitere Bestimmung verfügt den Abriss aller „illegal“, d.h. seit Anfang 2011, errichteten religiösen Bauwerke, seien es Klöster, Einsiedeleien oder selbst Mani-Mauern. Schliesslich werden auch alle bestraft, die „Auseinandersetzungen über die Verehrung der Gottheit Shugden anzetteln“. Der Dalai Lama hatte alle Tibeter aufgerufen, diese Gottheit nicht zu verehren, weil sie der Religionsausübung abträglich sei. Seither wird der Dalai Lama auf Auslandsreisen wegen dieser Anweisung regelmässig von Shugden-Anhängern auf das Gröbste angegriffen. China nützt den religiösen Disput aus, ermutigt Tibeter zur Shugden-Verehrung und spendet ihnen sogar Geld. Die Bestimmung in Driru kann nun leicht dazu verwendet werden, Mönche und Nonnen zu bestrafen, die die Haltung des Dalai Lama unterstützen. Quellen: Radio Free Asia RFA; International Campaign for Tibet ICT
19. November 2014 Im letzten Jahr war bereits eine Gruppe von 200 Nomaden aus Domda umgesiedelt worden. Ihre Lebensbedingungen werden aber als „extrem schlecht“ beschrieben. Die Häuser stünden in einer abgelegenen Region, die nur sehr schlecht erreichbar sei. Viele von ihnen hätten ihre Häuser bereits wieder zu einem geringen Preis verkauft und wären weggezogen. Obwohl die Behörden Weiterbildungsmassnahmen versprochen hätten, damit die Nomaden neue Einkommensquellen finden, würden diese in der Realität nur selten angeboten. Viele Nomaden versuchen, ein Geschäft für billige Gebrauchsgegenstände zu eröffnen, oder sie finden ab und zu schlecht bezahlte Gelegenheitsjobs im Strassen- oder Häuserbau. Nonnen aus Kloster weggewiesen Schon früher hatte es Kontrollen seitens der Behörden gegeben, um die Einhaltung der Höchstzahl zu kontrollieren; nicht registrierte Nonnen hätten sich dann jeweils in den umliegenden Hügeln verstecken können. Nachdem sich die Nonnen geweigert hatten, an einer offiziellen Kampagne gegen den Dalai Lama teilzunehmen, seien die Kontrollen aggressiver durchgeführt worden. Die jetzt weggewiesenen Nonnen wüssten oftmals nicht, wohin sie sich nun wenden können. Driru gilt bei den Behörden als „Unruheregion“, nachdem es immer wieder Proteste gegen erzwungene Loyalitätsbekenntnisse gegeben hatte. Pläne zum Ausbau des Bahnnetzes in Tibet beunruhigen Indien Abgesehen von Sicherheitsbedenken Indiens werden von Kritikern auch Umweltrisiken angeführt. Die transversale Achse erlaubt nicht nur effiziente Truppentransporte und den beschleunigten Abbau von Bodenschätzen, sondern wird nochmals den Zustrom von Siedlern beschleunigen. Da die Linie durch Regionen mit einem labilen Ökosystem führt, werden zusammen mit der globalen Erwärmung erhebliche Umweltschäden befürchtet. Schon kurz nach Eröffnung der Bahnlinie nach Lhasa vor acht Jahren hatten chinesische Medien über Risse im Fundament der Geleise berichtet, die durch den auftauenden Permafrostboden verursacht sind. Auch die neue Linie führt grösstenteils durch infolge der globalen Erwärmung gefährdete Permafrostregionen. Die ehrgeizigen Ausbaupläne des Bahnnetzes wurden vom damaligen Minister für Eisenbahnen und seinem Stellvertreter entworfen. Beide wurden inzwischen wegen Korruption zum Tode verurteilt; das Todesurteil wurde später in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt. Quellen: International Campaign for Tibet ICT; Radio Free Asia RFA
7. November 2014 Der Protest richtete sich gegen gegen unfaire Preise beim Kauf von Land, das Tibetern gehörte, durch die Behörden; diese hätten Preise für den Landkauf bei mehreren Gelegenheiten nach Gutdünken zu ihren Gunsten verändert. Die Landkäufe sind zu sehen im Kontext der Umsiedlung von Nomaden im Rahmen der Kampagne „Ein neues sozialistisches Landleben aufbauen“. Ein Amateurvideo zeigt die Demonstranten, unter ihnen auch Frauen und Kinder, wie sie den Sicherheitskräften ihr konfisziertes Banner wieder entreissen, dazu hört man aus einer Gruppe von Tibetern und Sicherheitskräften Rufe, dass Letztere mit Schlagstöcken prügelten. Schülerdemonstration gegen Sprachunterricht Der Schülerprotest, von dem es ein heimlich aufgenommenes Amateurvideo gibt (https://www.youtube.com/watch?v=d2c3pfm4nGM) , entstand, nachdem ein Offizieller einen Vortrag gehalten hatte und sich über das geringe Bildungsniveau unter tibetischen Nomaden beklagte. Die Schüler riefen Slogans wie „Gleichheit der Sprachen“ und „Lieber hunderten helfen als einem“. Tibeter erhalten Gefängnisstrafen wegen „Hilfe zur Selbstverbrennung“ Quellen: International Campaign for Tibet ICT; Phayul; Radio Free Asia RFA
31. Oktober 2014 Dort wurde im August 2013 ein friedlicher Protest von Tibetern von paramilitärischen Kräften gewaltsam beendet. Mehrere Hundert Tibeter hatten sich am Ort der Mine versammelt, nachdem chinesische Arbeiter angerückt waren, um mit den Abbauarbeiten zu beginnen. Die Angehörigen der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) warfen Tränengas in die Gruppe der protestierenden Tibeter und traktieren sie mit Schlägen, angeblich auch mit Tasern [vergl Tibet-Information vom 26. August 2013; UM]. Acht Tibeter wurden verhaftet, mehrere verletzt. Der Bezirk Dzatoe liegt in dem sogenannten San Jiang Yuan Three Rivers Headwaters Nature Reserve (SNNR), das im Jahre 2000 eingerichtet wurde, um die Region um die Quellen der drei grossen Ströme Mekong, Yangtse und Gelber Fluss zu schützen. Nun wurden auf Anordnung der Behörden an Strassen Steinpfosten eingesetzt, deren Inschrift das ganze Gebiet zur Naturschutzzone erklärt. Auch die acht verhafteten Tibeter sind wieder in Freiheit. Die Entscheidung fiel offenbar, nachdem über die Proteste und die Minenarbeiten in dieser Region in mehreren internationalen Medien berichtet worden war. Die Protestierenden hatten seinerzeit die Korruption unter den lokalen Behörden angeprangert. Auch stellten sich die offiziellen Genehmigungen zur Aufnahme der Arbeiten als Fälschungen heraus; es hatte sich lediglich um Genehmigungen zur geologischen Erkundung gehandelt. Nepal stellt keine Flüchtlingspapiere mehr für Tibeter aus Die Zahl der tibetischen Flüchtlinge ist seit 2008 von etwa 2‘000 jährlich auf 200 im Jahre 2013 zurückgegangen. Auch ohne Identitätsdokumente ermöglicht ein „Gentlemen’s Agreement“ zwischen UNHCR und Nepal den Flüchtlingen einen Transit nach Indien. In der Praxis wird dieses aber immer wieder ignoriert, und Grenzkräfte schieben Flüchtlinge – manchmal gegen eine „Belohnung“ von chinesischen Grenzwachen - zurück nach Tibet ab, wo sie Haft und Misshandlungen erwarten. Überwachungskameras in Gebetsmühlen Quellen: Phayul; Asia News; International Campaign for Tibet
13. Oktober 2014 Die Nachrichten erreichten das Ausland weger einer verhängten Nachrichtensperre erst mit beträchtlicher Verzögerung. Auch wurde der Name des Spitals von den Helfern geheim gehalten, da die Helfter befürchteten, Konchog könne von der Polizei deportiert werden; auch allen Helfern drohen erhebliche Strafen. Konchog hat einen Sohn und eine Tochter, die beide als Mönch bzw. Nonne in lokalen Klöstern leben. Ein weiterer Informant berichtete RFA, dass die Behörden nach der Selbstverbrennung an zahlreichen „sensiblen“ Punkten in Gade Überwachungskameras installiert hätten. Harte Restriktionen in Driru Alle religiösen Bauwerke, die nach 2010 errichtet wurden, sind illegal und müssen niedergerissen werden. Auch Einsiedelein von Klöster, die nach dem 1. November 2011 gebaut wurden, werden abgerissen. Verantwortlich dafür sind diejenigen Klöster und Gemeinden, die sie vorher errichtet haben. Mönche, die 12 Jahre oder jünger sind, dürfen nicht einem Kloster beitreten, und solche, die sich bereits im Kloster befinden, müssen bis 20. Oktober zu ihren Familien zurückkehren. Familien, die sich weigern, ihre Kinder zurück zu nehmen, können für 6 Monate inhaftiert werden, und Klostervorstände, die die Kinder in den Klöstern behalten, werden selbst ausgewiesen und bestraft. Alle Mönche und Nonnen müssen die chinesische Flagge auf den Dächern