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Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft 19. Dezember 2013 Tsultrim Gyatso hinterliess Notizen in Versform, die TCHRD nur teilweise übersetzen konnte, weil nicht alle leserlich waren. Darin fordert er die Rückkehr des Dalai Lama, die Freilassung des Panchen Lama und Massnahmen zum Wohlergehen für alle Tibeter, beklagt aber auch die rücksichtlose Ausbeutung von Bodenschätzen durch China und die drakonischen Unterdrückungsmassnahmen. Damit steigert sich die Zahl der Selbstverbrennungen seit 2009 auf insgesamt 125. Tibetischer Gelehrter in Haft zu Tode geprügelt Ngawang Jamphel war im Kloster Tarmoe im nordtibetischen Bezirk Driru ein sehr angesehener buddhistischer Gelehrter. Driru war seit Oktober Schauplatz mehrerer Proteste, Verhaftungen und „Umerziehungskampagnen“, nachdem sich Anwohner den erzwungenen Loyalitätskundgebungen für China verweigert hatten [vergl. Tibet-Informationen vom 8. und 9. Oktober sowie 11. November 2013; UM]. Sein Leichnam wurde am 17. Dezember der Familie übergeben, die in Lhasa die Einäscherung durchführte. Nach Angaben von Familienmitgliedern ist die erlittene Gewalt während der Haft so gut wie sicher die Todesursache, da er sich bei der Verhaftung in ausgezeichnetem Gesundheitszustand befand. Das Schicksal der beiden anderen verhafteten Mönche ist unklar. Die Behörden verboten den Familienangehörigen, über seinen Tod zu sprechen. Würden diese Nachrichten ausserhalb Tibets verbreitet, drohe ihnen „das gleiche Schicksal“. Ngawang Jamphel hatte zwischen 1989 und 2007 im indischen Exil höhere buddhistische Studien betrieben und mit dem Titel eines Geshe, vergleichbar mit Bachelor, abgeschlossen. Nur ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Tibet wurde er wegen „Verrats von Staatsgeheimnissen“ verhaftet und verbrachte 2 Jahre in Haft. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis unterrichtete er Mönche und Laien im Kloster Tarmoe in buddhistischer Dialektik und beteiligte sich an zahlreichen sozialen Initiativen, wie z.B. dem Schlichten von Streitigkeiten oder Massnahmen, Jugendliche vom Alkohol oder Glücksspiel abzuhalten. Sowohl im Kloster als auch im Dorf war er wegen seiner Kenntnisse der buddhistischen Lehre hoch angesehen. Das Kloster Tarmoe wurde gleich nach der Verhaftung von Sicherheitskräften durchsucht und ist seitdem geschlossen. Als die Mönche sich weigerten, die Schlüssel zu ihren Mönchszellen auszuhändigen, wurden die Türen aufgebrochen und zahlreiche Gegenstände wie Laptops, Mobiltelefone, Satellitenschüsseln, aber auch Fotografien und andere persönliche Habseligkeiten mitgenommen. Regierungskader verlangten, dass alle Mönche des Klosters, die sich zu buddhistischen Studien im Ausland oder in den benachbarten Provinzen aufhalten, unverzüglich zürückgerufen werden, und dass alle Mönche unter 17 Jahren aus dem Kloster fortgewiesen werden. In zwei benachbarten Klöstern wurden insgesamt 8 Mönche verhaftet. Die Verhaftung von Ngawang Jamphel ist nur eine weitere in der langen Reihe von Verhaftungen seit 2008, die vor allem auf gut ausgebildete Tibeter abzielt. Damit sollen vor allem die möglichen Wortführer von Protesten zum Schweigen gebracht werden. Mönche, die sich im indischen Exil oder in Nachbarprovinzen weitergebildet haben, gelten als besonders gefährlich und sind Ziel strikter „Umerziehungsmassnahmen“. Driru gilt laut Regierungsquellen generell als „instabile“ Region und soll vordringlich „befriedet“ werden, um „negative Folgen“ für andere Regionen in Tibet zu verhindern. Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
5. Dezember 2013 Polizisten auf einer Routinepatrouille hätten sofort seinen brennenden Körper umringt, um zu verhindern, dass Tibeter diesen wegtrugen. Nach einem Gerangel mit den anwesenden Tibetern wurde sein Körper schliesslich von der Polizei abtransportiert. Er sei dabei noch am Leben gewesen, aber nach Angaben der Polizei auf dem Weg in ein Spital verstorben. Ohne die Angehörigen zu informieren, wurde sein Leichnam kremiert und die Urne am nächsten Tag einem Verwandten übergeben. Mehrere Tibeter, die an dem Zusammenstoss mit der Polizei beteiligt waren, wurden festgenommen. Auch nahm die Polizei kurz darauf seine 28-jährige Frau und mehrere Verwandte fest. Kunchok Tseten hinterlässt zwei Kinder im Alter von 3 und 4 Jahren. Die Polizei konfiszierte alle Mobiltelefone der Zeugen der Selbstverbrennung, ordnete die Schliessung alle Geschäfte und Restaurants in Meruma an und schaltete das Internet und Mobilfunknetz ab. Neue Technolgie für Internetüberwachung in China Professor Ding Xiaoqing, die das Entwicklungsteam leitete, präsentierte die neue Technologie der Öffentlichkeit und erklärte, dass diese auch über das Internet geführte Telefongespräche, Textnachrichten und in Abbildungen und Grafiken eingebettete Mitteilungen in zahlreichen nicht-chinesischen Sprachen entzifferen könnte. Ausser Tibetisch und Uigurisch beherrsche das System die Sprachen aller grösseren ethnischen Minderheiten in China, dazu habe man auch Arabisch und Japanisch eingeschlossen. „Mittels dieser Technologie können sie [die Überwacher; UM] Informationen in Echtzeit und aus erster Hand erhalten. Sie können auf ein System zurückgreifen, das mehrere Sprachen gleichzeitig beherrscht. Eine immer grössere Zahl an Informationen fliesst über das Internet in einem Format, das bisher die Überwachung der Regierung unterläuft. Die meisten Einrichtungen können heutzutage damit nicht umgehen“, führte Professor Ding aus. So könne man viel früher das Mass an „öffentlicher Aufregung“ bestimmen, das sich in einer anderen Sprache als Putonghua in Internet-Einträgen finden lässt. Allerdings kann die neue Technologie Informationen in nur jeweils einer einzigen Sprache zu einer gegebenen Zeit entschlüsseln, und man ist nach wie vor auf Ermittler angewiesen, die der jeweiligen lokalen Sprache mächtig sind, um die herausgefilterten Informationen zu analysieren. Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA; Reuters
28. November 2013 Die Volksrepublik China erhob Einspruch mit dem Argument, dass das Programm des Delek-Hospitals wegen seiner Verbindungen zur Tibetischen Regierung im Exil eine „politische Organisation“ sei. Gemäss den Statuten der WHO muss die Generalsekretärin, Margaret Chan, der Selektion des Gewinners zustimmen. Diese verweigerte jedoch ihre Zustimmung. Frau Chan ist Bürgerin der Volksrepublik China. Ein Sprecher der WHO erklärte, dass diese Frage auch von der Rechtsabteilung der WHO erörtert worden sei, die zu dem Schluss kam, dass die WHO „keine Entität anerkennen kann, die nicht als legale Entität von der UNO anerkannt“ sei. Das Delek-Hospital gab an, dass es als gemeinnützige Organisation in Indien registriert ist und weder finanziell noch administrativ von der Tibetischen Regierung im Exil abhängig ist. Das Kosten werden durch Spenden von NGOs und Individuen bestritten. Das Hospital behandelt sowohl Tibeter als auch Inder. Die Inzidenz von Tuberkulose ist unter Tibetern, die in Indien leben, mehr als doppel so hoch wie unter Indern. Nach eigenen Angaben werden zurzeit etwa 300 Patienten behandelt, und man rechnet mit 200 neuen Fällen pro Jahr. Im vergangenen Jahr sei die Erfolgsquote der Behandlungen bei über 90% gelegen. Weitere Verhaftungen nach Selbstverbrennung am 11. November Informanten von RFA berichten, dass jeweils Gruppen von 15 Angehörigen der Sicherheitskräfte an allen Strassenkreuzungen postiert sind. Diese durchsuchen alle ortsfremden Tibeter, manchmal mit vorgehaltener Schusswaffe. Das Haus der Familie von Tsering Gyal ist unter ständiger Bewachung. Kondolenzbesuche sind nicht erlaubt, und jede Bewegung der Familienangehörigen wird observiert. Der ältere Bruder von Tsering Gyal wurde zum Verhör auf die Polizeistation bestellt, aber danach wieder nach Hause gelassen. Funktionäre warnen vor härtesten Bestrafungen für Helfer oder Mitwisser, falls sich nochmals eine Selbstverbrennung ereignet. Quellen: Wall Street Journal; Radio Free Asia RFA