hissen und Fotos chinesischer Führer aufstellen, sonst werden sie des Klosters verwiesen. Der Besitz von Bildern des Dalai Lama ist verboten. Wenn bei Mönchen und Nonnen solche Fotos gefunden werden, müssen sie an einer „Umerziehung“ teilnehmen und verlieren alle staatlichen Unterstützungen. Alle übrigen Tibeter müssen in solch einem Fall für 6 Monate an einem „Auffrischungskurs“ teilnehmen. Sohn eines Hotelbesitzers überfährt protestierende Tibeter: 3 Tote Die Studenten wohnten in dem Hotel im Bezirk Rongtrag in der osttibetischen Präfektur Kardze, um an den Aufnahmeprüfungen für Arbeitsstellen in der Regierung teilzunehmen. Der Streit entzündete sich, als die Studenten reklamierten, die Essenrechnung im Hotel sei höher ausgefallen als zuvor auf der Speisenkarte vermerkt. Nachdem die Studenten unter Protest das Restaurant verlassen hatten, folgte ihnen der Sohn des Hotelbesitzers mit dem Auto und fuhr in die Gruppe. Am Tag darauf begannen die Eltern der drei getöteten Studentinnen einen stillen Protest mit Plakaten und Fotos vor einem Regierungsgebäude. Als sie die Herausgabe der Leichen verlangten, stellte sich heraus, dass diese auf behördliche Anordung bereits kremiert worden waren. Die Polizei publizierte einen Untersuchungsbericht, der die Schuld an dem Vorfall allein den Studenten gab. 13 Verletzte durch Schussverletzungen nach Protest gegen Minenarbeiten Der Vorfall ereignete sich am 9. August, wurde aber wegen der Nachrichtensperre erst jetzt bekannt. Nach den Schüssen warfen die Tibeter mit Steinen, was noch mehr Verletzte auf beiden Seiten hinterliess. Mehrere Appelle zur Beendigung der Arbeiten wegen der Umweltzerstörungen waren zuvor ungehört geblieben. Nach Angaben von Informanten sei der lokale Sekretär der Kommunistischen Partei dafür bekannt, dass er Bestechungsgelder von der Minengesellschaft nimmt und mit Berufung auf die Zentralregierung den Fortgang der Arbeiten genehmigt. Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul
27. September 2014 Als die Eltern davon erfuhren und zur Polizei eilten, verweigerte diese die Herausgabe des Leichnams. Einen Tag später erfuhren die Eltern, dass die Kremation auf Veranlassung der Polizei bereits durchgeführt wurde. Am Tag darauf wurde die Urne mit seiner Asche ausgehändigt. Lhamo Tashi war wegen seiner Beteiligung an den Unruhen von 2008 bereits einmal inhaftiert. Weiteres ist über ihn nicht bekannt. Betrunkene Polizisten misshandeln Tibeter Betrunkene Polizisten hatten tibetische Zuschauer aufgefordert, mit ihnen zu trinken. Als diese sich weigerten, drohten sie damit, den Wettbewerb abzubrechen. Ein Tibeter namens Wangchuk wollte intervenieren und wurde sofort in ein Polizeifahrzeug gestossen. Ebenso erging es seinem Bruder und einen weiteren Tibeter, Tenzin Rinchen. Im Gefängnis erschienen dann etwa 8 betrunkene Polizisten mit Biervorräten. Nachdem sie reichlich Bier getrunken hatten, hingen sie die Tibeter an der Decke auf und schlugen sie mit den leeren Flaschen. Später zwangen sie die Tibeter, sich auf den Boden zu legen und urinierten über sie. Tenzin Rinchen erlitt schwere innere Verletzungen und sechs Rippenbrüche. Er wurde in das Spital der Provinzhauptstadt Xining gebracht, nach einer Woche Behandlung dann auf Geheiss der Polizei wieder in das Spital von Malho zurück transferiert. Ein Informant von Phayul sagte, er sei in sehr schlechtem Zustand und könne weder sprechen noch essen. Wangchuk und sein Bruder wurden am 22. September wieder aus dem Spital entlassen, aber es ist nichts über ihren Zustand bekannt. Die Polizei, die von RFA kontaktiert wurde, dementierte diesen Vorfall. Ein Polizist teilte am Telefon lediglich mit, dass drei betrunkene Tibeter verhaftet worden seien, die randaliert und einen Polizisten belästigt hätten. Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA
18. September 2014 Seit April wird diese Kampagne auch in Tibet mit grossem medialem Pomp inszeniert. Am 18. Juni hielt der Vorsitzende der Kommunistischen Partei in Tibet, Chen Quanguo, eine Ansprache bei einer Versammlung von gemischt chinesisch-tibetischen Paaren und sprach davon, dass diese Mischehen gefördert werden müssten, um „die grosse Einheit aller ethnischen Gruppen in Tibet zu stärken“. Weiter führte er recht pathetisch aus: „Obwohl Haushalte aus verschiedenen Nationalitäten bestehen, sehe ich, dass sie alle aus liebenden Vätern und Kindern, in Harmonie lebenden Müttern und Töchtern, liebevollen Brüdern und Paaren bestehen, die vollkommen glücklich sind. Ich freue mich darüber sehr. Alle Ihre glücklichen und harmonischen Familien tragen positiv zum Glück und zur Harmonie in unserem Mutterland bei, und ebenso zur Einheit und zum Verschmelzen aller ethnischen Gruppen.“ Mehr noch, Chen Quanguo forderte explizit Parteikader und Offizielle dazu auf, solche Ehen zu vermitteln, um „,Alleinstehenden aller ethnischen Gruppen eine Brücke zu bauen, damit sie ihre Seelenverwandten finden“. Nicht zufällig berichten auch staatliche Medien auffallend oft von der historischen Hochzeit des tibetischen Königs Songtsen Gampo mit der chinesischen Prinzessin Weng Cheng im 7. Jahrhundert. Diese Hochzeit wird historisch umgedeutet, um zu suggerieren, dass damit China seinen Herrschaftsanspruch über Tibet begründete und „Kultur“ nach Tibet brachte. Geflissentlich übersehen wird, dass Songtsen Gampo noch eine zweite Frau, eine nepalesische Prinzessin, heiratete. Ebenso ist die Kampagne wohl auch im Kontext einer generellen Debatte in Chinas Politikzirkeln zu sehen, die unter dem Thema „Zweite Generation der ethnischen Politik“ stattfindet. Namhafte Politiker und Akademiker fordern, ethnische Grenzen abzuschaffen und eine einzige, kollektive Identität in China zu formen. Dazu gehört auch die Einschränkung von Autonomieregeln und anderen Privilegien, die ethnische „Minderheiten“ noch geniessen. Zhu Weiqun von der Organisation „Einheitsfront“, die für Minderheitenpolitik zuständig ist, und der seinerzeit an den Dialogrunden mit den Gesandten des Dalai Lama teilnahm, forderte kürzlich, dass der ethnische Status nicht mehr auf Identitätskarten vermerkt werden soll, keine neuen Gebiete mehr als „autonom“ anerkannt werden sollen und Mandarin als Pflichtsprache in allen Schulen unterrichtet wird. Damit werden die wenigen chinesischen Intellektuellen zum Schweigen gebracht, die in Internetforen mahnen, dass nicht wirtschaftliche Entwicklung allein die Spannung lösen kann, sondern nur die Anerkennung von Diversität im Gegensatz zu – so wörtlich in einem Blog - „Han-Chauvinismus“. China verdoppelt Strassensperren zwischen Driru und Nagchu Quellen: International Campagin for Tibet; Phayul
1. September 2014 Wörtlich heisst es im „Lhasa Consensus“ unter anderem: „Die Teilnehmer sind einstimmig der Meinung, dass das, was sie gesehen haben, radikal von dem abweicht, was der 14. Dalai Lama und die Dalai Clique behaupten. Die Stellungnahmen der Dalai Clique über Tibet sind entstellt und inkorrekt. Viele westliche Medienberichte sind einseitig...Die Teilnehmer [der Konferenz; UM] stellen fest, dass in Tibet ein gesundes wirtschaftliches Wachstum, soziale Harmonie, tief verwurzelte Kultur und eine wunderbare Landschaft vorherrschen und das Volk ein glückliches Leben geniesst...“ Darauf angesprochen, erklärten Delegierte aus Grossbritannien und Neuseeland, dass sie zwar „Kenntnis“ von der Schlusserklärung hätten, diese aber nicht unterzeichnet haben. Es bleibt abzuwarten, wir Delegierte aus anderen Ländern, u.a. Irland, Australien und Japan, darauf reagieren. Twitter löscht gefälschte Accounts Weitere drei Todesopfer nach Schüssen auf Tibeter in Kardze Free Tibet Campaign hat erfahren, dass die Frau des jüngsten Todesopfers, des 18-jährigen Jinpa Tharchin, Selbstmord begangen hat. Sie war im siebten Monat schwanger und hat sich erhängt. Ebenfalls starb die 67-jährige Dawa Lhamo, Tante des verhafteten Dorfvorstehers Wangdak, nach Misshandlungen in Haft. Sie soll durch die Schläge auf den Kopf eine Hirnblutung erlitten haben, der sie erlag. Auch starb einer der Sicherheitskräfte durch einen unabsichtlichen Nackenschuss seiner Kollegen; es ist nicht bekannt, ob er Tibeter oder Chinese war. Gespräche über Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet? Als Journalisten nach den vor vier Jahren ergebnislos eingestellten Gesprächen der Gesandten des Dalai Lama fragten, antwortete Wu Yingjie, dass deren Vorschläge inakzeptabel seien. Wie solle China seine Armee aus Tibet abziehen? Es sei schliesslich auch undenkbar, dass Indien seine Armee aus Arunachal Pradesh abziehe. Auch würde nicht über den Einbezug von tibetischen Regionen ausserhalb der „Autonomen Region Tibet“ gesprochen. Quellen: Free Tibet Campaign; The Hindu