12. November 2013 Phayul zitiert einen Informanten, dem Tsering Gyal seine letzten Worte vor der Selbstverbrennung mitgeteilt habe. Er soll gesagt haben: „Ich verbrenne mich heute für die Wiedervereinigung aller Tibeter. Meine einzige Hoffnung ist die auf Einigkeit unter allen Tibetern und die Erhaltung der tibetischen Religion und Tradition. Wenn uns das gelingt, werden alle Tibeter wieder vereinigt sein.“ Kurz nach der Selbstverbrennung wurden die Sicherheitskräfte im Bezirk Pema verstärkt und überwachen alle Bewegungen der Anwohner. Mehr Tibeter verweigern das Hissen der chinesischen Flagge In der Region Dongkhor im osttibetischen Bezirk Kardze beriefen Regierungsangestellte dazu extra mehrere Versammlungen in verschiedenen Dörfern ein, um die Tibeter zum Flaggenhissen zu drängen. Angesichts der hartnäckigen Weigerung der Tibeter sollen die Kader darauf hingewiesen haben, dass diejenigen Ortschaften, in denen chinesische Flaggen gehisst wurden, in den Genuss „grosszügiger Regierungshilfen“ gekommen seien. Obwohl jeder seine Meinung kundtun dürfe, könne niemand die Folgen der anhaltenden Verweigerung vorhersagen. Auch im Bezirk Dzatoe, wo im August Proteste gegen eine angeblich illegale Diamantenmine blutig niedergeschlagen wurden [vergl. Tibet-Information vom 26. August 2013; UM], mussten Regierungsangestellte intervenieren, um die Anwohner zum Hissen der Fahne zu bewegen. Wie ein Informant an RFA meldete, wurden in der Vergangenheit nur Familien, die an Protestaktionen teilgenommen hatten, dazu gezwungen. Ebenso wurden die Regierungsangestellten selbst dazu verpflichtet, auf ihren Häusern die chinesische Flagge zu hissen. Jetzt befürchten die Tibeter, dass dieses Gebot für alle gelten soll. Unabhängige Informanten bestätigten allerdings gegenüber RFA, dass trotzdem praktisch nirgendwo Flaggen auf Hausdächern zu sehen seien. Lokale Kader führen Untersuchungsgruppe aus Beijing in die Irre Die Gruppe sei an Orte geleitet worden, an denen im Moment keine Abbautätigkeit stattfindet und auch keine Umweltschäden sichtbar seien, anstatt sie dorthin zu führen, wo die Proteste stattfanden. Ausserdem soll die Gruppe daran gehindert worden seien, mit den Betroffenen zu sprechen. Stattdessen wurden ihnen andere Tibeter als Gesprächspartner präsentiert, die die offizielle Linie der Bezirksregierung vertraten. Nachfolger der entlassenen Dorfvorsteher verweigern ihr Amt Quellen: Phayul; Radio Free Asia RFA
6. November 2013 Mitglieder von insgesamt 16 Familien protestierten gegen eine bereits 27 Jahre (!) zurückliegende Enteignung ihres Landes, die ohne die versprochenen Entschädigungen vorgenommen wurde. Die Familienmitglieder hatten den lokalen Behörden am 14. September eine Petition zukommen lassen, in der sie an die Einlösung der damals bei der Enteignung gegebenen Versprechen auf Kompensation erinnern. Sie forderten, dass, wie seinerzeit versprochen, mindestens ein Mitglied pro Familie eine Arbeitsstelle erhält, alle Familien für die letzten 27 Jahre entschädigt werden und ihnen ein kleiner Teil des enteigneten Landes, das bis heute nicht genutzt wird, zurückgegeben wird. Um der Petition Nachdruck zu verleihen, begannen sie am 17. September auf dem enteigneten Land in selbst errichteten Zelten einen Sitzstreik rund um die Uhr. Die Polizei beendete die Aktion am 20. Oktober mit der Drohung, alle Streikenden zu inhaftieren. Sie würden die Bauarbeiten auf dem enteigneten Land stören, was jedoch nicht stimmte, da diese wegen des nahenden Winters ohnehin eingestellt waren. Die betroffenen Familien hatten seit der Enteignung nicht weniger als 50 Petitionen an die Behörden gerichtet. Das Land war ursprünglich enteignet worden, weil dort ein Schlacht- und Kühlhaus gebaut werden sollten. Diese Pläne wurden aber nie verwirklicht. Erste Diskussionen der Betroffenen mit den Behörden über eine angemessene Entschädigung verliefen nach 1990 im Sande, nachdem der Bezirksvorsteher starb. Das Thema wurde 2006 wieder aufgenommen, doch die Behörden baten die Familien um einen Aufschub, weil durch die Diskussion um Entschädigung sonst andere Infrastrukurprojekte in Ngaba gefährdet seien. Nach den Unruhen im Jahre 2008 schwiegen die Familien wieder für einige Jahre, bis sich jetzt abzeichnete, dass die Behörden die Gelder anstatt für das Schlacht- und Kühlhaus für den Bau von lukrativen mehrstöckigen Wohnhäuser verwenden, von denen einige schon vor der Fertigstellung stehen. Drei tibetische Dorfvorsteher entlassen Sicherheitskräfte hatten den friedlichen Protest mit Schlägen, Tränengas und möglicherweise auch Tasern aufgelöst. Die Tibeter protestierten gegen den ihrer Meinung nach illegalen Abbau, da die Genehmigungen gefälscht seien. Seit August sind in Dzatoe Sicherheitskräfte in grosser Zahl stationiert, die jede Bewegung der Bewohner kontrollieren. Als Zeichen der Loyalität verlangen die Behörden, dass die Bewohner auf ihren Hausdächern die chinesische Nationalflagge hissen. Quellen:Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia RFA
14. Oktober 2013 Unter dem Status des „Gesellschaftlichen Gefangenen“ werden Mönche und Nonnen zwar nicht inhaftiert, dürfen aber die Region nicht mehr verlassen, müssen sich aber alle zwei bis vier Wochen auf der lokalen Polizeistation melden und werden nicht selten verhört und drangsaliert. Würden sie nochmals die TAR verlassen, so wird ihnen angedroht, würde dieses genauso wie ein illegaler Grenzübertritt nach Indien gewertet. Den Klöstern in der Region wird auferlegt, nicht mehr als 17 Novizen pro Jahr aufzunehmen. Weitere Nachrichten über die Situation in Driru Tsultrim Gyaltsen hatte die „Hochschule für Nationalitäten“ in Lanzhou besucht und dort chinesische Sprachwissenschaften studiert. Dort wurde er auch Herausgeber des jährlich erscheinenden Literaturjournals „Die Neue Generation“. Er war bekannt als Verfasser von prägnanten und oft respektlosen Essays und Blogs sowohl in tibetischer als auch chinesischer Sprache. Mit anderen Studenten hielt er Debattierrunden ab. Nur Monate vor seinem Abschluss wurde er – wohl aus politischen Gründen – von der Hochschule verwiesen und eröffnete nach der Heimkehr nach Driru ein Gästehaus. Unterdessen wurde bekannt, dass in einem Nachbarbezirk von Driru, in Sog, Familien ebenfalls unter Drohungen gezwungen werden, die chinesische Flagge auf ihren Hausdächern zu hissen. Wer sich weigert, dem wird der Strom abgeschaltet. Wenn sich die Familien weiter weigern, wird ihnen wegen „politischer Vergehen“ Haft angedroht. Polizei in Lhasa überwacht Tibeter aus Nagqu und kommuniziert mit geheimen Codes Die Polizeistationen müssen alle Besucher aus der Präfektur Nagqu, die nach Lhasa einreisen oder sich dort schon aufhalten, rund um die Uhr überwachen und jede ihrer Bewegungen der nächsten Polizeistation melden, sobald sich die Tibeter innerhalb der Stadt bewegen. Tibeter aus Nagqu müssen in der Kommunikation als „männliche“ oder „weibliche Touristen“ bezeichnet werden. Kommen sie beispielsweise aus dem Bezirk Driru, dann werden sie „Touristen aus A“ bezeichnet, Tibeter aus Sog sind „Touristen aus B“. Sobald ein solchermassen überwachter Tibeter das Revier der benachbarten Polizeistation betritt, wird dieser gemeldet, diesem „Touristen Gastfreundschaft zu erweisen“. Quellen:Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
9. Oktober 2013 Bereits am 3. September war der 68-jährige Dayang verhaftet worden, weil er bei einer Kulturvorstellung Parolen für die Freiheit Tibets rief und die Rückkehr des Dalai Lama forderte. Tanz- und Musikvorstellungen sind Teil der gegenwärtigen „Massenlinien“-Kampagne, bei denen die Tibeter chinesische Fahnen zu schwenken haben und „glücklich“ erscheinen sollen. Dayang konnte nach dem Protest zunächst in sein Haus zurückkehren, wurde aber mitten in der Nacht verhaftet. Erst mehrere Tage nach seiner Verhaftung erfuhren Angehörige, dass er im örtlichen Spital wegen Verletzungen behandelt wurde, die mutmasslich von Misshandlungen in der Haft herrühren. Am 7. Oktober wurde er in ein anderes Spital in Lhasa verlegt. Angehörige dürfen ihn nicht besuchen, und Details über seinen Zustand sind nicht zu erfahren. Die zweite Verhaftung, die die Proteste auslöste, war die eines tibetischen Jugendlichen namens Dorje Dragtsel. Er war bekannt für seine Ablehnung gegen die die kommunistischen Kader, die die gegenwärtige Kampagne durchführen. Er war mit Freunden auf dem Weg in die Bezirksstadt Nagqu und verschwand dort spurlos. Auch im Dorf Tsachu gab es etwa 100 Verletzte durch Schläge von Sicherheitskräften, als sich Dorfbewohner im Protest gegen die Verhaftung von Dayang versammelten. Nach Informationen von TCHRD dürfen die Bewohner, auch die Verletzten, nicht ihre Häuser verlassen. Weitere Nachrichten über Protestaktion in Mowa Einer der verletzten Tibeter, der 25-jährige Tsering Gyaltsen, der der Gruppe von 40 Tibetern angehörte, die nach den Ereignissen am 28. September eine Petition an die Behörden richtete [vergl. Tibet-Information vom 8. Oktober 2013; UM], wurde bei der Aktion von Sicherheitskräften eingekesselt. Nach Angaben von Augenzeugen sollen ihn Sicherheitskräfte als einen bekannten „Separatisten“ identifiziert und besonders schwer geschlagen haben. Erst einige Tage später, am 5. Oktober, erfuhren Angehörige, dass er sich wegen schwerer innerer Verletzungen in einem Spital in Lhasa befindet. Zwei Freunde machten sich auf den Weg, um ihn zu besuchen. Einer von ihnen, ein Tibeter namens Choezin, verschwand spurlos, nachdem er das Spital betreten hatte. Sein Freund, der ihn begleitete, fürchtet, dass er von Sicherheitskräften verhaftet wurde, die Tsering Gyaltsen dort bewachen. Quellen:Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