21. August 2014 Am 12. August hatten Tibeter im Dorf Denma gegen die Verhaftung ihres hoch geachteten Dorfvorstehers protestiert. Der Tibeter mit Namen Dema Wandak hatte gegen die Absage des jährlich stattfindenen Festivals mit Reiterspielen protestiert und sich für die Mitglieder einer Tanzgruppe eingesetzt, die angeblich von Funktionären belästigt worden waren. Nach den Schüssen auf die Protestierenden wurde eine unbekannte Zahl von Tibetern verhaftet. Diejenigen mit Schussverletzungen erhielten nach Angaben von Informanten von RFA keine medizinische Versorgung. Einer der Tibeter habe sich in der Haft aus Protest das Leben genommen, die anderen vier seien an den Schussverletzungen sowie Misshandlungen durch die Sicherheitskräfte gestorben. Von drei Getöteten sind Namen und Alter bekannt. Der Älteste ist 60 Jahre alt und ein Onkel von Dema Wangdak. Der jüngste ist 18 Jahre alt. Auch diejenigen Tibeter, die nicht verhaftet wurden, blieben ohne medizinische Versorgung; einge hatten noch eine Woche nach dem Protest Kugeln in ihren Körpern. Am 18. August wurden die Bewohner zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen, in der die Behörden als „wahren“ Grund der Verhaftung von Dema Wangdak angaben, er habe öffentliche Gelder unterschlagen. Da kaum jemand an der Versammlung teilnahm, wurde einen Tag später noch eine weitere Versammlung anberaumt, über deren Verlauf aber nichts bekannt ist. Geheimer Polizeibericht belegt tödliche Schüsse bei den Unruhen von 2008 Der Bericht handelt von insgesamt 26 toten Personen, darunter ausführliche Obduktionsberichte von vier Tibetern. Die meisten von ihnen starben am 14. März 2008, kurz nach Beginn der Unruhen. Insgesamt 15 Personen starben laut dem Bericht an Schussverletzungen. Die obduzierten Tibeter wiesen bis zu 17 Schussverletzungen auf, die sich am ganzen Körper befanden, und legen damit den Verdacht nahe, dass wahllos mit Maschinengewehren gefeuert wurde. Dieser Bericht straft öffentliche Stellungnahmen Lügen. Am 17. März 2008 hatte der damalige Gouverneur von Tibet, Jampa Phuntsok, während einer Pressekonferenz gesagt, die Sicherheitskräfte „...haben keine tödlichen Waffen verwendet. Sie haben nie auf Protestierende geschossen.“ Auch weitere öffentliche Stellungnahmen scheinen Lügen zu enthalten. Am 1. April 2008 gab PSB die Namen von sechs unbeteiligten Tibetern bekannt, die angeblich durch Plünderer getötet wurden. Nun tauchen zwei dieser Namen im Obduktionsbericht auf – mit Schussverletzungen als Todesursache. Schliesslich scheinen die Behörden auch die wahre Zahl der Todesopfer während der Proteste zu verheimlichen. Pema Thinley, Vize-Parteisekretär in China, erklärte 2008 bei einer Pressekonferenz in Hongkong, abgesehen von den Opfern von Plünderungen seien lediglich drei „Kriminelle“ ums Leben gekommen, und zwar auf der Flucht durch Sprünge von Hausdächern. Im jetzt publizierten Bericht tragen die Obduzierten die Nummern 92, 93, 94 und 101. Da anzunehmen ist, dass die Todesopfer in aufsteigender Reihe nummeriert wurden, dürfte die Zahl der Getöteten mindestens bei 101 liegen. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia RFA 18. August 2014 Behörden publizieren neue Verordnungen in Driru Im Bezirk Driru, in dem sich mehrere Selbstverbrennungen ereignet hatten, haben die Behörden einen ganzen Katalog von Verordnungen erlassen, der zahlreiche Tatbestände unter Strafe stellt. Die Verordnungen sind in einem Handbuch in vier Kapiteln und 26 Artikel aufgeführt, das Ende Juli veröffentlicht wurde. Tibeter dürfen nicht am jährlich stattfindenden Grossen Gebetsfest (Monlam Chenmo) teilnehmen, keine „Gerüchte verbreiten“, Mönche und Nonnen nicht in Klösern und Instituten ausserhalb des Bezirks studieren, und alle müssen zur „Harmonie und Stabilität“ beitragen. Strafen werden angedroht für solche, die „zu Separatismus anstacheln“, Informationen an Ausländer weitergeben, öffentliche Diskussionen und Vorträge organisieren, Lieder für den Dalai Lama singen oder seine Lehren weiter verbreiten. Die Verordnung droht auch Familienmitgliedern der „Täter“ Haft an. Ebenfalls im Monat Juli war der angesehene buddhistische Gelehrte Tenzin Lhundup festgenommen worden, während er einen Vortrag über „die Situation der tibetischen Sprache und Nationalität“ hielt. Driru war bereits früher Schauplatz heftiger Unruhen, nachdem sich die Bewohner den auferlegten Loyalitätsbekundungen für China verweigert hatten und es zu zahlreichen Verhaftungen kam [vergl. Tibet-Informationen vom 9. Oktober, 11. November 2013 und 7. Januar 2014; UM]. Tibeter wegen Protesten gegen tödlichen Verkehrsunfall misshandelt Kurz darauf wurde der Fahrer aber wieder freigelassen, nachdem er nur ein Achtel der Summe bezahlt hatte. Darauf marschierten zahlreiche Einwohner von Dharlak zur Polizeistation, um die Polizisten zur Rede zu stellen. Die von der Wache zur Hilfe herbeigerufene Bewaffnete Volkspolizei (PAP) schlug auf die Tibeter ein und verletzte mehrere von ihnen, darunter auch Freunde und Angehörige des Opfers, und nahm 40 Personen fest. Acht Tibeter sind noch immer in Haft und nach Angaben von Anghehörigen, die sie besuchen durften, schwer misshandelt worden. 10 protestierende Tibeter durch Schüsse verletzt Phayul gibt an, Wangdak habe sich für die Mädchen einer Tanzgruppe eingesetzt, die von chinesischen Offiziellen nach einer Aufführung belästigt worden seien. TCHRD erwähnt, die Offiziellen hätten die Mädchen gezwungen, anlässlich des Besuches eines hohen Offiziellen einen Willkommenstanz aufzuführen. Laut TCHRD sei der Hauptgrund der Verhaftung Wangdaks aber gewesen, dass er gegen die behördliche Absage des jährlich stattfindenen Festivals mit Reiterspielen protestiert hatte. Durch die Schüsse in die protestierende Menge wurden 10 Tibeter, darunter Wangdaks Sohn und Bruder, verletzt. Am Abend sei eine unbekannte Zahl Dorfbewohner verhaftet worden. Am Tag danach umringten Sicherheitskräfte das Dorf, jedoch sei es einer Anzahl jüngerer Tibeter gelungen, in die umliegenden Berge zu flüchten. Fotos des Dalai Lama bei Reiterfestival Die Organisatoren trotzten damit allen Restriktionen und ermunterten die Besucher, das Foto anzusehen und mit weissen Schärpen zu schmücken. Viele Tibeter hätten Gebete für ein langes Leben des Dalai Lama verrichtet. Die Behörden schritten offenbar nicht dagegen ein Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia
23. Juli 2014 Ein Video aus Tawu im Osten Tibets zeigt, wie von Klöstern und Häusern Weihrauch aufsteigt und Tibetern mit lauten Rufen den Geburtstag feiern. Noch vor einem Jahr hatten Sicherheitskräfte in die feiernde Menge geschossen und 9 Tibeter schwer verletzt [vergl. Tibet-Information vom 11. Juli 2013; UM]. Auch in zahlreichen anderen Regionen feierten Tibeter den Geburtstag bei Picknicks, stellten Dalai-Lama-Bilder auf, entzündeten Weihrauchfeuer und boten Opfergaben. Mönche des Labrang-Klosters im Nordosten Tibets zelebrierten auf den Weiden unterhalb des Klosters ein Langlebensgebet. Auf Internetplattformen wurden eigens für den Dalai Lama komponierte Lieder und Gedichte publiziert. In Lhasa dagegen wurden deutlich mehr Sicherheitskräfte als üblich an „sensitiven“ Punkten wie der Altstadt und dem Norbulingka, dem Sommerpalast der Dalai Lamas, postiert. In von Tibetern bewohnten Gebieten der Provinz Sichuan waren öffentliche Zusammenkünfte von mehr als drei Familien verboten, Sicherheitskräfte wurden auf Märkten stationiert, und das populäre soziale Netzwerk WeChat ausgeschaltet. Fotos der Feieren und Übersetzungen von Liedern und Gedichten sind zu finden auf http://www.savetibet.org/tibetans-celebrate-dalai-lama-birthday-in-tibet-despite-intensified-surveillance-and-military-presence/. Protest gegen gefälschte Twitter-Accounts Die Urheber der gefälschten Accounts bedienen sich dabei meist erfundener westlicher Namen kombiniert mit Profilfotos und –beschreibungen realer Personen, Firmen oder Organisationen, die davon nichts ahnen. So wurden bei der Recherche Fotos von Schulkindern gefunden, die den Webseiten von Fotostudios entnommen wurden, sowie Fotos von Webseiten prominenter Persönlichkeiten und Models. Twitter-Profile wurden entwendet unter anderem von einem Sportjournalisten, einem schottischen Choreografen und einem Möbelgeschäft. Dazu „streuen“ die Urheber der gefälschten Accounts auch den Begriff „#Tibet“ in andere Tweets, die gar nicht von Tibet handeln, um so die Online-Suche nach pro-tibetischen Mitteilungen zu erschweren. Aufwändige Renovation der Geburtshäuser von Dalai Lamas Die Renovationen umfassen nicht nur den Geburtsort des jetzigen Dalai Lama, sondern auch seiner Vorgänger. Besonders delikat ist der Geburtsort des 6. Dalai Lama in der zwischen China und Indien umstrittenen Grenzregion Tawang. Laut offiziellen chinesischen Medien soll dieser Ort durch die Renovationen „zurückgewonnen“ werden, wobei offenbar gemeint ist, dass die Renovation den Gebietsanspruch Chinas untermauert. China steht hier in dem Dilemma, sich auf der einen Seite als „Bewahrer der Kultur“ darzustellen, um so Einfluss auf die Identifikation des 15. Dalai Lama zu gewinnen, andererseits es aber zu vermeiden, dass diese Orte zu viele Pilger anziehen und sie zu Identifikationsorten einer tibetischen Bewegung werden. So kann es vorkommen, dass zu „sensitiven“ Daten der Besuch der Geburtsorte der Dalai Lamas nicht erlaubt wird und auch die Wegbeschreibungen relativ spärlich und ungenau sind. ICT fand mehrere Blogs von Ausländern und auch Chinesen, die Mühe hatten, die Orte zu finden und zu „sensitiven“ Zeiten wie etwa nach den Unruhen im Jahre 2008 vom Personal unwirsch aus den Gebäuden komplimentiert wurden. Der detaillierte Bericht mit Fotos kann auch heruntergeladen werden auf http://www.savetibet.org/chinese-policy-and-the-dalai-lamas-birthplaces/. Quellen: International Campaign for Tibet ICT; Free Tibet Campaign/New York Times
18. Juli 2014 Besonders habe er die Obergrenze von 999 Mönchen kritisiert, die von China in dem 1709 gegründeten Kloster verhängt wurde. Die Zahl der Mönche betrug vor der chinesischen Besetzung bis zu 4000. Thabke erwähnte Freunden gegenüber auch, dass er darunter leide, dass die Behörden in das buddhistische Curriculum eingriffen und selbst das Aufstellen von Fotos verehrter Lehrer verbieten. Protest gegen Kupfermine gewaltsam beendet Sie warfen dem Betreiber, der chinesischen Firma Huicheng, vor, die Landschaft zu verwüsten und grosse Mengen Abraum direkt an ihrem Dorf aufzuschichten. Ausserdem würden die Arbeiten den ihnen heiligen Berg Ganglha berühren. Nachdem wiederholte Appelle an die Behörden erfolglos geblieben waren, protestierten die Frauen direkt auf dem Gelände der Mine. Herbeigerufene Sicherheitskräfte beendeten den Protest mit Schlägen, wobei zwei Frauen nach Angaben von Informanten erheblich verletzt wurden. Mehrere Männer, die sich später dem Protest anschlossen, wurden verhaftet. Die Sicherheitskräfte hätten den Protestierenden gesagt, sie hätten Order, nötigenfalls auch tödliche Schüsse abzugeben. Unterdessen hat Huicheng bekräftigt, trotz der Proteste alle Arbeiten weiterzuführen. Nachdem weitere Kupfervorkommen in der Region entdeckt wurden, sind bereits Strassen zur Erschliessung im Bau. Polizei verprügelt Tibeter an Kontrollpunkt Plötzlich seien weitere Polizisten erschienen, die auf die Tibeter einschlugen. Mehrere Tibeter wurden so schwer verletzt, dass sie in ein Spital eingewiesen wurden. Einer der beiden Dorfvorsteher, ein 65-jähriger Mann, wurde so schwer verletzt, dass er in das Spital der Provinzhauptstadt von Sichuan, Chengdu, gebracht werden musste. Quellen: Phayul, Radio Free Asia RFA
30. Juni 2014 Laut chinesischen Medien sei der Mord an dem Regierungsangestellten ein geplanter Racheakt gewesen, und ein Tibeter werde als Tatverdächtiger gesucht. Wiederum Streit wegen Ausbeutung von Bodenschätzen Im Bezirk Chabcha im Nordosten Tibets wurden am 7. Juni insgesamt 27 Tibeter verhaftet, die gegen den Abbau von Marmor nahe ihrem Dorf protestieren. Angeblich sei die 1989 erteilte Genehmigung dazu schon im Mai abgelaufen, aber die Betreibergesellschaft hätte dieses ignoriert. Inzwischen nähern sich die Arbeiten einem Friedhof und einem religiösen Ort, an dem die Bewohner zu den lokalen Gottheiten beten, Opfergaben darbringen und Weihrauch verbrennen. Von den festgenommen 27 Bewohnern wurden 4 freigelassen; einigen sei in der Haft der Kopf kahlgeschoren worden. US-Gesetzesentwurf für Einreisebeschränkungen gegen chinesische Politiker Quellen: Radio Free Asia RFA; International Campaign for Tibet ICT
6. Juni 2014 Auf der einen Seite hat die Zentralregierung in Beijing umgerechnet fast 7 Milliarden Franken für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt, so dass neue Häuser, Schulen, Regierungsgebäude, mehrere Museen und sogar ein Zentrum für Darstellende Künste entstanden. Auf der anderen Seite beklagen sich die Tibeter, dass die Gelder nur denjenigen mit „guten Verbindungen“ zugute kamen und die ohnehin grassierende Korruption noch verstärkt hätten. Mitglieder der Kommunistischen Partei und Regierungskader lebten nun in grossen Apartments, während tibetische Familien sich manchmal zu zwölft eine aus Fertigteilen zusammengesetzte Dreizimmer-Wohnung teilen müssen. Die Mönche des Jiegu-Klosters leben nach wie vor in Zelten, nachdem der Bautrupp im letzten September schlagartig die Baustelle für neue Behausungen verliess, als das Geld ausging. Auch Han-Chinesen beklagen sich über Fehlplanungen wie fehlende öffentliche Toiletten, die bei der Planung vergessen wurden, Unterbrüche in der Stromversorgung und exorbitante Mieten. Viele chinesische Migranten wurden für den Wiederaufbau aus den Nachbarprovinzen angelockt, sind jetzt aber mittellos, weil die versprochenen Zuschüsse ausblieben. Im April waren laut einem Informanten von Radio Free Asia mehrere tibetische Ziegeleien von den Behörden zerstört worden. Die Betroffenen behaupten, dass die Betreiber von han-chinesischen Ziegeleien die Behörden bestochen haben, um damit unliebsame Konkurrenz bei Aufträgen für den Wiederaufbau auszuschalten. Geplant war, Yushu nach dem Erdbeben von einem Handelsplatz für tibetische Nomaden zu einem Tourismuszentrum umzugestalten, jedoch blieben die Touristen bis jetzt aus. Keines der neu gebauten Museen hat bis jetzt geöffnet. Unmittelbar nach dem Erdbeben hatten in der sehr entlegenen Stadt zunächst Mönche mit den Rettungsarbeiten begonnen und zum Teil mit blossen Händen in den Trümmern nach Lebenden gesucht. Nachdem offiziell entsandte Rettungstrupps eintrafen, wurden die Mönche davongejagt, weil sich das nicht mit dem offiziellen Bild der „faulen“ und auf Kosten der Allgemeinheit lebenden Mönche vertrug [vergl. Tibet-Information vom 23. April 2010; UM]. Die Rettungstrupps posierten dann vor laufenden Fernsehkameras und zogen, nicht selten höhenkrank, gleich wieder ab [vergl. Tibet-Information vom 4. Mai 2010; UM]. Später protestierten Tibeter gegen Zwangsenteignungen von Land und Häusern an attraktiven Lagen, weil diese Platz machen sollten für den Bau von Regierungsgebäuden, Hotels und Shopping Malls [vergl. Tibet-Information vom 13. April 2011; UM]. Religiöse Aktivitäten im heiligen Monat eingeschränkt Die Region um den heiligen Berg Kailash in Westtibet ist für Touristen und Pilger gesperrt. Regierungskadern wurde befohlen, von April bis September keinen Urlaub zu nehmen, ansonsten könnten sie ihre Arbeit verlieren. Tibeter, die zur Kalachakra-Zeremonie, die am 4. Juli im indischen Ladakh vom Dalai Lama durchgeführt wird, reisen wollen, erhielten eine Warnung, dass ihnen ihre Wohnsitzregistrierung entzogen würde. Quellen: New York Times; Radio Free Asia