8. Oktober 2013 Die Kampagne beinhaltet unter anderem die „Neun Dinge“, die jeder tibetische Haushalt besitzen muss: ein Portrait der chinesischen Führung, die chinesische Nationalflagge, Strassen, Wasser, Elektrizität, Radio und Fernsehen, Kommunikationsmittel, Zeitungen und Zugang zu Bibliotheken; sowie eine Reihe von Massnahmen zur politischen Überwachung der Haushalte und zur „Erhaltung der Stabilität“. Am 28. September kam es zu einer ernsten Konfrontation mit Sicherheitskräften, als sich die Bewohner des Dorfes Mowa im Bezirk Driru, der Schauplatz von vier Selbstverbrennungen im vergangenen Jahr war, weigerten, auf den Hausdächern die chinesische Nationalflagge zu hissen und diese stattdessen in den nächsten Fluss warfen. Traditionell sind die Hausdächer den Gebetsfahnen vorbehalten. Nach unbestätigten Meldungen sollen Sicherheitskräfte Schüsse auf die protestierenden Tibeter abgegeben haben, die mit Stöcken und Steinen auf sie losgingen. Über Opfer ist nichts bekannt. Als sich die Nachrichten von dem Zusammenstoss verbreiteten, wollten 40 Tibeter aus benachbarten Dörfern eine Petition an die Behörden richten, von Gewalt abzusehen. Offiziere des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) nahmen die 40 Tibeter fest und sollen sie mit Schlägen traktiert haben. Gleichzeitig drohten die Behörden allen Beteiligten mit empfindlichen Strafen. Ihre Kinder würden von der Schule verwiesen, kranke Familienangehörige würden nicht mehr medizinisch behandelt, und das Sammeln des Raupenkeulenpilzes würde verboten. Letzteres ist für die zwangsweise sesshaft gemachten Nomaden eine schmerzhafte Massnahme, da der Verkauf des Pilzes, der als Heilmittel verwendet wird und einen hohen Preis erzielt, ihre einzige Einkommensquelle ist. Mit der Festnahme der 40 Tibeter eskalierte der Protest weiter, und etwa 1000 Tibeter hielten abends einen Hungerstreik vor dem Gebäude der Bezirksregierung ab, die schliesslich die verhafteten Tibeter freiliessen. Einige von ihnen sollen schwere Verletzungen davongetragen haben. Am 29. September traten etwa 4000 Schüler in Driru in einen Streik, nachdem sie hörten, dass die Behörden Kinder aus den Familien der Protestierenden von der Schule verweisen wollten. Daraufhin wurden die Schulen geschlossen und der Unterricht nur für 60 Kinder von chinesischen Regierungsangestellten fortgesetzt. Am 2. Oktober blockierten Tibeter in Driru die Zufahrsstrassen aus Protest gegen die Gewaltanwendung im Dorf Mowa. Danach gelang es jedoch Sicherheitskräften, die Verstärkung von anderen Regionen erhielten, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Sechs Kontrollpunkte wurden errichtet, und alle am Protest beteiligte Dörfer werden nun durch regelmässige Patrouillen überwacht. Am 4. Oktober konfiszierten Sicherheitskräfte die Mobiltelefone der Bewohner und löschten Fotografien der Protestaktionen. Viele Telefone seien bis heute nicht ihren Besitzern zurückgegeben worden. Tibet auf dem Weg in den Polizeistaat? Über die Kampagne „Die Fundamente festigen – Nutzen für die Massen“, in der sich unter anderem Kader in Privatwohnungen einquartieren, hatte Human Rights Watch bereits in Sommer berichtet [vergl. Tibet-Information vom 7. Juli 2013; UM]. Seit Mai 2013 wird die Kampagne der „vereinten Haushalte“ betrieben. Demnach werden jeweils etwa 10 Haushalte mit unterschiedlichem sozio-ökonomischem Status zu einer Einheit zusammengefasst. In mindestens einem dieser Haushalte muss eine Person der Kommunistischen Partei angehören. Jeder Einheit wird ein „Inspektor“ zugeordnet, der ein besonderes Augenmerk auf Jugendliche und „problematische“ Mitglieder wie ehemalige politische Gefangene und Dissidenten richten soll. Auch sollen sich die Haushalte gegenseitig überwachen und verdächtige Tätigkeiten melden. In einem Bezirk in Shigatse wurden die Inspektoren mit Erkennungsmerkmalen wie roten Armbändern, Helmen, Trillerpfeifen, Taschenlampen, Stiefeln und Ausweisen ausgestattet. In einem Quartier von Lhasa wurden die Inspektoren auch aufgefordert, sich unter die Besucher von öffentlichen Orten wie Teehäusern zu mischen und verdächtige Aktivitäten umgehend der nächsten Polizeistation zu melden. Insgesamt sind in den Bezirken von Lhasa und Shigatse bereits über 30‘000 Haushalte mit der Kampagne erfasst. Nach Einschätzung von TCHRD ist das Ausmass der Überwachung so übermächtig, dass sich viele Tibeter in ihr Schicksal ergeben und resignieren. Die Kampagne soll grössere Proteste wie etwa gegen die zwangsweise Räumung der Verkaufsstände auf dem Pilgerweg Barkhor, die einem Einkaufszentrum weichen sollen [vergl. Tibet-Information vom 22. Mai 2013; UM], im Keim erstickt haben. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
1. Oktober 2013 Als sich die Selbstverbrennung herumsprach und die Anwohner zu seinem Leichnam strömten, entwickelte sich eine Auseinandersetzung mit den Sicherheitskräften, die beim Gebetsfest ohnehin in grosser Zahl anwesend waren und die Anwesenden beobachteten. Die Sicherheitskräfte wollten den Leichnam entfernen und sollen den protestierenden Tibetern schon mit gezogenen Waffen gegenübergestanden haben, als im letzten Moment noch ein Kompromiss ausgehandelt wurde. Es wurde zugestanden, dass die Totenrituale noch in seinem Wohnhaus abgehalten werden durften. Später am Abend erschienen die Sicherheitskräfte ohne Vorankündigung und nahmen den Leichnam in einem Lieferwagen mit, der dann in Richtung Ngaba fuhr. Über den Verbleib des Leichnams ist nichts mehr bekannt. Sichung hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Er galt in der Region als ein sehr talentierter Schneider, der seine Kleider meist anlässlich von Festen verkaufte. Ein Freund berichtete, dass Sichung wenige Tage vorher ihm gegenüber beklagt habe, dass die Chinesen auf die Tibeter verächtlich herabschauten und sie nicht in Frieden leben lassen wollten. Gedenk-Konferenz über berühmten Schriftsteller verboten Der Hintergrund des ausgesprochenen Verbots ist nicht klar. Gendun Choephel galt als brillianter, aber auch kontroverser Schriftsteller, der in Tibet und Indien wirkte. Er kritisierte das tibetische Establishment und wurde deswegen sogar vom offiziellen China als „progressive Gestalt“ der zeitgenössischen tibetischen Kultur gewürdigt. Auf der anderen Seite unterstützte er aber auch die tibetische Unabhängigkeit. Das Verbot der Konferenz folgt auf eine Serie von Verhaftungen tibetischer Schriftsteller, Musiker und Künstler in den vergangenen Monaten. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; freetibet.org; Radio Free Asia RFA
2. September 2013 Jetzt wurden Massnahmen veröffentlicht, die der „Wahrung der Stabilität“ dienen sollen. Abgesehen von der Eröffnung von 5 neuen Polizeistationen in der Region wurde ein 5 Punkte umfassender Plan bekannt gegeben, der vor allem auf die Arbeit von Regierungs- und Parteikadern auf Bezirks- und Gemeindeebene abzielt. In Zukunft sollen alle Kader entfernt werden, die möglicherweise Sympathie mit den tibetischen Anliegen zeigen könnten. Diese sollen durch erfahrene Kader ersetzt werden, und unerfahrene Kader erhalten zunächst eine Schulung in anderen Regionen über „stabilitätswahrende“ Massnahmen, bevor sie ihr Amt antreten. Alle 3 Jahre sollen die Kader in eine andere Region rotieren. Besonderes Gewicht wird auf die politische Einstellung der Kader gelegt; solche, die „separatistische Absichten“ hegen, werden bestraft und aus dem Amt entfernt. Jeder Kader muss mindestens eine Veranstaltung pro Woche in der betreffenden Region organisieren, und zweimal im Jahr muss dort eine grössere Umerziehungsveranstaltung stattfinden, zu der mindestens 3 Kader aus anderen Regionen eingeladen werden müssen. Lokale Kader müssen in speziell problematischen Gemeinden auch für jeweils mindestens 10 Tage mit der lokalen Bevölkerung „leben, essen und arbeiten“, was bedeutet, dass sich „Arbeitsteams“ aus 2 bis 4 Personen in tibetische Haushalte einquartieren. Alle Bewohner einer Gemeinde werden in „Einheiten“ eingeteilt und gezielt und systematisch von Arbeitsteams besucht und betreut. Minenarbeiten nach gewaltsamer Auflösung des Protests wieder aufgenommen Beim gewaltsam aufgelösten Protest waren insgesamt 8 Tibeter festgenommen worden. Sechs von ihnen wurden inzwischen wieder freigelassen, aber mit der strikten Auflage, die Gegend nicht zu verlassen. Die 2 Tibeter, die weiter in Haft sind, dürfen von ihren Angehörigen nicht besucht werden. Für alle Bewohner der Region wurden strikte Auflagen erlassen, die ihre Bewegungsfreiheit beeinträchtigen. Zwei weitere Tibeter, die zu den Anführern des Protests zählen, sind vermutlich geflohen. Der Tibeter, der bei der Auflösung des Protests einen Selbstmordversuch unternahm, ist inzwischen ausser Lebensgefahr, aber noch in Spitalbehandlung. Die Protestierenden wollen jedoch nicht aufgeben. Wie RFA erfuhr, wollen sie den Protest in Form einer Petition nach Beijing tragen, wenn die Arbeiten weiter gehen und die Verhafteten nicht entlassen werden. Dabei berufen sich die Tibeter auf frühere Reden von Regierungsmitgliedern, die dem Umweltschutz einen hohen Rang einräumen. Quellen: Radio Free Asia RFA; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
26. August 2013 Die Protestierenden hatte ein grosses Banner mit einem Bild des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping und einem Ausschnitt aus seiner Rede über die Bedeutung des Umweltschutzes ausgehängt, das von den PAP-Einheiten sofort entfert wurde. Ein Tibeter versuchte nach Angaben von Augenzeugen, Selbstmord zu begehen, wurde in einem Fahrzeug abtransportiert und sei jetzt im Spital. Ein weiterer Tibeter verschwand spurlos; vermutlich wurde er festgenommen. Hintergrund: Das San Jiang Yuan Naturschutzgebiet Die SNNR verfügt über einen grossen Reichtum an Pflanzen und Tierarten, von denen mehrere als bedroht gelten, wie die Tibetische Antilope, Wildesel und Schwarzhalskraniche. Auch befinden sich dort Vorkommen seltener Heilpflanzen. Die dort entdeckten Goldvorkommen zählen zu den grössten in China. Die Kehrseite der Errichtung der SNNR ist, dass mehrere zehntausend Nomaden angeblich im Namen des Umweltschutzes zwangsweise umgesiedelt wurden. So hat kann die Regierung mit der Sesshaftmachung der Nomaden eine stärkere soziale Kontrolle durchsetzen und hat freie Hand, die Bodenschätze auszubeuten. Beispielsweise wurden die Grenzen der SNNR willkürlich geändert, um den Goldabbau zu ermöglichen. Seit 2009 protestieren Tibeter in der Region gegen die illegale Ausbeutung von Bodenschätzen und die durch Chemikalien verursachte Umweltverschmutzung, die auch zu einer Erhöhung der Krebserkrankungen, Fehlgeburten und Kindsmissbildungen geführt haben soll. Im Mai 2009 gingen Sicherheitskräfte im Bezirk Surmang mit Tränengas und auch scharfer Munition gegen protestierende Tibeter vor. Danach wurden die Tibeter gewarnt, dass ihr Engagement als politisches Vergehen gedeutet würde. Laut einer Petition, die die Bewohner von Surmang im März 2010 in Beijing einreichten, soll seit 2003 ein chinesischer Geschäftsmann namens Zheng Qingfeng über Jahre hinaus unter Missachtung der Gesetze zum Umweltschutz rücksichtslos Bodenschätze ausgebeutet haben. Die lokalen Behörden hätten mit ihm unter eine Decke gesteckt und die eklatanten Verstösse geduldet. Quellen: freetibet.org; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
19. August 2013 Nach Informanten von TCHRD soll sich Kunchok Wangmo aber am 13. März aus freien Stücken auf der Hauptstrasse von Dzoege in der Präfektur Ngaba selbst verbrannt haben. Das Verhältnis der Eheleute sei nie von Streit getrübt gewesen. Selbst die offizielle chinesische Nachrichtenagentur gibt an, dass der Strafverteidiger von Dolma Kyab einwandte, dass auch die Eltern von Kunchok Wangmo nicht an einen Mord glaubten. Dolma Kyab war einen Tag nach der Selbstverbrennung seiner Frau festgenommen worden, weil er sich geweigert hatte, eheliche Probleme als Gründe anzugeben [vergl. Tibet-Information vom 25. März 2013; UM]. Das Todesurteil gegen Dolma Kyab ist das erste seiner Art im Zusammenhang mit Selbstverbrennungen. Unklar ist, wer für seine alte Mutter und die 8-jährige Tochter sorgt. In den vergangenen Monaten hat es mehrere Versuche seitens der Behörden gegeben, Hinterbliebene mit dem Angebot von Geld zum Schweigen zu bringen und dazu zu veranlassen, die Selbstverbrennungen irgendwelchen persönlichen Problemen anzulasten. Donhue, der Ehemann von Dolkar Tsoe, die sich am 7. August 2012 selbst verbrannte [vergl. Tibet-Information vom 9. August 2012; UM], wurde inhaftiert, nachdem die Geldannahme verweigert hatte. Auch den Eltern von Sangay Gyatso, der sich am 6. Oktober 2012 selbst verbrannt hatte [vergl. Tibet-Information vom 17. Oktober 2012; UM] wurde eine grosse Geldsumme angeboten, wenn sie eine Erklärung unterzeichnen, dass die Selbstverbrennung keine politischen Hintergründe habe. Im Januar 2012 hatte ein Mitarbeiter des Forschungszentrums für Tibetologie in der Provinz Sichuan angegeben, bei den Selbstverbrennungen es handele sich um Personen, „die früher für Vergehen bestraft wurden, zum Beispiel für Unzucht, Glücksspiele und Einbruch, oder die Schulden wegen Glücksspielen haben.“ [vergl. Tibet-Information vom 16. Januar 2012; UM] In diesem Jahr war auch ein signifikanter Anstieg von Verhaftungen von Tibetern zu verzeichnen, denen in irgend einer Art „Mithilfe“ bei Selbstverbrennungen vorgeworfen wurde. Allein im Februar wurden in der nördlichen Provinz Qinghai 70 Tibeter verhaftet, von denen 12 mittlerweile verurteilt wurden. Die Länge der Haftstrafen geht bis 10 Jahre. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
14. August 2013 Auf den unten stehenden Fotos ist deutlich zu sehen, wie Sicherheitskräfte lückenlos aneinander stehen und den Strom der Pilger und Schaulustigen abgrenzen. Auch sind die Sicherheitsschleusen am Klostereingang zu sehen, genauso wie sie auf Flughäfen errichtet sind. An ihrem Ende mussten die Besucher, die in Einerreihen durch die Schleusen geleitet wurden, Detektoren passieren.
Fotos der chinesischen Staatsmedien zeigen lediglich den Strom der Pilger und die Enthüllung der Thangka, vermieden es aber, Sicherheitskräfte in grösserer Zahl abzubilden. Andererseits suggeriert die grosse Menge der Pilger eine starke Entschlossenheit der Tibeter, trotz Furcht erregender Militärpräsenz ihren religiösen Traditionen nachzugehen. Das Shoton (Joghurt) Festival gründet in der Tradition, aus der Sommerpause zurückkehrenden Mönchen Joghurt zu offerieren. Das Festival wird begleitet von Musikdarbietungen. Homepage des Dalai Lama gehackt Wenn Besucher diese infizierte Homepage aufsuchen, kann auf ihren Computern ein sogenannter Trojaner installiert werden. Der Trojaner installiert ein Schadprogramm auf den betroffenen Computern, mit dem diese für Zugriffe von aussen geöffnet werden. Die englischsprachige Homepage des Dalai Lama soll nicht betroffen sein. Hinter solchen Attacken wird immer wieder die chinesische Regierung, oder von ihr beauftragte Hacker, vermutet. Betroffen sind von der gegenwärtigen Attacke nur wenige Computer, nämlich von solchen Personen, die an Nachrichten des Dalai Lama in chinesischer Sprache interessiert sind. Das Ziel dieser Art von Attacken wird im Computer-Jargon - analog zur Tränke von Tieren - als „Wasserloch“ bezeichnet, also ein Ort im Internet, der häufig und regelmässig von einem eng umschriebenen Personenkreis aufgesucht wird. Quellen: International Campaign for Tibet; Reuters
6. August 2013 Chinesischer Schlägertrupp überfällt tibetisches Dorf Beim jetzigen Vorfall griffen laut Schilderungen der tibetischen Dorfbewohner etwa 100 Chinesen, die mit Nagelbrettern, Stöcken und geschärften Steinen bewaffnet waren und mit Autos und auf Pferden anrückten, den von Tibetern errichteten Sicherheitsposten an. Der Dorfvorsteher von Arik Dragkar erlitt mehrere Arm- und Beinbrüche, und zwei andere Tibeter wurden am Kopf verletzt. Vierzehn weitere Tibeter wurden weniger schwer verletzt, andere flohen in die Berge. Mehrere Regierungskader und Polizisten erschienen später und versprachen, den Konflikt zu schlichten. Kloster in Nagchu geschlossen, religiöse Aktivitäten verboten Die Sanktionen sind vermutlich im Kontext der Verhaftung und Verurteilung des ranghöchsten Mönchs, Lama Dawa, zu 7 Jahren Gefängnis im Mai 2010 zu sehen. Lama Dawa war vorgeworfen worden, wegen der Wiedergeburt des Schutzheiligen des Klosters, Rongpo Choejey, heimlich mit dem Dalai Lama kommunziert zu haben. Ein weiterer Mönch hatte Selbstmord begangen, weil er dem Druck der Chinesen zur Denunziation anderer Mönche nicht gewachsen war, und zwei weitere Mönche waren wegen nicht spezifizierter politischer Vergehen ebenfalls verhaftet worden. Immer wieder war es zu Streitereien zwischen Mönchen und dort stationierten Sicherheitskräften gekommen. Am 6. August trafen nochmals über 300 chinesische Soldaten am Kloster ein und campieren jetzt dort in Zelten. Aus Solidarität mit den Mönchen weigerte sich eine tibetische Tanzgruppe, bei einem dem von der Regierung jährlich veranstalteten Sommerfest aufzutreten. Selbst Drohungen, ihre Weigerung könnte als politisches Vergehen interpretiert werden, liessen die Tanzgruppe nicht von ihrem Entscheid abweichen, und sie traten ohne Auftritt die Heimreise an. Appelle an die Behörden, die Verbote rückgängig zu machen und die Verhafteten freizulassen, blieben unbeantwortet. Quellen: Phayul
25. Juli 2013 In Dzoege haben sich in diesem Jahr bereits 5 Selbstverbrennungen ereignet. Im Juni war der lokale Sekretär der Kommunistischen Partei, Tenzin Yarphel, seines Amtes enthoben und auf eine unbedeutende Position in Ngaba transferiert worden. Angeblich sei er unter den Tibetern zu populär gewesen, da er mehrere religiöse Veranstaltungen genehmigt hatte. Informanten berichten auch, dass in Dzoege in praktisch allen Dörfern Informanten platziert seien, die die Bewohner überwachen. Dalai-Lama-Bilder konfisziert Diese Berichte widersprechen Spekulationen über eine Lockerung des Verbotes, Dalai-Lama-Bilder zu besitzen und auszustellen, wie sie im Juni als „Experiment“ in einigen Regionen präsentiert wurden [vergl. Tibet-Information 28. Juni 2013; UM]. Die Regionalregierung der Präfektur Golog in Qinghai verbreitete sogar eine Stellungnahme mit dem Titel „Nicht auf Gerüchte hören“, die eine Änderung der Politik ausdrücklich dementiert. Umfangreiche Enteignungen von Weideland Laut Berichten von Betroffenen, die TCHRD zugingen, sind von den Enteignungen mehrere Nomadenlager betroffen, die auch die Weiden verloren, die traditionell für ihre Herden im Herbst genutzt werden. Keine der betroffenen Nomadenfamilien wurde vorab informiert oder konsultiert. Auch wurde ihnen keine Kompensation angeboten. Da es schwierig ist, aus der Region detaillierte Informationen zu erhalten, konnte TCHRD nicht in Erfahrung bringen, ob es bereits zu Umsiedlungen von Nomaden kam. Parallel dazu wurden in der Region mehrere neue Polizeistationen errichtet. Eine der neuen Polizeistationen sollte ursprünglich direkt im Kloster von Muge eingerichtet werden. Nach Protesten verzichteten die Behörden darauf und wählten ein anderes Gebäude in der Nähe des Klosters. Quellen: Radio Free Asia; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