3. Juni 2014 Kürzlich wurden die Dorfvorsteher zu einer Beprechung gerufen, in der die Bezirksregierung sie dazu drängte, diese Zusammenkünfte genau zu beobachten und die Bevölkerung möglichst von einer Teilnahme abzuhalten, weil sie „zu rentinten Akten und Problemen“ führen könnten. Interventionen dieser Art gegen Initiativen, die die tibetische Sprache und Religion erhalten wollen, sind nicht neu. Erst im April war eine Schule für tibetische Mönche im nordtibetischen Bezirk Golog geschlossen worden [vergl. Tibet-Information vom 18 April 2014; UM]. Im gleichen Monat verboten die Behörden einen Sprachwettbewerb in Sichuan, der anlässlich des UNESCO-Tages der Muttersprache abgehalten werden sollte. Der Wettbewerb, bei dem reines Tibetisch ohne chinesische Zusätze gesprochen werden sollte, könnte „zu Opposition“ gegen die Regierung führen. Schule für Nomadenkinder soll geschlossen werden Am 20. Mai wurden Tibeter zu einer Sitzung nach Tsokyareng einberufen, in der sie von Regierungskadern über die baldige Schliessung informiert wurden. Wenn die Schule einmal geschlossen sei, würde es weniger Widerstand gegen die Umsiedlung der Nomaden geben, so die Begründung. Tibeter zu Teilnahme an Feuerwehrübungen gegen Selbstverbrennungen gezwungen Fotos der Übungen sind bei Phayul publiziert: http://www.phayul.com/news/article.aspx?id=34921&article=Drill+against+self+immolation+protests+in+Kardze&t=1&c=1 Ein Informant teilte Phayul mit, dass die Tibeter mit der Drohung zur Teilnahme gezwungen, dass andernfalls ihre Familienmitglieder zum Verhör einbestellt warden. Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul
26. Mai 2014 Am 8. April lief ein junger Tibeter, dessen Name nicht bekannt ist, durch die Strassen von Manikengo in der Präfektur Kardze im Osten Tibets. Er verstreute Gebetsfahnen auf der Strasse und rief „Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama“. Auf dem kurzen Video (siehe: http://freetibet.org/news-media/na/footage-lone-protester) ist auch zu hören, wie die Passanten seine Aktion mit Worten wie „Mögen die Götter siegen“ oder „Was für ein mutiger junger Mann“ begleiten. Der unbekannte Tibeter wurde von der Polizei verhaftet; weiteres ist nicht bekannt. Ausgerechnet im schwer bewachten Bezirk Ngaba, Schauplatz der grössten Zahl von Selbstverbrennungen, lief der 19-jährige Mönch Lobsang Tenpa aus dem Kloster Kirti am 26. April mit einem Portrait des Dalai Lama und einer um die Stirn gewickelten selbstgefertigten tibetischen Fahne durch eine Strasse. Er rannte auf das Gebäude der Bezirksverwaltung zu und rief Protestparolen gegen die chinesische Herrschaft, bevor er festgenommen wurde. Ein kurzes Video seiner Aktion ist zu sehen unter http://freetibet.org/news-media/na/dalai-lama-and-tibetan-flag-protest-monk?utm_source=General+signups&utm_campaign=04d04ca65a-May_Newsletter5_20_2014&utm_medium=email&utm_term=0_8b3b75e260-04d04ca65a-49802621. Seine Mönchszelle im Kloster Kirti wurde danach durchsucht. Es haben sich bereits mehrere Mönche aus dem Kloster Kirti selbst verbrannt; seitdem steht das Kloster unter scharfer Bewachung. Tibeter müssen sich zur Loyalität verpflichten Es wird sogar verlangt, dass die Tibeter beim Unterzeichnen mit ihrem Gesichtsausdruck bezugen, dass sie die Regeln ernsthaft befolgen wollen. Wer sich der Unterschrift verweigert, verliert die Wohnberechtigung für den Heimatort und erhält keine neuen Identitätsdokumente ausgestellt. Mönche dürfen für 4 Jahre die Region nicht verlassen. Weiterhin erklären sich die Unterzeichner unter Androhung von Strafen bei Zuwiderhandeln damit einverstanden, dass sie ihre Mobiltelefone und das Internet nicht für Kontakte ausserhalb der Region verwenden und keine ausländischen Sender empfangen. Im April hatten die Behörden im Bezirk Pema eine private tibetische Schule geschlossen. Die Schule mit dem Namen „Schule für Liebe und Selbstlosigkeit“ war ordinierten Mönchen des nahe gelegenen Klosters Dunda vorbehalten und wurde durch die Mönchsgemeinschaft auf eigene Kosten betrieben [vergl. Tibet-Information vom 18. April 2014; UM]. Im Dezember wurden nach der Selbstverbrennung von Tsering Gyal [vergl. Tibet-Information vom 12. November 2013; UM] zwei Mönche bei einer nächtlichen Razzia in Pema verhaftet und eine Regierungsmitarbeiterin schwer misshandelt, weil bei ihr ein Foto von Tsering Gyal auf dem Mobiltelefon gefunden wurde. Quellen: Radio Free Asia RFA
22. Mai 2014 In der Ortschaft Lathok wurden bereits im März zahlreiche Tibeter misshandelt und gefangen genommen, jedoch erreichten aufgrund der blockierten Kommunikationswege die Nachrichten erst jetzt RFA. In Lathok erschienen bereits vor 8 Jahren chinesische Kader zur Exploration von Eisenerz-Vorkommen und versuchten, die Tibeter mit dem Versprechen von „Kompensationen“ auf ihre Seite zu bringen. Diese widersetzten sich jedoch den Versuchen. In den vergangenen Monaten wurden die Strassen zu den Minen fertiggestellt, während Offizielle bei Widerstand mit „drastischen Strafen“ drohten. Im März entschlossen sich die Bewohner von Lathok, eine Petition an die Zentralregierung in Beijing zu richten. Gleichlautende Petitionen wurden auch an die Regierungen der „Autonomen Region Tibet“ und die Lokalregierung in Chamdo gerichtet. Nur wenige Tage später wurden 30 Tibeter verhaftet, die als Anführer des Protests identifiziert wurden. Alle seien in der Haft misshandelt worden, am schlimmsten die beiden Unterzeichner der Petition an die Zentralregierung, die über 20 Tage nur minimale Mengen an Nahrung in der Haft erhielten. Ausserdem wurden 500 Soldaten in die Region verlegt, die alle Aktivitäten der Bewohner eng kontrollieren. In der benachbarten Ortschaft Tongbar, wo sich am 7. Mai der 32-jährige Phakpa Gyaltsen durch einen Sprung von einem Gebäude das Leben genommen hatte [vergl. Tibet-Information vom 13. Mai 2014; UM], halten unterdessen trotz Repressionen und Drohungen die Proteste gegen Minenarbeiten an. Ein weiterer Tibeter habe sich aus Protest Stichwunden zugefügt und wird im Spital behandelt. Sowohl das Spital als auch die Ortschaft selbst werden von paramilitärischen Kräften engmaschig überwacht. Telefongespräche würden abgehört, sofern die Kommunikationsleitungen nicht unterbrochen sind, und Tibetern werden „ernste Konsequenzen“ angedroht, wenn sie Nachrichten über die Proteste nach aussen tragen. China verschärft Kontrolle über tibetische Klöster Das Verwaltungskommittee des Klosters Nyatso Zilkar wurde am 10. Mai zu einer Sitzung nach Dzatoe bestellt, das in den Jahren 2012 und 2013 Schauplatz einer Selbstverbrennung und Protesten gegen Minenarbeiten war [vergl. Tibet-Informationen vom 17. Oktober 2012 und 26. August 2013; UM]. Man warf dem Kommittee vor, in diese „separatistischen Proteste“ verwickelt zu sein und drängte alle Mitglieder zum Rücktritt. Danach wurde eine Liste mit zuerst 32 Kandidaten erstellt, die später auf 28 und dann auf 9 Personen, sowohl Mönche als auch Laien, reduziert wurde. Diese 9 Personen wurden schliesslich gewählt, ohne dass das Kloster selbst mitbestimmen konnte. Ein Dorfvorsteher, der gegen 2 Kandidaten protestierte, wurde für 2 Tage festgenommen. Auch benachbarte Klöster im gleichen Bezirk kommen nun verstärkt unter Druck, und Tibeter befürchten, dass die Auswechselung des Kommittees als Vorbild für weitere Aktionen dienen könnte. Quellen: Radio Free Asia RFA