12. Juli 2013 Mehrere Hundert Tibeter hatten sich am heiligen Berg Machen Pomra in Tawu in der osttibetischen Provinz Kardze versammelt, um wie in jedem Jahr dort den Geburtstag des Dalai Lama in einer Zeremonie zu begehen. Nach Angaben von Free Tibet versperrten Sicherheitskräfte ihnen jedoch den Weg zum Gipfel, wo sie Weihrauch verbrennen wollten. Nach Angaben von anderen Quellen soll die Zeremonie mit dem Verbrennen von Weihrauch und dem Anbringen von Gebetsfahnen und dem Portrait des Dalai Lama bereits begonnen haben, als die Sicherheitskräfte einschritten. Einige Tibeter versuchten zu schlichten, andere wiesen darauf hin, dass diese Zeremonie nach chinesischem Recht nicht illegal ist, und weitere kehrten zurück, um die Zeremonie an einem anderen Ort abzuhalten. Aus noch ungeklärten Gründen eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf die Menschenmenge. Ein Mönch wurde durch einen Kopfschuss schwer verletzt und ist in kritischem Zustand, und weitere acht Tibeter erlitten ebenfalls schwere Schussverletzungen. Zahlreiche andere Tibeter wurden durch Tränengas, Gummigeschosse und Schläge verletzt. Auf Druck der Bevölkerung wurden später alle verhafteten Tibeter wieder freigelassen. Auch wurde die Abriegelung des Klosters Nyatso, aus dem der am schwersten verletzte Mönch stammt, nach einigen Tagen beendet. Neue Regeln für die Zulassung religiöser Lehrer Nur wer regierungsoffiziell registriert ist, darf religiöse Lehren ausüben. Dafür müssen die künftigen Lehrer eine Reihe von Anforderungen erfüllen. Sie müssen „die Führung der Kommunistischen Partei und das sozialistische System unterstützen, Patriotismus und Disziplin zeigen, Recht und Gesetz wahren, die Interessen des Volkes achten, die nationale Einheit schützen und religiöse und soziale Harmonie bewahren“. Auch dürfen sie sich nicht ausländischen Individuen und Organisationen zu Aktivitäten anstacheln lassen, und müssen den Weisungen der [weltlichen, von der Regierung kontrollierten] Klosterverwaltung folgen. Kandidaten, die von der Klosterverwaltung vorgeschlagen werden, durchlaufen dann einen mehrstufigen Evaluations- und Prüfungsprozess. Nach einer Begutachtung auf Bezirks- und Präfekturebene müssen sie eine Prüfung ablegen. Wenn sie die Prüfung bestehen, folgen wieder Begutachtungen auf der Ebene der Provinz und der Autonomen Region durch die „Buddhistische Vereinigung Chinas“, ein Organ der staatlichen Behörde für Religiöse Angelegenheiten. Erst dann erfolgt die Zulassung als Lehrer, die für 5 Jahre gültig ist und danach erneuert werden muss. Bei Verstössen gegen ihre Aufgaben werden Sanktionen angedroht, die von mündlichen Belehrungen bis zum Entzug der Zulassung als Lehrer reichen. Besonders schwere Verstösse sind das Nichtbefolgen der Anordnungen der Klosterverwaltung, Handlungen auf Veranlassung ausländischer Individuen und Organisationen, Verbreiten „separatistischer Gedanken“, Anstacheln anderer zu „illegalen und strafbaren Handlungen“, und die Beteiligung an Aktivitäten, die „ethnische und soziale Stabilität stören oder das Mutterland spalten“. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Phayul; Free Tibet
7. Juli 2013 Etwa 5‘000 Arbeitsteams mit insgesamt 21‘000 Kadern wurden während der Kampagne in Dörfern stationiert. Diese verrichteten nicht selten Tätigkeiten, die zum „Nutzen der Massen“ sein sollten, wie Hilfestellung bei Schneeräumung, Erschliessung der Wasserversorgung, Strassenbau, Montieren von Solarzellen oder Kommunikationstechnologie, Durchführung von Schreibunterricht, oder sogar Schlichten von Streitigkeiten. Human Rights Watch zeigt auf, dass diese Tätigkeiten nicht etwa die Kernaufgabe der Teams bilden, sondern ganz am Ende einer Reihe viel wichtigerer Aufgaben stehen. Laut Parteidokumenten soll vor allem die Rolle der Kommunistischen Partei auf Dorfebene gestärkt werden, um die „Stabilität zu bewahren“ gegenüber „feindlichen Aktivitäten der Dalai-Lama-Clique“. Jedes Dorf solle zu einer „Festung“ im Kampf gegen „Separatisten“ werden. Überall sollen Parteizellen gebildet werden, indem diejenigen, die „versiert im Reichwerden“ sind, zur Übernahme der Parteimitgliedschaft und einer führenden Rolle im Dorf überzeugt werden sollen. Als zweites Ziel wurde die Sammlung von möglichste umfassenden Informationen über den sozialen Status, das soziale Netzwerk im Dorf und die politischen Überzeugungen der Dorfbewohner genannt. Im Zuge der Kampagne zogen Mitglieder der Arbeitsteams reihum jeweils für einige Wochen in die Wohnungen der Dorfbewohner ein. Informanten berichteten, dass es den Hausbewohnern nicht mehr gestattet war, Türen abzuschliessen. Die Wohnungen wurden nach Bildern des Dalai Lama, missliebigen Schriften oder Tonträgern durchsucht, manche Räume sogar fotografiert. Weiter wurden umfassende biografische Daten und die Einkommensquellen aller Bewohner, einschliesslich Mönchen und Nonnen in lokalen Klöstern, dokumentiert.Dann wurden umfassende Interviews durchgeführt, in denen alle, sogar Kinder ab 10 Jahren, umfassend nach ihrer Haltung zum Dalai Lama und zu politischen Aktivitäten im Dorf befragt wurden. Die Interviews dienten dazu, die Bewohner in 3 Kategorien einzuordenen. Als unproblematisch wurden diejenigen eingestuft, die „Wohlstand anstreben“ und Partei und Regierung unterstützen. In einer zweiten Kategorie wurden alle zusammengefasst, die den Dalai Lama verehren, aber keinen aktiven Widerstand ausüben. Alle, die in die dritte Kategorie fallen, nämlich „sich der Umerziehung verweigern und kein Vertrauen in das Mutterland und die Partei haben“, konnten für bis zu 6 Wochen zur „politischen Umerziehung“ interniert werden. Manche Dorfvorsteher wurden angehalten, im Dorf „Schlüsselpersonen“ zu identifizieren, das heisst solche, von denen Widerstandsaktionen ausgehen könnten. Aus mehreren Regionen Tibets berichteten Informanten, dass auf Dorfebene „Sicherheitseinheiten“ gebildet werden. Diese bestehen aus jungen Personen, die „die Partei und die Nation lieben, und den Separatismus bekämpfen“. Sie sind mit Uniformen, Helmen, Taschenlampen sowie Schlagstöcken ausgerüstet und unternehmen Kontrollgänge, auf denen sie vor allem ortsfremde Personen kontrollieren. Schliesslich wurden tausende von „Umerziehungssitzungen“ abgehalten. Familien, die nicht mindestens ein Mitglied dorthin entsenden, bekämen „ernste Probleme“, wurde vorab mitgeteilt. Solche, die sich den Inhalten der Sitzungen verweigerten, wurden zu „Extrasitzungen“ einberufen. Ausserdem erwähnt ein regierungsoffizieller Bericht, dass 90‘000 Portraits von Mao Zedong sowie 70‘000 chinesische Nationalflaggen verteilt wurden. Auf Haus- und Klosterdächern müssen nun die traditionellen Gebetsfahnen eingeholt und durch chinesische Flaggen ersetzt werden. Die Portraits von Heiligen sollen den mit Gebetsschleifen verzierten Bildern politischer Führer weichen. Der Bericht zählt auch zahlreiche lokale Veranstaltungen auf, wie z.B. das Begehen des vor wenigen Jahren geschaffenen „Jahrestages der Befreiung von der Sklaverei“ [dieser Jahrestag wurde erst im Jahr 2009 erfunden und soll jeweils im März begangen werden, um vom Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes am 10. März abzulenken; vergl. Tibet-Information vom 20. Januar 2009; UM], Aufführungen „erzieherischer und patriotischer Filme“, „roter“ Musikstücke sowie Fotoausstellungen. Die Kampagne, die laut einem Regierungsdokument inzwischen in fast 5‘500 Dörfern der Autonomen Region Tibet durchgeführt wurde, kostet etwa 1.5 Milliarden Yuan (umgerechnet Fr. 200 Millionen), was ungefähr ein Viertel des gesamten regionalen Regierungsbudgets ausmacht. Quellen: Human Rights Watch
28. Juni 2013 „Gespräche wieder aufnehmen und das Tibet-Problem lösen“ In diesem bemerkenswerten Interview schlägt sie vor, dass man gegenüber den Tibetern zunächst gravierende politische Differenzen wie den „Mittleren Weg“ beiseite lassen und mit einfacheren Dingen beginnen sollte. So könnte die Regierung den Dalai Lama – sofern er wirklich glaubhaft nur noch eine religiöse Rolle spiele – zu einem Besuch nach Hong Kong oder Macau einladen, wo er möglicherweise auch leben könne. Wenn er sich auf Dauer wirklich von jeder politischen Rolle distanziere, könne man ihm sogar einen Besuch in Tibet erlauben. Hinter diesen Vorschlägen steht laut diesem Interview eine gründliche Analyse der Situation in Tibet. Prof. Jin Wei erklärt, sie habe selbst Tibet für längere Zeit besucht und festgestellt, dass dort immense Fortschritte in der Infrastruktur und im wirtschaftlichen Wohlstand festzustellen seien, wofür die Tibeter der Kommunistischen Partei auch „tief dankbar“ seien. Auf der anderen Seite würden die Tibeter aber den Dalai Lama tief verehren, und viele Parteifunktionäre hätten mir ihrer repressiven Politik zu dem tiefen Graben zwischen ihnen und den Tibetern beigetragen. Speziell erwähnt sie die Serie der Selbstverbrennungen, die zwar eine „ansteckende, virtuelle Hysterie“ seien, aber sich doch zu einer „realen Bewegung“ entwickelt hätten. Massnahmen, diese zu verhindern, seien fehlgeschlagen und hätten die Spannungen oft nur verschärft. Die Situation könne möglicherweise noch ernstere Konflikte herauf beschwören. Insgesamt sei alles von einem Problem zwischen der Zentralregierung und der „separatistischen Dalai-Lama-Clique“ zu einem ethnischen Konflikt zwischen Chinesen und Tibetern eskaliert. Im Interview wird auch ein gewisses Kalkül deutlich. Es müsse mit allen Mitteln erreicht werden, dass der nächste Dalai Lama in China inkarniert wird, um eine Situation wie die gegenwärtige mit zwei Panchen Lamas zu verhindern. Würde der Dalai Lama im Exil inkarniert und Beijing einen zweiten Dalai Lama einsetzen, hätte das „gravierende Folgen für die Sicherheit und Stabilität in der tibetischen Region“. Eine einvernehmliche Lösung mit dem Dalai Lama würde dazu führen, dass sich die „Obsession“ für den Dalai Lama in den westlichen Staaten und damit der internationale Druck auf China vermindere. Auch dürfte sich dieses positiv auf die Taiwan-Frage auswirken. Bedeutsam ist, dass dieses Interview auf keinen Fall ohne Erlaubnis des engsten Führungskreises der Kommunistischen Partei veröffentlicht wurde. Der Präsident der Parteischule, Liu Yunshan, ist Mitglied im Ständigen Kommittee des Politbüros, dem eigentlichen Führungszirkel der Partei. Sein Vorgänger von 2006 bis zu diesem Jahr war Xi Jinping, der neue chinesische Staatspräsident. Ende der Denunziation des Dalai Lama – ein „Experiment“ Die wichtigste öffentliche Ankündigung dieser überraschenden Veränderung erfolgte am 14. Juni bei einer Konferenz der Buddhistischen Schule der Provinz Qinghai, wo auch ein neuer Parteisekretär ernannt wurde. Laut einem dort verabschiedeten Dokument „sollen [die Tibeter] den Dalai Lama respektieren und dürfen ihm folgen“, und zwar als „religiöse Person“. Man dürfe ihm aber nicht als „politische Person“ folgen, denn „Religion und Politik sollen getrennt bleiben“. Ähnliche Ankündigungen werden aus Kardze im heutigen Sichuan und vom Kloster Kumbum in Qinghai gemeldet. Am 19. Juni verlasen im Bezirk Tsigorthang in Qinghai Regierungsmitglieder ein Dokument, nach welchem wieder Fotos des Dalai Lama an öffentlichen Orten ausgestellt werden dürfen, und „niemand sei es gestattet, ihn mit [herabsetzenden] Namen zu kritisieren“. Die Erlaubnis zum Ausstellen von Bildern des Dalai Lama in Klöstern und Wohnhäusern wurde auch im Süden aus der Grenzstadt Dram an der Grenze zu Nepal gemeldet. Offizielle Dokumente beschreiben diese Änderungen aber als „experimentell“ mit der impliziten Warnung, dass alles auch kurzfristig wieder zurückgenommen werden kann. Laut Beobachtern könnte die chinesische Führung in der Tat in begrenzten Regionen Tibets „experimentieren“, wie sich diese Lockerungen auswirken. Quellen: Phayul; Radio Free Asia; The Irrawady; Institute for Peace and Conflict Studies (New Delhi)
30. Mai 2013 Tenzin Sherap hatte niemanden etwas über seinen Plan erzählt, aber Freunden einige Tage vorher anvertraut, er könne das Leben unter der „ständigen Folter und Repression durch China“ nicht länger ertragen. Tausende Tibeter protestieren gegen Mine in Driru Eine Abordnung von 6 Tibetern gelangte darauf mit einer Petition an die Firma, die Arbeiten einzustellen. Schliesslich wurden die Arbeiter zurückgezogen, gleichzeitig fuhren jedoch etwa 50 Transportfahrzeuge mit Sicherheitskräften auf. Obwohl die Arbeiten zunächst nicht weitergeführt werden, beschreiben Augenzeugen die Situation immer noch als „gespannt“. In Driru ereignete sich im letzten Jahr eine grosse Verhaftungswelle. Zwischen März und September waren etwa 1‘000 vorwiegend jüngere Tibeter aus wohlhabenden Elternhäusern verhaftet worden. Die meisten Verhafteten hatten sich einer gewaltlosen Bewegung angeschlossen, die versucht, die tibetische Kultur und Lebensweise zu erhalten [vergl. Tibet-Information vom 13. September 2012;UM] Quellen: Phayul; Radio Free Asia
22. Mai 2013 Laut Phayul sollen die Stände für den Strassenverkauf, die sich bisher am Barkhor aufreihen, verschwinden und in das Einkaufszentrum integriert werden. Die Bewohner der angrenzenden Häuser werden in ein Quartier am westlichen Rand von Lhasa umgesiedelt. Wer sich schon jetzt für den Umzug entscheidet, soll Geld erhalten, wer sich weigert, könnte später als „politischer Problemfall“ angesehen werden. Das Jokhang-Kloster war seitens der chinesischen Regierung bereits 1981 unter nationalen Denkmalsschutz gestellt worden. Mitsamt dem Potala-Palast zählt das Jokhang-Kloster seit 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe. Einmal im Leben sollte jeder gläubige Buddhist den 800 Meter langen Weg zurücklegen, der Lhasas wichtigsten Tempel, den Jokhang, umrundet. Auch die in Beijing lebende tibetische Schriftstellerin Woeser schlug in einem Blog mit dem Titel „Rettet Lhasa“ Alarm. Nachdem dieser über 10‘000 Mal angeklickt wurde, entfernten Zensoren sämtliche Einträge. Woeser auch wies darauf hin, dass der Bau des im letzten Jahr eröffneten Einkaufszentrums Shenli Shidai nördlich der Altstadt zu Rissen in den anliegenden Altbauten führte. Da Lhasa auf Morastboden liegt, hätten die Untergeschosse der Tiefgarage während der Bauarbeiten zwei Jahre lang mit Pumpen entwässert werden müssen. Die Zerstörung der Altstadt von Lhasa Vor vier Jahren wurde das im Jahr 1838 gebaute und unter Denkmalschutz stehende Geburtshaus des 11. Panchen Lama in ein Hotel verwandelt. Wo die Räume für die Buddha-Statuen und buddhistischen Schriften waren, befinden sich seitdem die teuersten Hotelzimmer. Der Potala-Palast wurde im letzten Jahr von über 1 Millionen Touristen besucht, obwohl der Einlass wegen der fragilen Bausubstanz eigentlich strikt auf ein Drittel dieser Zahl festgelegt war. Nachdem sich am 27. Mai 2012 zwei Tibeter auf dem Barkhor selbst vebrannten [vergl. Tibet-Information vom 29. Mai 2012; UM], wurde das Hotel, in dem sie wohnten, beschlagnahmt. Nun heisst es „Verwaltungssitz Barkhor-Altstadt“, und die nahe gelegene Polizeistation heisst „Polizeihauptstelle Barkhor-Altstadt“. Mehr noch als die baulichen Veränderungen besorge sie, so Woeser, der neue Begriff „Barkhor-Altstadt“, der erst seit Kurzem verwendet werde und möglicherweise die Verwandlung in ein „Folklore-Altstadtquartier“ für Touristen signalisiere. Quellen: Phayul; Aargauer Zeitung; Die Welt
14. Mai 2013 Beide Mönche waren als Kinder in das Kloster Kirti eingetreten und galten als ausgezeichnete Schüler. „Anleitung zur psychischen Gesundheit“ für Sicherheitskräfte Beispielsweise befasst sich Frage 11 mit denjenigen Offizieren, die bei den Protesten vom 16. März und 18. März 2009 in Ngaba im Einsatz waren. Dort hatte sich Phuntsok als zweiter Tibeter selbst verbrannt, und in den nachfolgenden Protesten hatten Sicherheitskräfte wahllos in die demonstrierende Menge gefeuert. Das Handbuch enthüllt, dass zahlreiche Offiziere nicht in der Lage sind, sich gegen die immer wiederkehrenden Erinnerungen an den blutigen Einsatz zu wehren und unter Schlaflosigkeit und Alpträumen leiden. Im Handbuch wird in martialischer Sprache bemerkt, dass die Arbeit in Tibet „hart und konfliktgeladen ist, und einen täglichen Kampf zwischen Leben und Tod im Hagelsturm von Schwerten und Gewehren bedeutet“. Und weiter: „Viele Offiziere und Soldaten, die zum ersten Mal in Tibet im Einsatz sind, werden von psychischen Problemen belastet, so dass sie ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren können, oder sie sind angsterfüllt bis zu dem Grad, dass sie ihr Selbstvertrauen verlieren. Besonders während kritischer Situationen oder unerwarteter Vorfälle erstarrt eine Handvoll von Offizieren vor Angst und Wahn und ist unfähig, rechtzeitig zu reagieren.“ Frage 16 bemerkt dazu: „Manche Genossen verlieren ihre Entschlossenheit und werden verwirrt, wenn sie tibetische Unruhestifter sehen, die sie mit Schwerten und Steinen bedrohen, und andere fühlen sich unwohl, wenn sie protestierende Mönche in ihren roten Roben sehen. Manche fürchten sich sogar davor, darauf zu reagieren... Solche Reaktionen schwächen die bewaffneten Streitkräfte...Es sind Massnahmen ergriffen worden, damit sie ihre Arbeit erfolgreich durchführen können.“ Ganz im Widerspruch zur offiziellen Regierungsposition, dass in China „Harmonie“ zwischen den verschiedenen Völkern herrsche, verstärkt das Handbuch den Mythos des tibetischen „Barbaren“: „Gleichgültig wie stark oder furchteinflössend die tibetischen Separatisten aussehen, werden wir den Willen der Massen durchsetzen... und den Kampf für den Fortbestand der Stabilität in Tibet weiterführen.“ Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
18. April 2013 Ihr Leichnam wurde von Tibetern in das Kloster gebracht, wo die Totenrituale abgehalten wurden. Danach wurde der Leichnam in ihr Wohnhaus überführt. Sicherheitskräfte und Behörden setzten laut Informanten von TCHRD die Angehörigen unter Druck, die Kremation noch in der gleichen Nacht vorzunehmen, ansonsten würde die Leiche konfisziert. Damit steigt die Zahl der Selbstverbrennungen auf insgesamt 115. Mehrjährige Haftstrafen nach Studentenprotest Der Protest war damals nach zweistündiger Dauer von Sicherheitskräften unter massiven Schlägen, nach unbestätigten Berichten auch unter Einsatz von Tränengas und Schusswaffen, aufgelöst worden. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