13. Mai 2014 Ein Informant von RFA gab an, er habe vor seiner Tat gegenüber Freunden bemerkt, er würde „etwas“ aus Protest gegen die Minenarbeiten in der Region unternehmen. Nachdem er das Dach des Gebäudes betreten hatte, rief er Parolen für die Freiheit Tibets. Versuche, ihn am Sturz zu hindern, waren erfolglos; er sei nach dem Sturz sofort tot gewesen. Zwei Monate zuvor hatten am nahe gelegenen See Madok Tso Arbeiten begonnen, die nach regierungsoffiziellen Angaben einem Dammbau dienten. Die Tibeter misstrauten jedoch diesen Angaben und waren der Überzeugung, dass dort Bodenschätze abgebaut werden sollen. Sie organisierten rund um die Uhr im Schichtbetrieb Wachen, die die Arbeiten genau beobachteten. Einige der Beobachter wurden festgenommen, aber nach einigen Tagen wieder freigelassen. Die Behörden boten den lokalen Bewohnern erfolglos je Yuan 10‘000 (ca. Fr. 1‘400) als „Kompensation“ an, wenn sie die Proteste unterliessen. Seit der Tat sind alle Kommunikationwege nach Dzogang unterbrochen. Phakpa Gyaltsen hinterlässt drei kleine Kinder und seine Frau, die gerade ihr viertes Kind erwartet. China spioniert Studenten im Ausland aus Sogenannte „Bildungsberater“ der chinesischen Gesandtschaften in Australien sind bemüht, an allen Universitäten des Landes Studentenvereinigungen für die insgesamt 90‘000 chinesischen Auslandsstudenten, die sich in Australien oft wenig heimisch fühlen, zu gründen und zu unterhalten. Ein nach Australien übergelaufener ehemaliger chinesischer Diplomat gab an, dass diese „Berater“ nicht nur die Anführer der Vereinigungen ernennen, sondern diese auch mit Geldmitteln unterstützen. Die Mitglieder haben dann die Aufgabe, chinesische Staatsgäste in Australien am Flughafen zu begrüssen und unerwünschte Proteste zu unterbinden. Darüber hinaus sollen sie Informationen über Studentengruppen sammeln, die sich mit Falun Gong oder Tibet befassen, und diese infiltrieren. Eine chinesischsstämmige Dozentin an der Universität in Sydney gab an, sie sei bei einer Reise nach China von den Behörden viermal befragt worden, weil sie zuvor an einem Seminar der Universität von New South Wales kritische Bemerkungen zur Demokratie in China gemacht habe. Ihr sei ein komplettes Dossier über sie sogar mit dem Namen der Informantin vorgehalten worden. In einem anderen Fall wurden die in China lebenden Eltern eines Studenten ermahnt, sie sollten ihren Sohn zur „Mässigung“ anhalten, weil dieser beim Australien-Besuch des Dalai Lama beobachtet wurde. Angehörige eines Selbstverbrennungsopfers werden belästigt Auch die Nachbarn der Familie sowie die Mönche und der Abt des Gongthal-Klosters, in das der Leichnam für die Totenrituale gebracht worden war, wurden verhört. Einige Mönche des Klosters sind inzwischen untergetaucht. Das Kloster und die Verwandten wurden damals bedrängt, den Leichnam so schnell wie möglich „loszuwerden“. Ein Verwandter, der die Selbstverbrennung fotografierte und die Bilder verbreitete, war zwei Tage lang für Verhöre festgehalten worden. Tibetische „Aushilfslehrer“ protestieren gegen mangelnde Entlohnung Immer weniger tibetische Absolventen finden noch eine Arbeit, vor allem, wenn sie nicht die chinesische Sprache beherrschen. Sie müssen dann notgedrungen auf schlecht entlohnte Aushilfsjobs ausweichen. Einer von ihnen klagte, dass sie bei niedrigem Lohn auch noch „wie Sklaven“ behandelt werden. Quellen: Radio Free Asia RFA; Fairfax Media
18. April 2014 Über Thinley Namgyal ist weiter nichts bekannt, ausser dass er in der Region Kardze bei seinen Eltern lebte. Er ist damit der 131. Tibeter, der sich in Brand setzte. China sagt Menschenrechtsdialog mit britischer Regierung ab Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums beschuldigte die britische Regierung, sie gebe „unverantwortliche Kommentare“ von sich und benutze diese als Vorwand, um sich „in Chinas innere Angelegenheiten einzumischen“. Diese Vorgänge seien den bilateralen Beziehungen nicht förderlich. Der britische Premierminister Cameron hatte nach seinem China-Besuch im Dezember letzten Jahres die Wiederaufnahme des Menschenrechtsdialogs als wesentlichen Erfolg bezeichnet, nachdem die Beziehungen zu China nach dem Empfang des Dalai Lama bei ihm im Vorjahr stark belastet waren. Behörden schliessen Schule für tibetische Mönche, weitere Restriktionen Die ungefähr 70 jungen Mönche sind nun gezwungen, öffentliche Schulen in der Region zu besuchen, wo sie keinen traditionellen tibetischen Unterricht mehr erhalten. Darüber hinaus müssen jetzt die Mönche oder ihre Eltern das Schulgeld aufbringen. Ebenfalls wurden in dieser Region nach Berichten von RFA „hunderte“ Tibeter verhaftet, weil sie spezielle tibetische Armbänder trugen oder Bilder von religiösen Würdenträgern bei sich hatten, die als loyal zum Dalai Lama gelten. Die Bauern in der Region würden gezwungen, im Rahmen einer Aufforstungskampagne Bäume ausgerechnet auf den Feldern zu pflanzen, die sonst immer für den Ackerbau genutzt wurden. Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA
14. April 2014 Die genaue Position des Bohrloches bleibt geheim. Auch wollte Professor Li nicht die Erdöl- und Gaskonzerne nennen, die sich an der Bohrung beteiligt hatten. Die beiden grössten staatlichen chinesischen Konzerne, CNPC und Sinopec, die schon seit 1995 in Tibet aktiv sind, antworteten nicht auf entsprechende Anfragen der South China Morning Post. Li kündigte an, dass die Regierung gerade Vorschläge für weitere, bis zu 10 km tiefe Erkundungsbohrungen untersuche, prioritär in Tibet. Allerdings gibt es auch warnende Stimmen. Professor Wei Wenbo von der Chinesischen Universität für Geowissenschaften warnte vor irreversiblen Umweltschäden und forderte, dass kommerzielle Projekte erst nach einer Abschätzung der ökologischen Risiken genehmigt werden dürften. Angela Merkels Fauxpas mit China-Karte Entsprechend fielen die Reaktionen der chinesischen Medien aus. Die Zeitung People’s Daily, die sonst minutiös über Xi Jinpings Staatsbesuch berichtete, erwähnte das Geschenk mit keinem Wort. Andere Medien zeigten einen kreativen Umgang mit dem Vorfall: sie präsentierten ihren Lesern als Geschenk eine andere Version, nämlich eine 1844 vom Engländer John Dowell erstellte und vom Londoner Verlagshaus Teesdale & Co. publizierte Karte. Diese zeigt China im Zenit seiner territorialen Ausdehnung, einschliesslich Tibet, der Mongolei und weiter Teile Sibiriens. In den sozialen Medien, wo sich die Nachricht von dem Fauxpas dennoch verbreitet hatte, setze es kritische Kommentare. Ein Kommentator nannte das Geschenk „seltsam“, ein weiterer beschuldigte Merkel, sie wolle die Unabhängigkeit von Tibet und Xinjiang propagieren, ein dritter verdächtige Deutschland, „verstecke Pläne“ zu hegen. Umgekehrt feierten diejenigen, die die Kartenversion von John Dowell für das wirkliche Geschenk hielten, die dargestellte territoriale Grösse Chinas. Einer jubelte „unsere Vorfahren waren grossartig“, ein anderer schrieb, Staatspräsident Xi möge sich durch die Karte „ermuntert fühlen, zu realisieren, was die wahre Wiederauferstehung Chinas bedeutet“. Quellen: South China Morning Post (Hong Kong); Sydney Morning Herald