11. April 2013 In dieser osttibetischen Region hatte sich vor genau 3 Jahren ein schweres Erdbeben ereignet, das mehrere tausend Todesopfer forderte [vergl. Tibet-Information vom 19. und 23. April 2010; UM]. Schon kurz nach dem Erdbeben waren Vorwürfe laut geworden, die Behörden seien nicht daran interessiert gewesen, die zerstörten Häuser für Tibeter an gleicher Stelle wieder aufzubauen. Vielmehr wurden viele tibetische Liegenschaften enteignet, besonders solche, die an lukrativer Lage an den zwei Hauptstrassen des Ortes lagen. Dort gibt es Pläne, neue Geschäftshäuser und Touristenunterkünfte zu bauen. Die Tibeter wurden stattdessen nur unvollständig entschädigt und in minderwertige Gebäude in der Peripherie umgesiedelt. Teilweise protestierten Tibeter dagegen, indem sie in den Ruinen ihrer Häsuer campierten. Es kam auch zu einem Massenprotest vor dem Gebäude der Lokalverwaltung [vergl. Tibet-Information vom 24. Juni und 11. August 2010; UM]. Zum jetzigen Protest kam es, als die Behörden Unterkünfte und Zelte gewaltsam niederreisen liessen. Als Grund wurde angeführt, die Bewohner seien nicht offiziell registriert gewesen. Es wurden offenbar auch Behausungen abgerissen, die Tibeter provisorisch auf ihrem eigenen Land errichtet hatten. Mitunter hätten die Tibeter nicht einmal Zeit gehabt, vor dem Abriss ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen. Hintergrundbericht zum Berkwerksunglück in Gyama In Gyama wird der Abbau von Kupfer, Molybdän, Gold, Silber, Blei und Zink betrieben. Das Bergwerk wurde im vergangenen Jahr als „Pilotprojekt“ für Nachhaltigkeit, „soziale Verantwortung“, und „nationale Einheit“ ausgewählt. Es sollte höhere Standards als andere für sichere Produktion, „Harmonie mit der Gemeinschaft und Verantwortung für das Wohlergehen der Gesellschaft“ einhalten. Im Gegensatz zu diesen Prinzipien sei der Abbau seit der Fusion von 4 kleineren Anlagen zum jetzigen Bergwerk im Jahre 2007 besonders aggressiv und rücksichtslos vorangetrieben worden. Die Anlage umfasst insgesamt fast 150 Quadratkilometer. Die Betreiber hätten in ihrem Expansionsdrang teilweise ganze Berge abgetragen. Auch zog die Expansion zahlreiche chinesische Wanderarbeiter an. Das könnte die Tatsache erklären, dass sich unter den 83 Todesopfern nur 2 Tibeter befinden. Mehrfach kam es zu Protesten der Anwohner gegen Zwangsenteignungen, Umleitungen von Flüssen mit Versiegen des Grundwassers, vergifteten Abraum und verschmutzte Gewässer [vergl. Tibet-Information vom 10. Januar 2011; UM]. Nach einer Untersuchung, die in einem renommierten niederländischen Wissenschaftsjournal veröffentlicht wurde [Science for the Total Environment, Elsevier-Verlag, September 2010; UM], haben im Flussbett des Gyama-Flusses die Konzentrationen von mehreren Metallen in den letzten 20 Jahren erheblich zugenommen. Die Autoren des Berichts warnen vor den Gesundheitsrisiken, wenn diese Metalle Aufnahme in die Nahrung finden. Mehr noch, der Gyama-Fluss mündet in den Kiychu-Fluss, der durch Lhasa mit seinen über 180‘000 Einwohnern fliesst und schliesslich in den Yarlung Tsangpo mündet, der schliesslich als Brahmaputra in Bangladesh in das Meer mündet. Damit gefährden Rückstände potenziell eine grosse Bevölkerungszahl. Quellen: Radio Free Asia; Central Tibetan Administration
3. April 2013 Kalkyi hinterlässt drei Söhne und eine Tochter, alle noch unter 15 Jahren. Sie ist die 16. Frau, die diesen Schritt wählte. Waldarbeiter stirbt in selbst errichtetem Scheiterhaufen Kurz darauf erschienen Sicherheitskräfte und riegelten den Ort der Selbstverbrennung ab. Dritte Selbstverbrennung in der gleichen Woche Kunchok Tenzin ist insgesamt der 112. Tibeter, der sich selbst verbrannte, 91 von ihnen sind gestorben. Liste von „13 gesetzeswidrigen Verhaltensweisen“ Diese Liste folgt auf die im Februar d.J. neu lancierte „Patriotische Umerziehung“, die ebenfalls mit zahlreichen Strafandrohungen auf Selbstverbrennungen zu reagieren versucht [vergl. Tibet-Information vom 22. Februar 2013; UM]. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia
25. März 2013 Die Behörden setzten den Ehemann, Dolma Kyab (31), unter Druck, einen Familienstreit als Ursache der Selbstverbrennung auszugeben. Als er sich weigerte, wurde er verhaftet. Auf Grund der Nachrichtensperre in die Region Ngaba sind weitere Details nicht bekannt. Auch war nicht in Erfahrung zu bringen, wer sich um die 8-jährige Tochter kümmert. Weitere Selbstverbrennung im Kloster Kirti Die Selbstverbrennung erfolgte am Jahrestag des Massakers vom 16. März 2008, als während der Unruhen Sicherheitskräfte in eine unbewaffnete Gruppe von mehreren hundert Demonstranten feuerten und mindestens 13 Tibeter starben, darunter ein 16-jähriges Mädchen. Am 16. März 2011 hatte sich der Mönch Phuntsog aus Kirti selbst verbrannt [vergl. Tibet-Information vom 21. März 2011; UM] und damit die bis jetzt anhaltende Welle von Selbstverbrennungen begonnen. Genau 1 Jahr später setzte sich Lobsang Tsultrim, ebenfalls ein Mönch des Klosters Kirti, in Brand [vergl. Tibet-Information vom 19. März 2012; UM] und starb 2 Tage später. Quellen: freetibet.org
12. März 2013 Im Januar waren in der Präfektur Malho in Razzien sämtliche Satellitenschüsseln entfernt und zerstört worden, mit denen sich ausländische Sender empfangen lassen. Auch wurden diese aus allen Läden entfernt und durch solche Anlagen ersetzt, mit denen sich nur noch staatliche chinesische Programme empfangen lassen. Fünf Festnahmen nach Protestaktion zum 10. März Als die Sicherheitskräfte auf die Demonstration aufmerksam wurden und anrückten, wollten zwei Tibeter schlichtend eingreifen, doch wurden sie ebenfalls verhaftet. Es ist nicht bekannt, wo sich die Verhafteten derzeit befinden. Verhaftungen und Verurteilungen wegen “Beihilfe zur Selbstverbrennung” Ebenfalls meldete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua die Verhaftung von 5 Tibetern in Osttibet, die angeblich „im Auftrag“ der Radiosender Radio Free Tibet und Voice of America sowie der Exilorganisation Tibetan Youth Congress (TYC), der für die Unabhängigkeit Tibets eintritt, Freiwillige für Selbstverbrennungen rekrutiert hätten. Die verhafteten Tibeter wären angeblich stets gleich nach Selbstverbrennungen vor Ort gewesen und hätten Bilder ins Ausland geschickt. Sowohl die Radiosender als auch TYC dementierten energisch, dass sie zu Selbstverbrennungen animieren würden. Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
7. März 2013 Beide hatten die Primarschule in der Ortschaft Kyangtsa in Ngaba besucht. Rinchen hatte nach dem Abschluss der Schule in der Provinz Qinghai im Norden Tibets eine Anstellung gefunden und war während des tibetischen Neujahrs bei seiner Familie in Ngaba zu Besuch. Beide Leichname wurden zu ihren Eltern gebracht, welche hoffen, die Totenrituale ungestört durchführen zu dürfen. Damit sind 20 der Tibeter, die sich selbst verbrannten, 18 Jahre alt oder jünger. In der osttibetischen Region Ngaba zündete sich am Morgen des 26. Februar der Tibeter Sangdag auf einer Hauptstrasse im Bezirk Ngaba an. Sangdag, dessen Alter nicht bekannt ist, war Mönch im Kloster Dhiphu. Sicherheitskräfte, die sofort am Ort der Selbstverbrennung erschienen, brachten seinen Körper zuerst in das lokale Spital, später dann aber an einen unbekannten Ort. Über seinen Zustand sind bisher keine weiteren Details bekannt. Mehrere Verletzte bei Protestaktion in Osttibet Stattdessen warfen die Tibeter die Flaggen auf den Boden und traten mit ihren Füssen auf sie. Auch die als Dank verteilten Solarzellen wurden von ihnen sofort zerstört. Einen Tag darauf trafen Sicherheitskräfte in Meyul ein und verhafteten die Tibeter, die als Anführer des Protests identifiziert wurden. Dabei erlitt ein Tibeter mehrere Rippenbrüche, ein anderer einen Armbruch. Mindestens vier weitere Tibeter wurden bei der Verhaftung zusammengeschlagen. An den Strassen, die aus Meyul herausführen, sind Kontrollpunkte eingerichtet. Sicherheitskräfte erfassen die Personalien in sämtlichen Haushalten in der Region. Seit diesem Vorfall sind alle Telefon- und Internetverbindungen in die Region unterbrochen, so dass weitere Details nicht in Erfahrung zu bringen sind. Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia
21. Februar 2013 Damit steigt die Zahl der Selbstverbrennungen auf 104. Bereits am 14. Februar, dem dritten Tag des tibetischen Neujahrsfestes, hatte sich der 26-jährige Drukpar Khar, Vater von 3 Kindern, in der Stadt Amchok in der Präfektur Kanhlo in Brand gesetzt. Am 17. Februar starb der 46-jährige Namlha Tsering, Vater von 4 Söhnen, in der Stadt Sangchu, ebenfalls in der Provinz Kanhlo, nachdem er sich mit gekreuzten Beinen auf einer stark befahrenen Strasse in Brand gesetzt hatte. Sicherheitskräfte schafften seinen Leichnam weg und versuchten, die Brandspuren an der Stelle, wo er sich verbrannt hatte, zu verdecken. Tibeter werden gezwungen, Neujahr zu feiern Die Funktionäre versuchten die Tibeter mit einer Mischung aus Drohungen und angebotenen Belohnungen zum Feiern zu veranlassen. Sie wurden aufgefordert, sich wie üblich neu zu kleiden, Angehörige und Freunde zu opulenten Essen einzuladen und die traditionellen Reiterwettkämpfe und Bogenschiessen zu veranstalten. Allen, die sich verweigerten, wurden massive Strafen angedroht. Es ist unmöglich, umfassende Informationen zu erhalten, ob diesen Anordnungen Folge geleistet wurde, jedoch gibt es aus verschiedenen Regionen Berichte, dass sich Tibeter diesen Anordnungen widersetzten und die Feiertage stattdessen mit Gebeten in Klöstern verbrachten. Tibetische Läden weigerten sich auch, Feuerwerk zu verkaufen, das an diesen Tagen normalerweise entzündet wird. In Rebkong dekorierten Kader die Regierungsgebäude und an Strassenkreuzungen errichtete Gerüste mit Drachenmotiven, dem chinesischen Nationalsymbol. In Lhasa besuchten hohe Funktionäre das Ramoche-Kloster und ordneten an, dass die Wände neu gestrichen und Flaggen gehisst werden, wie es ansonsten der Tradition zum Neujahr entspricht. Wenn sich Mönche weigerten, das Neujahrsfest entsprechend der Tradition zu begehen, würde das als politisches Vergehen angesehen. Das Ramoche-Kloster, eines der ältesten tibetischen Klöster überhaupt, hatte seit dem Aufstand im Jahr 2008 keine Feiern zum Neujahr durchgeführt. „Patriotische Umerziehung“ fokussiert auf Selbstverbrennungen Quellen: Radio Free Asia; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD
14. Februar 2013 Am gleichen Tag zündete sich auch in Nepals Hauptstadt Kathmandu ein junger tibetischer Mönch an. Sein Name ist nicht bekannt, ebenso gibt es keine Informationen über seinen Zustand. Massenverhaftungen wegen „Beihilfe“ zu Selbstverbrennungen Die propagandistische Ausschlachtung der Verhaftungen durch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua dient zum einen dazu, andere Tibeter davon abzuschrecken, Totenrituale für die Opfer der Selbstverbrennungen abzuhalten, den betroffenen Familien Kondolenzbesuche abzustatten oder ihnen materielle Zuwendungen zukommen zu lassen. Zum anderen werden die Tibeter, die sich selbst verbrannt haben, als vom Ausland „gesteuert“ oder als Menschen mit gravierenden persönlichen Problemen dargestellt. Einige der Festgenommenen im osttibetischen Malho hätten Fotos der Selbstverbrennungen in das Ausland geschickt, um durch den dort zu erlangenden „Ruhm“ weitere Tibeter zu dieser Tat zu ermutigen. Andere seien „frustriert“ und des Lebens müde gewesen, hätten sich aber durch die Selbstverbrennung noch Respekt und Ansehen verschaffen wollen. Quellen: International Campaign for Tibet; Phayul
31. Januar 2013 In seiner ersten Rede nahm Lobsang Gyaltsen gleich eine harte Haltung an und sprach von der Notwendigkeit eines „entschlossenen Kampfes“ gegen den Dalai Lama. Seine Rede enthielt die schon lange üblichen Formeln über „Wachsamkeit“, einen „festen politischen Standpunkt“, und Wahrung der „nationalen Einheit“. Jeglicher Fortschritt seit der „friedlichen Befreiung“ sei der Führung der Kommunistischen Partei und dem sozialistischen System zu verdanken. Todesurteil für „Anstiftung zur Selbstverbrennung“ Über diesen Fall war in den offiziellen chinesischen Medien bereits vor Prozessbeginn breit berichtet worden. Hier, und auch bei anderen Verhaftungen wegen der gleichen Beschuldigungen, betonen die offiziellen Medien stets, dass die Verhafteten Kontakte zu Exiltibetern hatten, um so die Theorie einer „Steuerung“ der Selbstverbrennungen aus dem tibetischen Exil zu untermauern. Seit Dezember wurden allein in der Region Kanlho, wo sich auch mehrere Selbstverbrennungen ereignet hatten, 15 Tibeter verhaftet. Diese sollen mit „spalterischen Kräften“ im Ausland in Verbindung gestanden, Informationen über Selbstverbrennungen verbreitet, oder andere zu dieser Tat angestiftet haben. Kampagne zur Zerstörung von Satellitenempfängern wird verschärft Die Kampagne hatte in Malho bereits Anfang 2013 begonnen [vergl. Tibet-Information vom 14. Januar 2013; UM]. Behördenvertreter konfiszierten nicht nur unerwünschte Anlagen aus Haushalten, sondern auch aus den örtlichen Läden und verboten den Händlern ihren Verkauf. Die eingesammelten Satellitenempfänger wurden dann öffentlich verbrannt. Am 18. Januar erschien eine grössere Gruppe von Offiziellen im Kloster Rongwo, wo sie sogleich die Anlagen demontierten, einsammelten, und alle Empfangskabel in den Räumlichkeiten des Klosters und den Mönchszellen durchtrennten. Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy; Radio Free Asia RFA
28. Januar 2013 Am 22. Januar starb Kunchok Kyap (auch unter dem Namen Kunbey bekannt) im Hof des Klosters Bora in der Präfektur Kanlho, während die Mönche in der Halle eine Zeremonie abhielten. Sein Alter ist ebenfalls nicht bekannt. Er war verheiratet und Vater eines knapp einjährigen Kindes. Das Kloster Bora war bereits am 2. Dezember Schauplatz einer Selbstverbrennung [vergl. Tibet- Information vom 12. Dezember 2012; UM]. Sicherheitskräfte schafften sofort seinen Leichnam fort. Als das bekannt wurde, versammelten sich Bewohner von Bora und weiterer Dörfer vor dem lokalen Regierungsgebäude und forderten die Herausgabe des Leichnams. Anstatt dem Folge zu leisten, warnten Behördenvertreter die Anwesenden strikt davor, zu dem Haus der Angehörigen zu ziehen und ihr Beileid auszudrücken. Allen Mönchen wurde untersagt, irgendwelche Totengebete zu sprechen. Anstatt sich dem Verbot zu beugen, beschlossen die Tibeter, die Totenrituale direkt vor dem Regierungsgebäude abzuhalten, worauf die Zahl der Anwesenden noch anwuchs. 17-jähriger Tibeter stirbt vor Selbstverbrennung Unter anderem schrieb er: „Mögen meine Sehnsüchte erfüllt werden...Seine Heiligkeit der Dalai Lama lebe tausende von Weltzeitaltern...Meine Gebete für das Glück von Tibet.“ Privatunterricht verboten Ebenfalls verboten wurde der tibetische Sprachunterricht, der von mehreren Klöstern in dieser Region angeboten wurde. Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul
14. Januar 2013 Behörden konfiszieren Satellitenempfänger Ziel der Kampagne sind solche Satellitenschüsseln, die den Empfang ausländischer Radio- und Fernsehprogramme wie zum Beispiel Radio Free Asia oder Voice of America erlauben. Die Tibeter werden aufgefordert, nur noch Satellitenempfänger zu kaufen, die ausschliesslich die staatlichen chinesischen Sender empfangen können. Einige Tibeter vermuten, dass sich in diesen Empfängern auch Einrichtungen zur Überwachung der Haushalte befinden könnten. Propagandafilm über die „wahre Natur der Selbstverbrennungen“ Unterstützt wurde diese publizistische Kampagne durch eine Serie von Zeitungsartikeln und Interviews mit „Tibetologen“ in verschiedenen Zeitungen, die diese Sichtweise bekräftigen. In dem Film sind Interviews mit verhafteten Tibetern zu sehen, die angeben, dass sie aus dem Ausland zur Planung und Durchführung von Selbstverbrennungen angestachelt wurden, und im Film als „Opfer“ dieser Kampagne dargestellt werden. Zuerst wurde der Film in CCTV-4 gezeigt, der sich in chinesischer Sprache an im Ausland lebende Chinesen wendet, danach aber auch in den englischen, spanischen, französischen, arabischen und russischen Kanälen von CCTV. Schon am 20. Dezember hatten chinesische Medien von der Verhaftung zweier Tibeter in einem Gästehaus in Rongwo in der Präfektur Malho berichtet, die dort angeblich mit einem Kanister Benzin und Baumwolle aufgegriffen wurden. Die angebliche „Anstiftung“ aus dem Ausland wurde nach offizieller Darstellung damit belegt, dass beide Verhafteten nach ihrer Flucht aus Tibet im Jahre 2005 im tibetischen Exil in Indien gelebt und Kontakte mit dem Tibetischen Jugendkongress hatten, der im Gegensatz zur Regierung im Exil die Unabhängigkeit Tibets propagiert. Quellen: Radio Free Asia RFA; Phayul
8. Januar 2013 Unmittelbarer Ausgangspunkt der Dokumentation war die Tatsache, dass zwei Drittel der Selbstverbrennungsopfer in Tibet jünger als 25 Jahre sind, acht von ihnen sogar unter 18 Jahre. Vier von ihnen sind tot, über den Verbleib der anderen gibt es keine Informationen. Weiterhin dokumentiert der Bericht, wie Kinder
Im Übrigen erinnert der Bericht daran, dass der vom Dalai Lama als Inkarnation des Panchen Lama anerkannte Gendun Choekyi Nyima im Jahre 1995 im Alter von 6 Jahren verschleppt wurde, ohne dass bis heute Informationen über seinen Verbleib und sein Wohlergehen erhältlich sind. China hat die Internationale Konvention über die Rechte des Kindes unterzeichnet, und es wird an die UN appelliert, China an die daraus resultierenden Verpflichtungen zu erinnern. Ultimatum für “Verbrecher”, Belohnungen für Denunzianten Laut der Ankündigung, die Phayul zugespielt wurde, wurde „fehlbaren“ Tibetern, die sich bis Ende November freiwillig stellen, eine mildere Strafe versprochen. Alle diejenigen, die die Frist verstreichen lassen, würden hart bestraft. Als „Verbrechen“, die unter die Strafmilderung fallen, zählt die Ankündigung auf: „Aufhetzen zur Selbstverbrennung“, Zeigen von Dalai-Lama-Bildern bei Gedenkversammlungen nach Selbstverbrennungen und Beileidsbekundungen an Angehörige, „separatistische“ Parolen rufen, „rechtswidriges“ Fotografieren oder Filmen von Selbstverbrennungen und Versand des Materials in das Ausland, „Verbreiten von Gerüchten“ und „provokative Gespräche“. Wenn Personen der Polizei Informationen über geplante Selbstverbrennungen übermitteln oder die Namen derjenigen verraten, die Beileidsbesuche abstatten, werden Geldsummen von umgerechnet Fr. 150 bis 30‘000 als Belohnung versprochen. Quellen: Free Tibet Campaign; Tibet Watch; Phayul
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