11. April 2014 Kürzlich trafen Funktionäre in der Klinik ein und ordneten an, dass alle Gebetsmühlen sofort zu entfernen und zu zerstören seien. Sie begründeten die Anordnung mit „politischen Implikationen“ der Gebetsmühlen und drohten mit Strafen, wenn man der Anordnung nicht sofort nachkomme. Die Klinik in Dzora ist die grösste in der Region und praktiziert sowohl traditionelle als auch moderne Medizin ... und planen Minenarbeiten an einem heiligen Berg Die Minenarbeiten, die laut Plänen der Behörden von Firmen „ausserhalb Tibets“ begonnen werden sollen, waren schon seit einiger Zeit in der Diskussion, trafen aber auf Widerstand unter der lokalen Bevölkerung. Die Tibeter befürchten, dass bei einer kürzlichen Sitzung von Funktionären beschlossen wurde, sich über ihre Bedenken hinwegzusetzen. Konflikte um den Abbau von Bodenschätzen, der oft an für Tibeter heiligen Orten stattfindet und nach ihren Angaben zu massiven Umweltschäden führt, sind häufige Konfliktquellen. Erst am 2. April hatten mehrere hundert Tibeter in der Nachbarprovinz Gansu gegen die Konfiszierung ihres Weidelandes protestiert, um einer Goldmine Platz zu machen. Die Tibeter führten zwei Wochen nach dem Beschluss zur Konfiszierung im Bezirk Sangchu in Gansu einen Protestzug durch, bei dem sie auch Banner mit Parolen trugen. Der Protestmarsch rief sofort die Polizei auf den Plan; es ist nicht bekannt, ob es zu Verhaftungen oder zu Gewalt kam. Tibeter wegen Austausch von Mitteilungen auf Mobiltelefonen verhaftet Der Bezirk steht seit einem Vorfall im März unter besonders scharfer Kontrolle. Unbekannte „Schurken“, wie sie in offiziellen Verlautbarungen genannt wurden, hatten die Parole „Tibet ist unabhängig“ auf eine Brücke gemalt. Seitdem werden alle Bewegungen der Bevölkerung und auch die Kommunikationsmittel streng überwacht. Der Informant von Phayul gab allerdings nicht an, wie die Polizei genau den Austausch von den politischen Mitteilungen auf den Mobiltelefonen der Verhafteten ermittelte. Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul
1. April 2014 Sicherheitskräfte riegelten sowohl das Kloster als auch das Krankenhaus ab und erlaubtem niemandem Zutritt. Laut Radio Free Asia wurden kurz darauf 6 Nonnen verhaftet, die Dolma nahe standen. Auch wurden alle Kommunikationskanäle in die Region abgeschaltet. Bevor sie sich in Flammen setzte, hatte sich Dolma für mehrere Monate in ein Retreat in einem kleinen Kloster in der Nähe zurückgezogen. Sie stammt aus der Familie Thonglaka Tsang, die in der Region wegen ihrer Teilnahme am Kampf gegen die chinesische Invasion in den 50-er Jahren sehr bekannt ist. Mehrere Mitglieder der Familie, darunter auch ihr Vater, kamen bei den Kämpfen ums Leben. Dolma hat noch drei Brüder, die alle hochrangige Mönche sind. Schmerzsteigernde Injektionen – eine neue Foltermethode? Es ist eine bekannte Praxis der Behörden, misshandelte Gefangene vorzeitig nach Hause zu entlassen, wenn sich deren Gesundheitszustand so sehr verschlechtert, dass sie bald sterben werden. TCHRD erreichten kürzlich Berichte von mehreren Informanten aus dem gleichen Dorf, dass Lobsang Goshul während der Folter Injektionen erhielt, die den erlittenen Schmerz noch erheblich steigerten. Ausserdem seien ihm Schlaf und Essen vorenthalten worden. Eine weitere Foltermethode bestand darin, ihm mit Kraft Zahnstocher und andere zugespitzte Gegenstände unter die Fingernägel zu stechen, so dass er zeitweise seine Hände nicht gebrauchen konnte. Auch liegt TCHRD ein Dokument vor, das Lobsung Goshul im September 2012 in Haft verfasst hatte und wenige Wochen vor seinem Tode einigen Freunden zugänglich machte. In dem Dokument, das TCHRD vollständig übersetzt hat, erklärt er, dass er trotz aller Qualen nicht bereit sei, sich der Repression zu beugen und den eingeschlagenen Weg nicht bedauere. Das einzige, was ihn schmerze, sei die mangelnde Solidarität unter Tibetern. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Phayul; Radio Free Asia RFA
18. März 2014 Der 16. März ist der Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Proteste, die in Ngaba im Jahr 2008 ausbrachen. Nachdem Sicherheitskräfte das Feuer auf die Protestierenden eröffneten, soll es nach damaligen Angaben 39 Tote gegeben haben [vergl. Tibet-Information vom 20. März 2008; UM]. Auch in den Jahren 2011, 2012 und 2013 setzten sich in Ngaba am gleichen Tag Tibeter in Flammen. Neben seinen Eltern hinterlässt Lobsang Palden noch einen jüngeren Bruder, der ebenfalls Mönch im Kloster Kirti ist. Er schrieb vor der Selbstverbrennung einen längeren Brief [nach anderen Quellen war es kein Brief, sondern eine Nachricht auf seinem Mobiltelefon; UM] an seine Angehörigen und alle „Brüder und Schwestern“ in Tibet, den TCHRD in voller Länge übersetzt hat. Darin ruft er die Tibeter zu Einigkeit und Solidarität auf. Nach Angaben von Phayul und RFA setzte sich am Morgen des gleichen Tages ein weiterer Tibeter vor dem Kloster Sonang im Bezirk Tsekhor im Norden Tibets in Brand. Sein Name ist bisher nicht bekannt. Sicherheitskräfte schalteten sofort alle Kommunikationskanäle in die Region aus. Nach dem Bericht eines Informanten von RFA soll das Kloster Sonang komplett abgeriegelt sein; niemand komme heraus oder herein. Massive Präsenz von Sicherheitskräften am 10. März Angehörige der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) und paramilitärische Kräfte marschierten in Kampfausrüstung auf. An den Zufahrtsstrassen zu allen grösseren Städten waren Strassensperren errichtet, wo Tibeter durchsucht und teilweise auch verhört wurden. Schon am 9. März waren in der Autonomen Region Tibet paramilitärische Kräfte zu sehen, die Übungen zur „Aufrechterhaltung der Stabilität“ durchführten. Die tibetische Bloggerin Woeser fragt ironisch, warum der Oberkommandierende der Sicherheitskräfte in Tibet zu ständiger Wachsamkeit und Kampfbereitschaft aufruft, wenn auf der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses Funktionäre die tibetische Hauptstadt Lhasa als die Stadt „mit dem höchsten Glücks-Index“ bezeichnen. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Phayul; Radio Free Asia RFA
24. Februar 2014 Beide Tibeter, die sich am 5. (oder 6.) Februar und 13. Februar in Flammen setzten, sind kurz darauf verstorben. In beiden Fällen wurden die Leichname ohne Information der Angehörigen von den Behörden kremiert. Erst danach erhielten die Familien die Asche. Im Fall von Phagmo Samdup durften die Angehörigen die Totengebete nur ohne Besuch und hinter verschlossenen Türen sprechen, während vor ihrem Haus Sicherheitskräfte Wache standen. Danach wurde die Familie gezwungen, die Asche in einen Fluss zu streuen. Jugendliche verhaftet, weil sie einen Slogan schrieben Gruppen von Kadern sind überall in Dörfern stationiert, um „verdächtige“ Aktivitäten zu entdecken, ganz besonders in als „sensitiv“ angesehenen Regionen. Sog liegt in der Nähe des Bezirks Driru, in dem sich von wiederholte Proteste gegen Minenarbeiten ereigneten. Quellen: Phayul
17. Februar 2014 Kurz nachdem er in Flammen stehend Slogans rief, eilten Sicherheitskräfte herbei und versuchten, die Flammen zu löschen. Danach umhüllten sie ihn mit einer Decke und zerrten ihn in ein Fahrzeug. Nach Berichten von Augenzeugen soll er versucht haben, seinen Kopf hochzuhalten und die Hände zu falten, wurde aber umgestossen und fortgefahren. Ob er noch lebt und wo er sich befindet, ist nicht bekannt. Lobsang Dorje hatte, nachdem er das Kloster Kirti verlassen hatte, zunächst im Bezirk Golog in einer Autowaschanlage gearbeitet und war kürzlich nach Ngaba zurückgekehrt, um die Viehherde seiner Familie zu hüten. Drastische Sanktionen und Sippenhaft bei Selbstverbrennungen Das mit 8. April 2013 datierte Dokument der Bezirksverwaltung Dzoege in der Präfektur Ngaba beinhaltet insgesamt 16 Artikel. Familienangehörige von Tibetern, die sich selbst verbrennen, kommen auf eine Schwarze Liste. Ihnen werden alle politischen Rechte entzogen, sie bekommen keine Arbeit mehr in Regierung und Verwaltung, erhalten für 3 Jahre alle Sozialleistungen gestrichen, ihre Häuser und ihr Land werden enteignet, sie dürfen keine Geschäfte eröffnen, und dürfen nicht nach Lhasa oder in das Ausland reisen. Die Dörfer oder Klöster, deren Bewohner sich selbst verbrannten, erhalten ebenfalls keine finanziellen Leistungen der Regierung mehr und müssen zwischen 10‘000 und 500‘000 Yuan (Fr. 1‘500 – 80‘000; das ein- bis knapp achtzigfache eines Jahreseinkommens in der Region) Kaution hinterlegen, die verfällt, wenn sich dort eine neue Selbstverbrennung ereignet; danach muss eine neue Kaution hinterlegt werden. Dorfbewohner dürfen keinen Ackerbau und keine Viehzucht mehr betreiben. Die Finanzbuchhaltung von Dörfern und Klöstern wird streng kontrolliert, und alle Amtsträger in Dörfern und Angehörige von Klöstern müssen sich einer Schulung in „Rechtsfragen“ unterziehen. Amtsträger und Kader sind verpflichtet, diesen Erlass überall in der Region kommunizieren. Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
10. Februar 2014 Junger Tibeter stirbt an Misshandlungen in Haft Konchok Dakpa wurde sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Protest von mehreren tausend Tibetern gegen eine Mine am Berg Naglha Dzambha verhaftet [vergl. Tibet-Information vom 30. Mai 2013; UM]. Die Tibeter befürchteten, dass die am 24. Mai letzten Jahres beobachteten Arbeiten nicht einem “hydroelektrischen Projekt” galten, wie ihnen erzählt wurde, sondern in Wirklichkeit Bodenschätze an dem heiligen Berg abgebaut werden sollten. Tibeter wegen Dalai-Lama-Bildern verhaftet und gefoltert In der Haft wurde er laut einem Informanten von RFA schwer misshandelt und bei der Haftentlassung eindringlich ermahnt, alle Kontakte in das Ausland abzubrechen. Quellen: Voice of America; Radio Free Asia RFA; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
31. Januar 2014 Das Nachrichtenportal Qinghai Online News feierte diese Entwicklung mit folgenden Worten: „Die lokalen Nomaden freuen sich nun über ein neues, modernes Leben in blitzsauberen neu gebauten Häusern, während ihre Herden auf dem endlosen Grassland unter der Regie einer Kooperative gehegt werden.“ Offiziell wird die Sesshaftmachung mit ökologischen Aspekten begründet, zum Beispiel dem Risiko von Überweidung. Kritiker entgegnen, dass in Wirklichkeit die Regierung ein starkes Interesse nach leichterer sozialer Kontrolle der Nomaden und Ausbeutung von Bodenschätzen im früheren Weideland hat. Die chinesische Journalistin und Umweltaktivistin Wang Yongchen, die für die Organisation Green Earth Volunteers spricht und die Kultur der Nomaden studierte, merkt an, dass die Nomaden in der Vergangenheit immer in der Lage waren, das ökologische Gleichgewicht zu wahren. Einmal in genormten Siedlungshäusern sesshaft gemacht, werden sie ihrer traditionellen Lebens- und Arbeitsweise beraubt und sind oft nicht mehr in der Lage, neue Erwerbsquellen zu finden. Stattdessen verarmen sie und verfallen nicht selten dem Alkohol. Die Tibetische Regierung im Exil hat beobachtet, dass, wenn die Nomaden ihre Herden in Kooperativen einbringen, diese de facto ihrer Kontrolle entzogen sind und die chinesischen Angestellten in der Kooperative die Bewirtschaftung übernehmen. Verhafteter tibetischer Gelehrter in kritischem Gesundheitszustand Khenpo Kartse durfte seit seiner Verhaftung keinen Besuch erhalten. Zwar hatte die Polizei seinen Verwandten mitgeteilt, diese dürften ihm Medikamente bringen, jedoch mussten sie alles dem Gefängnispersonal übergeben und durften ihn nicht persönlich sehen. Die Information über seinen Gesundheitszustand stammt von einem Informanten von RFA. Dieses widerspricht einem im Dezember angeblich von Khenpo Kartse verfassten Brief aus der Haft, es gehe ihm gut, und er bitte darum, von weiteren Protestbekundungen gegen seine Verhaftung abzusehen. Die aus der Haft entlassenen Mönche gaben an, dass das Interesse bei ihren Verhören vor allem der Frage galt, ob Khenpo Kartse Kontakte ausserhalb der Region hatte und diesen Informationen über die Situation in Tibet und Protestaktionen zukommen liess. Quellen: Voice of America; Radio Free Asia RFA
20. Januar 2014
Quellen: Tibetan Center for Human Rights and Democracy TCHRD
16. Januar 2014 Bereits im Mai letzten Jahres hatten sich die lokalen Bewohner gegen das Projekt gewandt, das zwei benachbarte Dörfer durch einen Strassentunnel verbinden sollte, weil sie Schäden an der Umwelt und an Gebäuden befürchteten. In der Tat sind jetzt mehrere Gebäude in der Nähe des Tunnel eingestürzt, und an anderen Häusern zeigen sich Risse. Erbost darüber, dass ihr Protest über sieben Monate ignoriert wurde, besetzten etwa 100 Tibeter die Baustelle und blockierten die Bauarbeiten, während sich andere zur Bezirksregierung von Dege begaben und forderten, diese müsse endlich ihre Bedenken Ernst nehmen. Einen Tag später erschienen etwa 1‘000 Polizisten in Pondha, durchsuchten den gesamten Ort und nahmen 20 Tibeter mit, die als Anführer des Protests ausgemacht wurden. Über ihr Schicksal ist weiter nichts bekannt. 6 Jahre Haft für Zeugen einer Selbstverbrennung Damit setzt die Regierung die massiven Strafen um, die allen Tibetern im Rahmen der „Patriotischen Umerziehung“ angedroht werden. Laut einem Regierungsdekret werden diejenigen, die andere „zu Selbstverbrennungen anstiften, verleiten oder drängen“, der vorsätzlichen Tötung angeklagt. Ebenso machen sich solche, die „Sicherheitskräfte, medizinisches Personal oder andere, die die Selbstverbrenner schützen wollen“, bei der Ausübung ihrer Pflichten behindern, des gleichen Vergehens schuldig [vergl. Tibet-Information vom 22. Februar 2013; UM]. Initianten einer sozialen Initiative verhaftet Es ist unklar, ob die Hausdurchsuchungen und Verhaftungen im Zusammenhang mit der Verhaftung des angesehenen Gelehrten Kenpo Kartse am 6. Dezember l.J. stehen. Dieser war verhaftet worden, als er im mehrere hundert Kilometer entfernten Chengdu weilte, um eine Statue für sein Kloster zu kaufen [vergl. Tibet-Information vom 7. Januar 2014; UM]. Quellen: Tibetan Center for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia RFA
7. Januar 2014 Vor wenigen Tagen wurde Bumchok, ein 16-jähriger Junge verhaftet, weil er eine chinesische Flagge verbrannt haben soll. Fünf Tage später wurden Choedron, ein 16-jähriges Mädchen und die 27-jährige Yangchen unter gleichem Verdacht in Haft genommen. Bumchok wurde einige Tage später, eskoriert von etwa 20 Polizisten mit vorgehaltener Waffe, nach Hause gebracht. Die Polizisten durchsuchten das Haus und nahmen Bumchok wieder mit, weil sie dort ein Foto des Dalai Lama fanden. Über das Schicksal der Verhafteten ist weiter nichts mehr bekannt. Laut RFA sind seit Beginn der Proteste in Driru über 1‘000 Personen verhaftet worden. Der Jüngste soll ein 10-jähriger Junge sein. Der Name eines 12-jährigen verhafteten Jungen ist RFA bekannt. Der älteste Häftling ist laut RFA 72 Jahre alt. Auch soll die Mutter eines erst ein Monat alten Kindes in Haft sein. Kloster in Driru geschlossen, Mönch verhaftetEbenfalls im Bezirk Driru wurde das Kloster Drongna geschlossen und der Debattierlehrer Kalsang Dhondup verhaftet. Nachdem sich die Nachrichten über die Verhaftung des angesehenen Mönches und Gelehrten Ngawang Jamphel am 23. November im Kloster Tarmoe und die Proteste der dortigen Mönche verbreitet hatten, wurden die Kloster Drongna und Rabten von Sicherheitskräften umstellt. Ob auch das Kloster Rabten geschlossen wurde, ist nicht bekannt. Bereits vorher waren 8 Mönche von Rabten verhaftet worden, die in angrenzenden Provinzen studierten. Der verhaftete Ngawang Jamphel starb am 17. Dezember mutmasslich an erlitteten Misshandlungen in Haft [vergl. Tibet-Informationen vom 19. Dezember 2013; UM]. Die chinesische Regierung beobachtet die Lage in Driru mit grosser Sorge und greift hart ein, um eine Ausweitung der Proteste auf andere Regionen zu verhindern. 16 protestierende Mönche in Chamdo verhaftet Die verhafteten 16 Mönche hatten am 18. Dezember eine Protestdemonstration veranstaltet. Regierungsvertreter hatten sie beruhigt und versprochen, sich des Falles anzunehmen. Drei Tage darauf wurden die Mönche aber verhaftet. Unterdessen rief Khenpo Kartse in einem Schreiben aus dem Gefängnis die anderen Mönche aus seinem Kloster dazu auf, Ruhe zu bewahren und nicht weiter zu protestieren. Ihm gehe es gut, und er sei nicht misshandelt worden. Ob das Schreiben echt ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Khenpo Kartse hatte sich bei dem grossen Erdbeben in Yushu im April 2010 einen Namen gemacht, als er Rettungsarbeiteten anleitete. Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA
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